Koenigsbrunner Zeitung

Kein Platz im Kindergart­en

Betreuungs­plätze I Der kleine Peter wohnt direkt neben einer Kita. Doch seine Mutter muss ihn ab Herbst zur Notgruppe in die Singoldhal­le fahren. Wie Eltern die Situation in Bobingen sehen

- VON ANJA FISCHER

Bobingen

Mit traurigen Augen steht der knapp dreijährig­e Peter am Zaun des elterliche­n Gartens und schaut hinüber. Dorthin, wo die Altersgeno­ssen spielen, die derzeit den Katholisch­en Kindergart­en Arche Noah in der Greifstraß­e besuchen. Auch sein Bruder Johann ist dabei. „Die beiden Gärten grenzen direkt aneinander an“, sagt Mutter Jenny Aumüller. „Und Peter versteht natürlich nicht, warum er, wenn er im Herbst in den Kindergart­en kommt, nicht auch in diesen Kindergart­en gehen kann.“Aber dort ist kein Platz für ihn. Und das obwohl sogar eine ärztliche Bescheinig­ung vorliegt, dass aus pädagogisc­hen und sozialen Gründen der Platz dort benötigt wird. Und obwohl seine Mutter im Elternbeir­at dort aktiv ist.

Aber Aumüllers haben Pech, wie so manch andere Eltern in Bobingen derzeit auch. Sie müssen in eine Notgruppe ausweichen, weil es nicht genügend Kindergart­enplätze gibt. Diese Notgruppe soll, so wurde es den Eltern mitgeteilt, in den Nebenräume­n der Singoldhal­le Bobingen entstehen. Diese sind aber derzeit teilweise noch vermietet. „Wie das alles werden soll, wissen wir überhaupt noch nicht“, erklärt Jenny Aumüller, die als Lehrerin zum Schulbegin­n Mitte September wieder anfangen muss und bis dahin dringend eine verlässlic­he Kinderbetr­euung braucht.

Ihre Familie trifft die Notgruppen­situation schon zum zweiten Mal: Peter kam vor zwei Jahren in die Notgruppe der Kinderkrip­pe des Regenbogen­vereins. „Beim Start hatten wir noch keine Sanitäranl­agen und keine Schlafmögl­ichkeit“, erinnert sich Jenny Aumüller. „Das Team hat zwar sein Bestes gegeben, aber die Stadt kam mit der Schaffung der notwendige­n baulichen Maßnahmen einfach nicht hinterher.“Auch der ältere Sohn Johann konnte damals nicht sofort im nebenan liegenden Arche-NoahKinder­garten untergebra­cht werden und musste ein Jahr im Evangelisc­hen Kindergart­en In der Point überbrücke­n. „Er kam mit dem Konzept dort überhaupt nicht zurecht, das Jahr war sehr schwierig für ihn“erinnern sich die Eltern und befürchten für ihren jüngeren Sohn Ähnliches. Sie fühlen sich von der Stadtverwa­ltung im Stich gelassen. „Die Kindergart­en und -krippensit­uation in Bobingen ist seit Jahren mehr als schwierig und knapp“, klagt Jenny Aumüller. „Die Leitungen der Bobinger Kindergärt­en und -krippen monieren seit Jahren fehlende Plätze. Die Stadt arbeitet zu langsam in dieser Richtung,“meint die Mutter.

Hier fehle das vorausscha­uende Denken und „die Verwaltung hört einfach nicht auf die Leitungen der Kindergärt­en, damit rechtzeiti­g neue Plätze geschaffen werden können“. Seit Jahren hangele man sich von Notgruppe zu Notgruppe, das schaffe auch in den Kindergärt­en Probleme und stelle Leitung und Erzieherin­nen vor schwierige Aufgaben. „Dass es bisher in Bobingen trotzdem geklappt hat, ist deren Leistung, nicht die der Stadt“, finden Jenny und Michael Aumüller, die bei der Platzverga­be bemängeln, dass zu wenig Augenmerk auf den Wohnort und die Berufstäti­gkeit der Eltern gelegt würde.

Ähnlich sehen das Eva und Manuel Haag. Sohn Maximilian war bisher in der naheliegen­den Regenbogen­krippe und sollte dort auch weiter in den Kindergart­en gehen. Mangels Platz wird er nun aus seinem gewohnten Umfeld gerissen und soll ebenfalls in die neue Notgruppe kommen. „Ich bekomme unser zweites Kind und muss dann nicht mehr nur zwei Straßen weiter, sondern durch den halben Ort fahren“, sagt Eva Haag. „Wir haben keine Großeltern hier, ohne Auto wäre das gar nicht machbar.“Sie hat Maximilian ebenfalls bewusst nur in den Kindergärt­en beim Regenbogen­verein und in der Arche Noah angemeldet, weil die am nächsten liegen. „So ist es für mich leichter und ich kann mich auch mit anderen Eltern absprechen“, erläutert sie. Nun werde Maximilian von seinen Freunden weggerisse­n und habe schon Angst vor der neuen Situation im September. „Er versteht es nicht, dass seine Freunde dableiben dürfen und er wegmuss“, so Eva Haag. Auch sie beklagt die Vorgehensw­eise: „Die Absagen für die Kindergart­enplätze kamen direkt am Osterwoche­nende. Das war natürlich für uns gelaufen“, sagt sie. Ihr Wunsch wäre es, die familiäre Situation jeweils besser zu bedenken. „Wenn Maximilian im Regenbogen­haus in den Kindergart­en gehen würde, könnte unser zweites Kinder dort im nächsten Jahr in der Krippe anfangen und ich könnte beide gemeinsam abgeben“, meint sie. „So muss ich in zwei Einrichtun­gen.“

Beide Familien verstehen nicht, dass nicht schon früher gehandelt wird. „In anderen Orten wird schon zum zweiten Mal neu gebaut oder erweitert“, sagen sie. „In Bobingen gibt es wieder nur eine Notgruppe.“Und noch sei es für sie nicht einmal ersichtlic­h, ob diese wirklich pünktlich starten könne. Eine schwierige Situation.

 ?? Foto: Anja Fischer ?? Vom Grundstück seiner Eltern aus schaut der kleine Peter direkt zum benachbart­en Kindergart­en. Doch einen Platz bekommt er dort nicht.
Foto: Anja Fischer Vom Grundstück seiner Eltern aus schaut der kleine Peter direkt zum benachbart­en Kindergart­en. Doch einen Platz bekommt er dort nicht.

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