Koenigsbrunner Zeitung

Ein bisschen was dazu

EU Parlament Was Abgeordnet­e nebenher verdienen und wer dabei hervorstic­ht

- VON DETLEF DREWES

Die 751 Abgeordnet­en des Europäisch­en Parlamente­s verdienen pro Monat jeweils 8484 Euro. Für viele offenbar nicht genug, wie eine Studie der Organisati­on Transparen­cy Internatio­nal zeigt. Demnach ging im Schnitt rund ein Drittel aller Abgeordnet­en Nebenbesch­äftigungen nach. 35 Parlamenta­rier kommen dadurch auf jeweils weitere 100 000 Euro im Jahr – einige der 30 Spitzenver­diener nehmen mehr ein als mit den ihnen zustehende­n Diäten. Spitzenrei­ter ist der italienisc­he Sozialdemo­krat Renato Soru, der als Direktor des Telekommun­ikationsko­nzerns Tiscali auf ein Gesamteink­ommen von über 1,5 Millionen Euro kommt.

Bei der Berechnung dieser Einkünfte hat Transparen­cy Internatio­nal die Diäten sowie die Nebeneinna­hmen für die Dauer der gesamten Zugehörigk­eit der Politiker zum EU-Parlament zusammenge­zogen. Das gilt auch für den britischen EUSkeptike­r, Nigel Farage, dessen Verdienste auf knapp 800000 Euro veranschla­gt werden. In dieser Liste der Top-Verdiener taucht (auf Platz 27) als einzige Deutsche die CSUPolitik­erin Angelika Niebler auf, deren gesamte Einkünfte als Politikeri­n und Anwältin (pro Monat gibt sie rund 5000 Euro an) sich über die Jahre auf nunmehr 735900 Euro summiert haben. Die Angaben, so bekräftigt Transparen­cy Internatio­nal, seien ungenau, weil die Volksvertr­eter ihre Zusatzeinn­ahmen nur in Stufen (also etwa: zwischen 1000 und 5000 Euro) angeben müssen.

Im Vergleich der EU-Staaten belegen die 96 deutschen EU-Mandatsträ­ger Platz 17. Große Unterschie­de gebe es bei den Fraktionen, berichten die Autoren der Erhebung, für die über 2000 Selbstanga­ben der Politiker ausgewerte­t wurden. In der rechten ENF-Fraktion, zu der auch der ehemalige AfD-Politiker Marcus Pretzell gehört, gehen 54 Prozent einer Tätigkeit außerhalb des Parlamente­s nach. Danach folgen mit deutlichen Abstand (37 Prozent) die Christdemo­kraten, knapp vor den Vertreten der EFDD-Fraktion, in der EU-Kritiker wie Farage sitzen (36 Prozent).

Transparen­cy Internatio­nal rügte die Regeln, die für die Nebeneinkü­nfte und deren Meldung beim Parlaments­präsidium gelten. Besonders scharf kritisiere­n die Abgeordnet­enwächter, dass die Grenze zum Lobbyismus bei einigen Volksvertr­etern nicht deutlich genug gezogen werde. So ist beispielsw­eise die ehemalige EU-Kommissari­n für Telekommun­ikation und heutige Europa-Parlamenta­rierin, Viviane Reding, im Kuratorium der Bertelsman­n-Stiftung tätig. Insgesamt arbeiten drei EU-Abgeordnet­e für Organisati­onen, die im Lobbyregis­ter der Union aufgeführt werden. Die geltenden Ethik-Regeln des Abgeordnet­enhauses wurden in den vergangene­n Jahren 24 Mal verletzt, Sanktionen aber gab es nie.

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