Koenigsbrunner Zeitung

Nach Zugunglück in Aichach: Bahn rüstet nach

Rund 600 Stellwerke bekommen neue Sicherheit­stechnik. Das sind aber längst nicht alle

- Spiegel

Hamburg

Die Deutsche Bahn will einem Medienberi­cht zufolge als Konsequenz aus dem Zugunglück von Aichach hunderte alte Stellwerke mit elektronis­chen Warnanlage­n nachrüsten. Wie der am Samstag berichtete, soll die Technik helfen, falsche Weichenste­llungen zu vermeiden und Zugkollisi­onen in Bahnhöfen zu verhindern.

Konkret geht es laut dem Bericht um rund 600 von insgesamt 1178 Stellwerke­n, bei denen die Fahrdienst­leiter Signale und Weichen noch per Hand bedienen – mithilfe mechanisch­er Drahtzüge oder elektrisch­er Schalter. Die Kontrolle, ob die gestellten Fahrstreck­en tatsächlic­h frei sind, erfolge dort wie vor hundert Jahren noch per Augenschei­n. Die Warnanlage­n, die nun eingebaut werden sollen, bestehen dem Magazin zufolge aus einem Computer, der mit Sensoren im Gleis und an den Schalthebe­ln verbunden ist. Versuche ein Fahrdienst­leiter einen Zug auf ein Gleis zu leiten, das bereits von einem anderen Zug blockiert sei, sollten dann eine Warnsirene und ein blinkendes Warnlicht aktiviert werden. Eine Bahnsprech­erin bestätigte den Bericht am Wochenende, nannte aber keine Details.

Eine solche Anlage hätte womöglich auch den Zusammenst­oß zweier Züge in Aichach verhindern können. Bereits im Mai hatte es geheißen, dass das Unglück durch eine versehentl­ich falsch gestellte Weiche verursacht worden sein könnte. Der von Augsburg nach Ingolstadt fahrende Regionalzu­g war Anfang Mai wenige hundert Meter vor dem Bahnhof Aichach frontal auf die Lok eines stehenden Güterzugs gefahren. Dabei kamen der 37 Jahre alte Lokführer des Personenzu­gs und eine 73 Jahre alte Passagieri­n ums Leben, 14 Menschen wurden verletzt.

Laut Spiegel soll auch das Aichacher Stellwerk eines der neuen Warnsystem­e erhalten. Bei der Auswahl der Stellwerke, die nachgerüst­et werden sollen, habe sich die Bahn zunächst auf Strecken konzentrie­rt, auf denen 40 Stundenkil­ometer oder schneller gefahren werde und auf denen Personenzü­ge in hoher Frequenz verkehren. Der Einbau der Warnanlage­n soll demnach im Januar 2019 beginnen und bis 2024 abgeschlos­sen sein. Das Investitio­nsvolumen betrage rund 90 Millionen Euro.

 ?? Foto: Matthias Balk, dpa ?? Beim Zugunglück von Aichach starben zwei Menschen.
Foto: Matthias Balk, dpa Beim Zugunglück von Aichach starben zwei Menschen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany