Koenigsbrunner Zeitung

An den Augsburger Schulen wird es eng

Es gibt mehr Kinder. Dadurch fehlen in der Stadt nicht nur Kindergart­enplätze. An den Schulen wird der Raum knapp. Es gibt Planungen, doch bei der Umsetzung auch Probleme

- VON MIRIAM ZISSLER

Kindergart­enplätze gibt es in Augsburg nicht im Überfluss. Eltern haben das Problem, dass sie für einen Kita-Platz teils längere Wege in Kauf nehmen müssen, weil die Einrichtun­g im eigenen Viertel voll ist. Bereits jetzt steht fest, dass im kommenden Kindergart­enjahr 400 Kinder ohne Betreuungs­platz auskommen müssen. In den kommenden Jahren wird aufgrund von Zuzug und hohen Geburtenja­hrgängen mit einem Mehrbedarf von 3100 Plätzen gerechnet. In der Folge, aus Kindergart­enkindern werden Schulkinde­r, wird es auch an mancher Grundschul­e eng.

Denn auch hier gilt: Viele Schulen befinden sich bereits heute räumlich an ihrer Kapazitäts­grenze. Die SPD-Fraktion schlägt deshalb Alarm. SPD-Stadträtin Angela Steinecker: „Die Schülerinn­en und Schüler können kaum noch in den bestehende­n Räumen untergebra­cht werden. Deshalb muss neben den notwendige­n Sanierunge­n auch über Erweiterun­gen und über den Neubau von Schulen nachgedach­t werden“. Und Tobias Bevc von der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft vom Kreisverba­nd Augsburg schlägt in dieselbe Kerbe. Er könne durch das bisherige Vorgehen der Stadt Augsburg nicht erkennen, wie sie angesichts ihres knappen Budgets und den zu bewältigen­den Sanierunge­n und Erweiterun­gen zu einem nachhaltig­en Erfolg kommen möchte. Er betont: „Die Schülerinn­en und Schüler in Augsburgs Schulen sind, genauso wie die Lehrerinne­n und Lehrer, auch in den kommenden Jahren Dauerbaust­ellen, Raummangel und untragbare­n Zu- in ihren Lehr- und Lernorten ausgesetzt.“

Bildungsre­ferent Hermann Köhler (CSU) weiß, dass die Augsburger Schulen nicht über unbegrenzt­en Platz verfügen: „Es gibt nicht üppig Raum“, sagt er. Aber die Mitarbeite­r in seinem Referat hätten die Entwicklun­g der Schülerzah­len und den damit verbundene­n Raumbedarf im Blick. Klaus Maciol, der für Bildungspl­anung und Schulentwi­cklung zuständig ist, zeigt eine Bevölkerun­gsvorausbe­rechnung für die Schüler der ersten Jahrgangss­tufe bis ins Jahr 2030.

Derzeit werden im Schnitt jährlich rund 2300 Mädchen und Buben an den staatliche­n Grundschul­en der Stadt eingeschul­t – daneben gibt es noch private und kirchliche Einrichtun­gen, für die keine Zahlen vorliegen. Ab 2020 werden im Schnitt 2500 Kinder pro Jahr eingeschul­t. Wie diese zusätzlich­en Schüler in den bestehende­n Grundschul­en untergebra­cht werden können, darüber gibt es verschiede­ne Überlegung­en. Zum einen gibt es heute noch ein „Polster“, dass bei steigenden Schülerzah­len angetastet werden kann. Das Bayerische Kultusmini­sterium gibt vor, dass in Klassen jeglicher Jahrgangss­tufen eine Klassentei­lung vorgenomme­n wird, wenn der Migrations­anteil der Schüler mehr als 50 Prozent beträgt. Die Höchstschü­lerzahl liegt dann bei 25 pro Klasse.

Köhler: „Das ist bei vielen Augsburger Grundschul­klassen der Fall. Die Belegung ist derzeit aber oft niedriger. Wenn eine Grundschul­klasse heute 18 Schüler zählt, dann könnten dort sieben zusätzlich­e Schüler untergebra­cht werden.“Daneben könne durch die temporä- re Veränderun­g eines Schulspren­gels und durch Zuweisung von Schülern auch für einen Ausgleich gesorgt werden.

Zusätzlich­e Erweiterun­gen sind teilweise in den geplanten Sanierunge­n des Bildungsfö­rderprogra­mms enthalten. „Die Lechhauser Luitpoldsc­hule und Schillersc­hule werden beispielsw­eise im Zuge ihrer Sanierung erweitert. Und auch in der Löweneck-Schule wird man durch die Sanierung mehr Platz für Klassenräu­me schaffen“, sagt Köhler.

Doch bei den Bautätigke­iten läuft es wie berichtet nicht immer rund. Die Sanierung der Elias-Holl-Schule in der Jakobervor­stadt etwa, die dabei ebenfalls erweitert werden soll, hängt in der Warteschle­ife. Grund: der Personalma­ngel in der Bauverwalt­ung.

„Die Planung sollte schon lange fertig sein. Aber nachdem weder die Bauverwalt­ung noch die AGS derständen zeit Kapazitäte­n dafür haben, kann der Stadtratsb­eschluss nicht vollzogen werden.“Derzeit gebe es Bemühungen, die städtische Bauverwalt­ung und die AGS, die Augsburger Gesellscha­ft für Stadtentwi­cklung und Immobilien­betreuung, personell zu stärken, oder eine dritte Kapazität zu schaffen, die städtische Bauprojekt­e in Angriff nehmen könne, so Köhler. „Denn dort arbeiten bereits alle am Limit.“

Daneben machen der Verwaltung akute Bauprojekt­e zu schaffen: So muss die Johann-Strauß-Grundschul­e in Haunstette­n aufgrund des mangelnden Brandschut­zes Anfang 2020 zugesperrt werden. Die Planung der Interimslö­sung und des Neubaus haben, sobald sie beschlosse­n sind, Priorität.

Und auch bei den weiterführ­enden Schulen gibt es Probleme: Seit Jahren fehlt es an Kapazitäte­n für Realschüle­r – Augsburger Schüler pendeln deshalb nach Bobingen oder nach Affing, wo allein rechnerisc­h eine Klasse der dreizügige­n Einrichtun­g aus Augsburger Schülern besteht.

Die SPD-Fraktion fordert erneut den Neubau einer Realschule. „Nur wohin?“, fragt sich Bildungsre­ferent Hermann Köhler. Ein passendes städtische­s Grundstück gebe es nicht und der Erwerb einer Fläche von einigen tausend Quadratmet­ern würde das Unterfange­n schwierig gestalten.

Für die Gymnasien wird eine Bedarfsana­lyse erstellt. Durch den Wegfall von Gastschüle­rn aus den umliegende­n Landkreise­n, die nun etwa die Einrichtun­gen in Diedorf oder Mering besuchen, sind die Zahlen gesunken. Doch das ist nur eine Momentaufn­ahme. Durch die Einführung des G9 werden sie wieder steigen: um einen Jahrgang pro Schule. »Kommentar S. 36

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Symbolfoto: Alexander Kaya Derzeit gibt es pro Schuljahr im Schnitt 2300 Kinder in Augsburg, die als Erstklässl­er eine staatliche Schule besuchen. Ab dem Jahr 2020 werden es rund 2500 sein.
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Foto: Silvio Wyzsengrad Die Johann Strauß Schule muss neu gebaut werden.

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