Immer mehr Schrotträder blockieren Stellplätze
Das Problem durch zurückgelassene Fahrräder nimmt in vielen Städten zu. Auch in Augsburg
Die Ketten sind verrostet, die Reifen platt oder die Lenker verbogen – Radleichen stehen oft monatelang in Bayerns Städten. Laut dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) nimmt das Problem vor allem an Bahnhöfen und anderen Haltestellen zu. „Dort werden dringend benötigte Stellplätze blockiert“, heißt es von einer Sprecherin.
Auch in Augsburg steige die Zahl der zurückgelassenen Räder, bestätigt Tiefbauamtsleiter Josef Weber. Es gebe keine genaue Erfassung, schätzungsweise müssten im Jahr aber rund hundert entfernt werden. Dabei arbeitet die Stadt mit der Polizei zusammen. Denn bevor sie Schlösser knacken darf, müssen die rechtlichen Voraussetzungen stimmen. Wenn Mitarbeiter der Stadt bei ihren Kontrollen oder nach Hinweisen mutmaßlich entsorgte Fahrräder entdecken, müssen sie diese erst einmal mit Zetteln markieren. Die Besitzer werden damit aufgefordert, ihr Eigentum innerhalb von acht Wochen selbst zu entfernen. Erst nach Ablauf dieser Frist darf die Stadt im Beisein der Polizei selbst eingreifen und die Räder zum Bauhof transportieren. Dort werden sie noch mehrere Monate eingelagert und danach je nach Zustand versteigert oder verschrottet.
Die Polizei kontrolliert alle Räder darauf, ob sie als gestohlen gemeldet wurden. Ermittlungen wegen der Entsorgung in der Öffentlichkeit gibt es hingegen in der Regel nicht. Die Polizei räumt ein, dass sich die Besitzer üblicherweise nicht ausfindig machen lassen. In München ist das Problem wesentlich größer. Dort werden jedes Jahr rund 3000 der sogenannten Schrotträder entfernt, die vor allem an Bahnhöfen die Stellplätze verstopfen. Nach Einschätzung des ADFC steigt die Zahl schon alleine deswegen, weil mehr Menschen mit Fahrrädern unterwegs seien. „Es liegt aber auch daran, dass diese Art von Rädern kaum noch einen Wert hat und daher auf diese Weise schnell und billig entsorgt wird“, sagt Sprecherin Laura Ganswindt. Hochwertige Räder lasse niemand zurück – doch gerade an Bahnhöfen setzten die Menschen aus Angst vor Vandalismus hauptsächlich auf günstige Modelle. Um das Problem einzudämmen, fordert der ADFC sichere Stellplätze an Haltestellen.
Außerdem könnten Leihräder helfen, wie sie in Augsburg von den Stadtwerken angeboten werden. Mit der Möglichkeit zum Ausleihen werde verhindert, dass sich die Menschen immer wieder günstige Modelle kaufen und vielleicht sogar ein zweites oder drittes Schrottrad zurücklassen.