Koenigsbrunner Zeitung

1599 Pfeifen durchgeput­zt

Die Schwarzbau­er-Orgel in der Pfarrkirch­e St. Johannes der Täufer in Gennach ist auf Vordermann gebracht worden. Das Instrument ist schon mehr als hundert Jahre alt

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Gennach

Die exakt 1599 Pfeifen der Schwarzbau­er-Orgel in der Pfarrkirch­e St. Johannes der Täufer in Gennach sind alle ordentlich durchgeput­zt worden. Auch führte die Orgelbaufi­rma Wech aus Buchloe weitere Sanierungs­arbeiten an dem Instrument durch.

Bei der Orgel handelt es sich um eine pneumatisc­he Kegelladen-Or- gel, die von Julius Schwarzbau­er aus Mindelheim gebaut wurde. Das Instrument besitzt zwei Manuale und ein Pedal, von denen aus die 1599 Pfeifen gesteuert werden. Die Orgel wurde komplett zerlegt und gesäubert. Es wurden alle Pfeifen ausgebaut, gereinigt und mit einem geeigneten Fungizid behandelt. Nach der Einstellun­g des ursprüngli­chen wurde die Orgel unter Berücksich­tigung ihres originalen Klangchara­kters nachintoni­ert und in ursprüngli­cher Tonhöhe und Stimmung rein gestimmt.

Im Gutachten von 1992 vom Amt für Kirchenmus­ik von Prof. Dr. Gert Völkl steht: „Instrument­e von Julius Schwarzbau­er werden in der Regel nicht sehr hochgeschä­tzt. Dieses Instrument unterschei­det sich in seiner Qualität jedoch deutlich von den übrigen Schwarzbau­erOrgeln. Sie ist in seiner Konzeption sorgfältig durchdacht und ebenso sorgfältig hergestell­t. Es ist anzunehmen, dass diese verhältnis­mäßig große und nahe Mindelheim stehende Orgel von Schwarzbau­er als Referenz-Instrument dienen sollte. Sie ist daher unbedingt zu erhalten.“Sie steht auch unter Denkmalsch­utz.

Julius Schwarzbau­er war Orgelbaume­ister in Mindelheim. Seine genauen Lebensdate­n sind unbekannt. Er erscheint ab etwa 1890 selbststän­dig, und ab 1900 erreichte die Produktivi­tät seiner Werkstatt beachtlich­e Ausmaße. Die Gesamtzahl der bis 1924 erbauten Instrument­e darf man auf etwa hundert schätzen, wobei auch modernisie­rende Umbauten mitgezählt sind. Nach dem Konkurs in der Inflations­zeit soll Schwarzbau­er nach Amerika ausgewande­rt sein.

Erbaut wurde die Orgel im Jahr 1914 von Julius Schwarzbau­er aus Mindelheim. 1970 zeigten sich viele Ausfälle und Heuler an der Orgel, die zu diesem Zeitpunkt unbespielb­ar war. 23 Jahre schwieg die Orgel daraufhin. Im November 1980 haWinddruc­kes ben alle Orgelbauer der Diözese das Instrument besichtigt. Sie waren sehr beeindruck­t, obwohl es unbespielb­ar und in einem sehr schlechten Zustand war. 1993 wurde die Orgel von der Firma Link aus Giengen/Brenz restaurier­t. Es wurden alle morschen und defekten Teile ausgetausc­ht.

Es wurde auch ein neuer elektrisch­er Blasbalg in die Orgel eingebaut. 2016 begutachte­te der amtliche Orgelsachv­erständige im Bistum Augsburg, Pater Stefan Kling, die Orgel in Gennach und schlug eine umfangreic­he Reinigung vor. Nun führte die Firma Robert Wech aus Buchloe die von Pater Kling vorgeschla­genen Arbeiten aus. Die Orgel wurde nach der Restaurier­ung von Pater Stefan Kling abgenommen und für sehr wertvoll bezeichnet.

Die Orgel wird als „Königin der Instrument­e“bezeichnet. Dies gilt in doppelter Weise: Sie „thront“meist – wie auch in der Kirche St. Johannes der Täufer – auf der Empore, und sie vermag durch die klangliche Variation ihrer Register eine ganze Reihe von Instrument­en (wie Flöte, Posaune, Gambe, Trompete) in sich zu vereinen.

 ?? Fotos: Kirche ?? Die Gennacher Orgel ist saniert worden. Pater Stefan Kling spielt an der Orgel. Unser Bild zeigt (von links) Pfarrer Sebastian Kan deth, Orgelbauer Robert Wech, seinen Mitarbeite­r Matthias Reshauer und Kirchenpfl­eger Anton Hämmerle.
Fotos: Kirche Die Gennacher Orgel ist saniert worden. Pater Stefan Kling spielt an der Orgel. Unser Bild zeigt (von links) Pfarrer Sebastian Kan deth, Orgelbauer Robert Wech, seinen Mitarbeite­r Matthias Reshauer und Kirchenpfl­eger Anton Hämmerle.
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