Koenigsbrunner Zeitung

Die Kunst gedeiht im Grünen

Mit Arbeiten des Stahlbildh­auers Herbert Mehler geht die Reihe „Parknovell­en“beim Kurhaus nach einer Pause von zwei Jahren mit der Folge 8 formschön weiter

- VON MICHAEL SCHREINER

Mit Skulpturen von Herbert Mehler ist die Freiluft-Ausstellun­gs-Reihe „Parknovell­en“nach zwei Jahren Pause zurück im schönen historisch­en Park beim Kurhaus in Göggingen. Zum achten Mal zeigen die Galeristen Anette Urban und Wolfgang Reichert (früher Ecke Galerie, inzwischen Maxgalerie) mit Unterstütz­ung der Arno Buchegger Stiftung im Grün zwischen mächtigen alten Eichen und Kastanien Plastiken eines namhaften Bildhauers. Acht bis zu drei Meter hohe Arbeiten aus Cortenstah­l stehen vorm Kurhaus und im Park. Alle basieren auf den Grundforme­n Säule, Zylinder und Tonne. Es sind aufstreben­de, formschöne Gebilde, die mal an große Kakteen erinnern, dann wieder wie exotische Blüten, florale Geschöpfe oder abstrahier­te Figuren mit schlanken Taillen erscheinen.

Die Arbeiten haben klangvolle, sprechende Titel, italienisc­he Namen wie Belladonna, Bocciolo (Knospe), Fiamma (Flamme), Onda (Welle), Spola (Schiffchen). Charakteri­stisch für Mehlers gefällige Skulpturen, die in warmen Rostfarben aus dem Grün herausleuc­hten, sind die ebenmäßige­n, absolut gleichmäßi­gen Faltungen und Lamellen. Tiefe Einschnitt­e und exakte Knicke, die an den Balg eines Akkordeons denken lassen und die Außenhaut seiner Plastiken rhythmisie­ren und prägen. So scharfkant­ig die Falzungen von Mehlers bis zu drei Meter hohen Stahlplast­iken sind, so wunderbar sanft sind die Rundungen und Krümmungen, die der Bildhauer seinen Formen einschreib­t. Aus diesen Gegensätze­n gestaltet Herbert Mehler seine wundersame­n Objekte, die unter freiem Himmel ein Eigenleben entwickeln, das sich sehr harmonisch in die Parklandsc­haft einfügt. Plastiken im öffentlich­en Raum können ja auch Widerhaken sein, verstörend, aufregend. Nichts davon ist Mehlers Arbeiten eigen, in deren Ebenmaß es „keine Abweichung­en und Unkalkulie­rbarkeiten gibt“, wie ein Kritiker einmal schrieb.

Herbert Mehler, geboren 1949 in Steinau bei Fulda, studierte 1972 bis 1976 an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Prägende erste künstleris­che Erfahrunge­n allerdings sammelte Mehler bei seinem Vater, dem Holzbildha­uer Franz Mehler. Mehler lebt und ar- beitet seit dem Jahr 2000 auf einem alten Bauernhof bei Würzburg, dem Erbachshof, auf dem er sich gemeinsam mit seiner Frau, der Malerin Sonja Edle von Hoeßle, ein Refugium mit Werkhalle, Ateliers für Gastkünstl­er und Ausstellun­gsräumen eingericht­et hat. Mehlers Arbeiten sind in namhaften Museen, Galerien und an vielen Orten im öffentlich­en Raum vertreten. In Würzburg beispielsw­eise, wo seine 7,20 Meter hohe „Belladonna“gegenüber dem Museum Kulturspei­cher aufragt. Das Galeristen­paar Anette Urban und Wolfgang Reichert hatte 2015 zufällig eine seiner Skulpturen in Ahrenshoop an der Ostsee entdeckt – und beschlosse­n, Herbert Mehler in Augsburg auszustell­en.

Seine Cortenstah­l-Skulpturen fügen sich gleichsam organisch ein in die Reihe der Parknovell­en, in der seit 2009 schon einige Stahl-Bildhauer mit verwandter Formenspra­che zu sehen waren – Willi Weiner vor allem, aber auch Jürgen Knubben und Karl K. Maurer. Nachbilder dieser Park-Seherlebni­sse stellen sich beim Schlendern zwischen Herbert Mehlers Werken zwangsläuf­ig ein. Seine Gebilde stehen autonom für sich – und doch nehmen sie aufeinande­r Bezug.

Wieder erweist sich, dass die stille Parklandsc­haft ein idealer Rahmen für Skulpturen ist. Der Besucher kann viele Perspektiv­en, Blickwinke­l und Sichtachse­n erproben, er kann sich den Werken auf immer neuen Wegen nähern und ist dabei immer frei in seinem Zugang. Diese Offenheit der Aneignung ist in Museen kaum möglich. Parknovell­en 8 – das ist für jeden Betrachter eine andere Erzählung.

O

Laufzeit bis 28. Oktober im Park des Kurhauses in Göggingen, geöffnet von

9 bis 21 Uhr, im September, 9 20 Uhr, ab

1. Oktober 9 17 Uhr. Eintritt frei.

 ?? Fotos: Michael Schreiner ?? Acht Skulpturen von Herbert Mehler aus angerostet­em Cortenstah­l sind auf dem Park Gelände rund um das Kurhaus in Göggingen aufgestell­t. Die floralen Gebilde harmoniere­n mit dem alten Baumbestan­d und dem Grün des Parks.
Fotos: Michael Schreiner Acht Skulpturen von Herbert Mehler aus angerostet­em Cortenstah­l sind auf dem Park Gelände rund um das Kurhaus in Göggingen aufgestell­t. Die floralen Gebilde harmoniere­n mit dem alten Baumbestan­d und dem Grün des Parks.
 ??  ?? Fiamma, was Flamme bedeutet, ist der Titel dieser Arbeit, 228 cm hoch.
Fiamma, was Flamme bedeutet, ist der Titel dieser Arbeit, 228 cm hoch.
 ??  ?? Im Park lassen sich immer neue Blick winkel auf die Plastiken finden.
Im Park lassen sich immer neue Blick winkel auf die Plastiken finden.

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