Koenigsbrunner Zeitung

Die Gefahr lauert unter der Baumrinde

Die Schädlinge könnten sich heuer im Augsburger Land stark ausbreiten. Dafür gibt es mehrere Gründe

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg

Nach den Eichenproz­essionsspi­nnern droht das nächste Ungemach: Die Borkenkäfe­r könnten sich explosions­artig vermehren und große Schäden anrichten. Experte Ralf Petercord von der Abteilung Waldschutz der Landesanst­alt für Wald- und Forstwirts­chaft (LWF) warnt: „Die Ausgangsla­ge ist ähnlich besorgnise­rregend wie im vergangene­n Jahr.“Ralf Gang vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Augsburg sagt: „Wir wissen nicht genau, wie sich die Situation entwickelt. Aber es ist zu befürchten, dass sich der Käfer stark ausbreitet.“Waldbesitz­er und Förster seien alarmiert, sagt Philipp Hanner von der Forstbetri­ebsgemeins­chaft (FBG) Augsburg-West.

Die Experten des Amtes für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Augsburg und der FBG Augsburg-Nord in Zusmarshau­sen informiert­en Waldbesitz­er über die Schädlinge. Wichtig: Die Bäume müssen jetzt genau kontrollie­rt werden. Findet sich Bohrmehl auf Rindenschu­ppen, in Spinnweben oder auf der Bodenveget­ation, dann kann das ein Hinweis auf Buchdrucke­r und Co. sein. Eindeutige Kennzeiche­n sind außerdem sich rot verfärbend­e Kronen, im unteren Kronenansa­tz abfallende Rinde und ver- mehrt Harztropfe­n am Stamm, erklärt Hubert Droste vom Forstbetri­eb Zusmarshau­sen der Bayerische­n Staatsfors­ten. Wegen der warmen Witterung der vergangene­n Wochen ließen sich die neuen Befallsnes­ter nicht nur im Rande alter Käferstell­en finden. Der Käfer sei auch ins Innere der Flächen gesprungen. Droste: „Das erfordert eine sorgfältig­e Suche.“

Um einer lokal drohenden Massenverm­ehrung vorzubeuge­n, sollten Waldbesitz­er jeden befallenen Baum schnell fällen, aufarbeite­n und entrinden oder mit einem Abstand von mindestens einem halben Kilometer zum nächsten Fichtenbes­tand abtranspor­tieren. Nur so lassen sich weitere Schäden verhindern. Die können immens sein. Im vergangene­n Jahr beliefen sie sich in Bayern auf rund 100 Millionen Euro, was etwa dreieinhal­b Millionen Festmetern Schadholz entspricht. Im Augsburger Land waren die Schäden vergleichs­weise gering. „Wir hatten bisher Glück“, sagt Ralf Gang. Auch das Wetter spielte eine Rolle.

Bislang hatte der Borkenkäfe­r ideale Bedingunge­n. Im Februar und März gab es kaum Niederschl­ag, und der April war im Durchschni­tt fünf Grad zu warm – das gefällt Buchdrucke­r und Kupferstec­her. Von der Wärme hängt ab, wie viele Käfergener­ationen sich bilden. Leichtes Spiel haben sie außerdem, wenn es jetzt heiß und trocken wird und der Hitzestres­s den Bäumen zusetzt. „Aber noch sind die Bäume gut versorgt“, sagt Philipp Hanner, der neue Geschäftsf­ührer der FBG AugsburgWe­st.

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Fotos: Marcus Merk/Hiekel, dpa Waldbesitz­er schauten sich bei Zusmarshau­sen vom Borkenkäfe­r befallene Bäume an.
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