Sonnenenergie 4.0
Auf dem Gelände der ehemaligen Wertachsender ist eine der größten Photovoltaikanlagen Deutschlands entstanden. Ambergs Bürgermeister Kneipp ist froh über die umweltschonende Verwendung der Konversionsflächen
Amberg/Langerringen
Dort, wo noch vor fünf Jahren gewaltige Sendemasten mit teils über 100 Metern Höhe das Landschaftsbild prägten, ist im Vorbeifahren nun nichts mehr zu sehen. Dennoch ist das, was mittlerweile die nördliche Teilfläche der ehemaligen Senderanlage abdeckt, kaum weniger spektakulär als der Wertachsender.
Noch bevor die letzten Stunden des einst von der staatlichen Deutschen Post im Dienst der Deutschen Welle betriebenen Senders geschlagen hatte, hatten bereits vereinzelt Photovoltaikmodule zwischen den Masten Platz gefunden. Eine Umnutzung des Areals, das aus Sicht von Naturschutzbehörden als Konversionsfläche einzuordnen ist und damit für die landwirtschaftliche Nutzung auf absehbare Zeit nicht zur Verfügung steht, war damit bereits eingeläutet.
Es folgte ein aufwendiges Planungsund Genehmigungsverfahren als Voraussetzung für die jetzige Sonnenenergienutzung. Eingebunden in dieses Verfahren waren die Gemeinden Langerringen – mit ei- ner vergleichsweise kleinen Fläche am nördlichen Rand – und Amberg mit der weitaus größten Fläche, sowie die Eigentümer des Geländes.
Als Nachbargemeinde wurde auch Ettringen als Träger öffentlicher Belange während des Verfahrens gehört. Der Ettringer Gemeinderat stemmte sich im Verlauf der Genehmigung mehrfach gegen die Erweiterung – doch letztlich blieben den Ettringern kaum Möglichkeiten, das Amberger Okay zu verhindern.
Über Zwischenetappen fand das Gelände des heutigen Solarparks, in der WV Energie AG aus Bad Vilbel einen neuen Eigentümer, nachdem Media Broadcast als Senderbetreiber keine Verwendung mehr für den Standort hatte. Aktionäre des mehr als 100 Jahre alten Unternehmens sind überwiegend Stadtwerke aus der ganzen Bundesrepublik. WV Energie war und ist auf der Suche nach solchen großen zusammenhängenden Konversionsflächen, die die Nutzung erneuerbarer Energien unternehmerisch wirtschaftlich erscheinen lassen.
Was es dabei alles zu berücksichtigen gibt, erläuterte jetzt der ge- schäftsführende Direktor Dr. Roland Damm bei einem Ortstermin. Eingeladen hatte er dazu alle an dem Projekt maßgeblich Beteiligten, unter anderem auch die in die Finanzierung eingebundenen Banken. Damm legte Wert auf die Feststellung, dass zumindest ein Teil der Wertschöpfung vor Ort bleibe.
Inzwischen wurden 170 000 Solarmodule auf 58 Hektar verbaut. Die damit erreichte Stromausbeute entspricht mit rund 52 Millionen Kilowattstunden (kW/h) dem Jahresverbrauch von etwa 15 000 Haushalten (bei einem angenommenen Jahresverbrauch von jeweils 3500 kW/h) oder dem Jahresverbrauch von etwa 20 Gemeinden der Größe Ambergs.
Damit ist der Ausbau einer der landesweit größten FreiflächenPhotovoltaikanlagen noch längst nicht beendet. Südlich des ehemaligen zentralen Technikgebäudes steht noch einmal eine etwa doppelt so große Fläche für den Ausbau zur Verfügung. Dabei habe sich die Gewichtung in der betriebswirtschaftlichen Planung inzwischen radikal verschoben, so Direktor Damm.
Machte zu Beginn des erneuerbaren Energiebooms staatliche Förderung einen Bärenanteil der Kalkulation aus, so beruhen aktuelle Planungen auf der eigenen Wirtschaftlichkeit ohne Subventionen. Ob sich diese Entwicklung aber einmal spürbar in sinkenden Preisen beim Endverbraucher bemerkbar machen werde, versieht Damm mit einem Fragezeichen.
Die WV AG habe bisher 44 Millionen Euro investiert und setze dabei auf die regionalen Kreditgeber: DZ-Bank München und Genossenschaftsbank Unterallgäu.
Neben den Rahmeneckdaten, die die Größenordnung des Projekts verdeutlichten, erhielten die Besucher auch Einblick in die ausgeklügelte Technik der Sonnenenergiegewinnung. Steffen Emmerich, Vertreter des Anlagenbauers Schneider electric, erläuterte die Technikentwicklung, die hier mit dem schrittweisen Ausbau der Anlage Einzug gehalten hat.