Mit den Füßen in der Wertach
Ein Bootsanleger macht den Fluss in Wehringen für alle Menschen zugänglicher
Libellen schwirren an der Wertach entlang. Kleine Fische tummeln sich im Flachwasser am Ufer. Solche Naturbeobachtungen könnte man wohl überall entlang der Wertach machen. Nur ist an den meisten Stellen oberhalb von Bobingen der Fluss nicht zugänglich. In Wehringen wurde nun eine solche Zugangsmöglichkeit eingeweiht. Sie entstand durch die Kooperation zwischen den Bayerischen Elektrizitätswerken (BEW), der Gemeinde Wehringen und dem Begegnungsland Lech-Wertach. Die Maßnahme ist Teil des Projektes „Flusslandschaften in Schwaben“im Rahmen der Regionalentwicklung. In den nächsten Monaten sollen noch an drei weiteren Flussabschnitten der Wertach ähnliche Maßnahmen eröffnet werden: bei Bobingen, Großaitingen und Schwabmünchen.
In Wehringen wurde durch die Schaffung eines naturnahen Ufers im Bereich der Wertachbrücke nicht nur ein besserer Zugang zum Wasser ermöglicht, sondern zusätzlich eine Bootsanlegestelle geschaffen, an denen Boote direkt vom Anhänger zu Wasser gelassen werden können. Davon profitieren beispielsweise Hilfskräfte wie Feuerwehr, THW und Wasserwacht, aber auch Fischer und private Bootsfahrer dürfen das nützen.
Mit beiden Füßen im neuen Flachwasserbereich stehend, freute sich Bürgermeister Manfred Nerlinger, dass Wehringen bei diesem Projekt eine Vorreiterrolle übernehmen konnte. „Wir möchten als Gemeinde attraktiv sein und bleiben und haben deshalb vor sieben Jahren angefangen, die Singold zu renaturieren“, sagt er. „Bisher lebten wir an der Wertach, aber nicht mit der Wertach, weil sie so schwer zugänglich war.“Er hoffe, dass dies nun besser werde. „Mit diesem offenen Zugangsbereich haben wir drei Ziele erreicht: die Unterstützung von Hilfskräften, die hier gefahrlos ihr Boot ins Wasser bringen können, die Wertach den Bürgern zugänglich zu machen und zudem eine ökologische Aufwertung.“
Eine solch umfassende Aufwertung der Wertach gehe aber nur mit starken Partnern. „Die haben wir gefunden, jetzt wünschen wir uns nur noch, dass die Anlage gut angenommen wird und immer sauber bleibt“, so Nerlinger. Initiator der Maßnahme war Ralph Glocke von der BEW. „Es ist ein insgesamt innovatives Projekt, das Menschen in den Kontakt mit der Natur bringt“, ist er sich sicher. „Wertach erleben“ist hier nicht nur Schlagwort, sondern auch Thema“, so Glocke. Es sei ein kleiner Baustein, der helfen solle, Dinge, wie mehr Kontakt mit der Wertach, anzustoßen.“
Die Kosten für alle Teilmaßnahmen belaufen sich auf etwa 80000 Euro. Die Mittel stammen zu 60 Prozent aus dem europäischen Förderprogramm zur Regionalentwicklung, die Kofinanzierung erfolgt durch die angrenzenden Kommunen und den Landkreis Augsburg. Eigenmittel der BEW kommen aus dem Förderfonds des Ökostromprodukts LEW Strom Aqua Natur.
Bei der Einweihung der neuen Anlage in Wehringen dabei war auch Erich Herreiner, Koordinator beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Nördlingen. „Das Projekt „Flusslandschaften in Schwaben“ist gegenwärtig wohl unser spannendstes und größtes Projekt“, meinte Herreiner. „Das Ziel ist es, die Zugänglichkeit zur Natur zu verbessern.“Das werde auch von landwirtschaftlicher Seite positiv gesehen. „Gerade Themen wie Fischerei, Wassernutzung, Naturnutzung liegen uns ja besonders am Herzen und hier ergeben sich vielleicht gute neue Zusammenspiele“, so der Landwirtschaftsoberrat.
In Wehringen wertete die Gemeinde den Platz noch mit Sitzgelegenheiten auf und investierte rund 7000 Euro. Mit Erfolg, wie Bürgermeister Nerlinger feststellte: „Wir haben bereits etliche Male beobachten können, wie unsere Bürger mit Luftmatratzen aus Richtung Wertach kamen. Die Uferöffnung ist hier schon ein echter Erfolg.“