Koenigsbrunner Zeitung

Das Leben ist einfach nicht fair

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Nichts schult so sehr für das Leben wie Mannschaft­ssport. Dort lernen Kinder, sich ein- und unterzuord­nen, Hierarchie­n zu akzeptiere­n und auf den Kopf zu stellen. Hier wird ihnen abgenötigt, sich in Niederlage und Erfolg fair zu verhalten. Sie werden auf all die Ungerechti­gkeiten vorbereite­t, die noch auf sie warten. Denn klar ist: Das Leben ist nicht fair.

Beispielsw­eise musste sich schon der kleine George Weah damit abfinden, dass er mit der Nationalma­nnschaft Liberias niemals die WM würde gewinnen können. Er wurde trotzdem zu einem der besten Stürmer der 90er-Jahre.

Wie oder was lernen aber bitte all jene mitleidens­werten Geschöpfe, die sich schon als Jugendlich­e in schrecklic­hes Gewand kleiden und ohne übergeordn­ete Instanz Allmachtsf­antasien ausleben? Schiedsric­hter. Ihnen wird nahegelegt, Regeln konsequent und für jeden nachvollzi­ehbar auszulegen. Was bei Kleinkinde­rn nicht klappt, soll Profis im Zaum halten. Fühlen sich die Unparteiis­chen dann zu hart kritisiert, nur weil eine ihrer Entscheidu­ngen auf argumentat­iv verkürzte Weise kritisiert wird („du blinde Sau“), reagieren sie mit dem wahllosen Entgegenre­cken Roter Karten. Ende der Diskussion.

Dementspre­chend schadet es gar nicht, wenn sich auch die Schwarzkit­tel mal in Demut üben. Für Felix Brych beispielsw­eise öffnete sich auf wundersame Weise das Tableau bei dieser Weltmeiste­rschaft. Nach dem Ausscheide­n der deutschen Mannschaft schien der Weg ins Finale frei für den Schiedsric­hter. Bis er nach Hause geschickt wurde. Er pfiff lediglich ein Spiel, übersah in diesem ein Foulspiel an einem Serben im Strafraum und wurde nicht mehr eingesetzt. Auf jenes Foul wurde er übrigens auch nicht von Videoschie­dsrichter Felix Zwayer aufmerksam gemacht. Jenem Zwayer, der im Pokalendsp­iel aus unerfindli­chen Gründen dem FC Bayern einen klaren Foulelfmet­er entzog. Nachdem er die Videobilde­r gesehen hatte. Zwayer übrigens weilt weiterhin in Russland. Er ist der letzte Deutsche mit Finalchanc­en. Als Videoschie­dsrichter. Das Leben ist nicht fair.

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Foto: Witters Ist von den modernen Medien mitunter überforder­t: Felix Zwayer.
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