An den Augsburger Schulen wird es eng
Es gibt mehr Kinder. Dadurch fehlen in der Stadt nicht nur Kindergartenplätze. An den Schulen wird der Raum knapp. Es gibt Planungen, doch bei der Umsetzung auch Probleme
Kindergartenplätze gibt es in Augsburg nicht im Überfluss. Eltern haben das Problem, dass sie für einen Kita-Platz teils längere Wege in Kauf nehmen müssen, weil die Einrichtung im eigenen Viertel voll ist. Bereits jetzt steht fest, dass im kommenden Kindergartenjahr 400 Kinder ohne Betreuungsplatz auskommen müssen. In den kommenden Jahren wird aufgrund von Zuzug und hohen Geburtenjahrgängen mit einem Mehrbedarf von 3100 Plätzen gerechnet. In der Folge, aus Kindergartenkindern werden Schulkinder, wird es auch an mancher Grundschule eng.
Denn auch hier gilt: Viele Schulen befinden sich bereits heute räumlich an ihrer Kapazitätsgrenze. Die SPD-Fraktion schlägt deshalb Alarm. SPD-Stadträtin Angela Steinecker: „Die Schülerinnen und Schüler können kaum noch in den bestehenden Räumen untergebracht werden. Deshalb muss neben den notwendigen Sanierungen auch über Erweiterungen und über den Neubau von Schulen nachgedacht werden“. Und Tobias Bevc von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft vom Kreisverband Augsburg schlägt in dieselbe Kerbe. Er könne durch das bisherige Vorgehen der Stadt Augsburg nicht erkennen, wie sie angesichts ihres knappen Budgets und den zu bewältigenden Sanierungen und Erweiterungen zu einem nachhaltigen Erfolg kommen möchte. Er betont: „Die Schülerinnen und Schüler in Augsburgs Schulen sind, genauso wie die Lehrerinnen und Lehrer, auch in den kommenden Jahren Dauerbaustellen, Raummangel und untragbaren Zu- in ihren Lehr- und Lernorten ausgesetzt.“
Bildungsreferent Hermann Köhler (CSU) weiß, dass die Augsburger Schulen nicht über unbegrenzten Platz verfügen: „Es gibt nicht üppig Raum“, sagt er. Aber die Mitarbeiter in seinem Referat hätten die Entwicklung der Schülerzahlen und den damit verbundenen Raumbedarf im Blick. Klaus Maciol, der für Bildungsplanung und Schulentwicklung zuständig ist, zeigt eine Bevölkerungsvorausberechnung für die Schüler der ersten Jahrgangsstufe bis ins Jahr 2030.
Derzeit werden im Schnitt jährlich rund 2300 Mädchen und Buben an den staatlichen Grundschulen der Stadt eingeschult – daneben gibt es noch private und kirchliche Einrichtungen, für die keine Zahlen vorliegen. Ab 2020 werden im Schnitt 2500 Kinder pro Jahr eingeschult. Wie diese zusätzlichen Schüler in den bestehenden Grundschulen untergebracht werden können, darüber gibt es verschiedene Überlegungen. Zum einen gibt es heute noch ein „Polster“, dass bei steigenden Schülerzahlen angetastet werden kann. Das Bayerische Kultusministerium gibt vor, dass in Klassen jeglicher Jahrgangsstufen eine Klassenteilung vorgenommen wird, wenn der Migrationsanteil der Schüler mehr als 50 Prozent beträgt. Die Höchstschülerzahl liegt dann bei 25 pro Klasse.
Köhler: „Das ist bei vielen Augsburger Grundschulklassen der Fall. Die Belegung ist derzeit aber oft niedriger. Wenn eine Grundschulklasse heute 18 Schüler zählt, dann könnten dort sieben zusätzliche Schüler untergebracht werden.“Daneben könne durch die temporä- re Veränderung eines Schulsprengels und durch Zuweisung von Schülern auch für einen Ausgleich gesorgt werden.
Zusätzliche Erweiterungen sind teilweise in den geplanten Sanierungen des Bildungsförderprogramms enthalten. „Die Lechhauser Luitpoldschule und Schillerschule werden beispielsweise im Zuge ihrer Sanierung erweitert. Und auch in der Löweneck-Schule wird man durch die Sanierung mehr Platz für Klassenräume schaffen“, sagt Köhler.
Doch bei den Bautätigkeiten läuft es wie berichtet nicht immer rund. Die Sanierung der Elias-Holl-Schule in der Jakobervorstadt etwa, die dabei ebenfalls erweitert werden soll, hängt in der Warteschleife. Grund: der Personalmangel in der Bauverwaltung.
„Die Planung sollte schon lange fertig sein. Aber nachdem weder die Bauverwaltung noch die AGS derständen zeit Kapazitäten dafür haben, kann der Stadtratsbeschluss nicht vollzogen werden.“Derzeit gebe es Bemühungen, die städtische Bauverwaltung und die AGS, die Augsburger Gesellschaft für Stadtentwicklung und Immobilienbetreuung, personell zu stärken, oder eine dritte Kapazität zu schaffen, die städtische Bauprojekte in Angriff nehmen könne, so Köhler. „Denn dort arbeiten bereits alle am Limit.“
Daneben machen der Verwaltung akute Bauprojekte zu schaffen: So muss die Johann-Strauß-Grundschule in Haunstetten aufgrund des mangelnden Brandschutzes Anfang 2020 zugesperrt werden. Die Planung der Interimslösung und des Neubaus haben, sobald sie beschlossen sind, Priorität.
Und auch bei den weiterführenden Schulen gibt es Probleme: Seit Jahren fehlt es an Kapazitäten für Realschüler – Augsburger Schüler pendeln deshalb nach Bobingen oder nach Affing, wo allein rechnerisch eine Klasse der dreizügigen Einrichtung aus Augsburger Schülern besteht.
Die SPD-Fraktion fordert erneut den Neubau einer Realschule. „Nur wohin?“, fragt sich Bildungsreferent Hermann Köhler. Ein passendes städtisches Grundstück gebe es nicht und der Erwerb einer Fläche von einigen tausend Quadratmetern würde das Unterfangen schwierig gestalten.
Für die Gymnasien wird eine Bedarfsanalyse erstellt. Durch den Wegfall von Gastschülern aus den umliegenden Landkreisen, die nun etwa die Einrichtungen in Diedorf oder Mering besuchen, sind die Zahlen gesunken. Doch das ist nur eine Momentaufnahme. Durch die Einführung des G9 werden sie wieder steigen: um einen Jahrgang pro Schule. »Kommentar S. 36