So will die Stadt die Betreuungslücke schließen
Weil Neubau und Erweiterung von Kitas zu lange dauern, gibt es nun die „Offensive Großtagespflege“. Stadt, freie Träger und Privatpersonen können solche Einrichtungen eröffnen. Das soll hundert Plätze bringen
Über 580 Kinder können bislang in Augsburg bei einer Tagesmutter betreut werden. Bald sollen es viel mehr sein – der städtische Jugendhilfeausschuss hat die Weichen dafür gestellt. „So kann die derzeit angespannte Situation überwunden werden“, hofft Sozialbürgermeister Stefan Kiefer (SPD). Denn die Kinderbetreuungssituation in Augsburg ist weiter angespannt – nach wie vor fehlen der Stadt für dieses Jahr 400 Betreuungsplätze.
Die Großtagespflege soll es nun richten – es ist eine Sonderform in der Kindertagespflege, die sich durch ihre Flexibilität auszeichnet. Dabei werden Räume von der Stadt, einem freien Träger oder einer pri- vaten Tagespflegeperson angemietet. Die Kinder werden von mindestens einer pädagogischen Fachkraft und weiteren Tagespflegepersonen betreut. Das Jobcenter ist bei der „Offensive Großtagespflege“mit im Boot. Interessierte erhalten eine Ausbildung beim Berufsbildungszentrum (BBZ). „Bei Interesse können die Tagespflegepersonen sich später beispielsweise noch zum Erzieher ausbilden lassen“, erklärt Kiefer.
Die Stadt, die selber in das Programm mit einsteigt, erhofft sich, durch die Einrichtung weiterer Großtagespflegen von Trägern und Privatpersonen die Betreuungslücke in der Stadt schließen zu können. Mit der Einrichtung von bis zu 16 Großtagespflegen mit je acht bis zehn Betreuungsplätzen rechnet sie noch in diesem Jahr. 2019 könnten 20 Großtagespflegestellen folgen, im Jahr 2020 weitere 26 Einrichtungen. „Der Vorteil der Großtagesspflegen ist, dass sie nicht so strenge Auflagen wie Kitas oder Kindergärten haben. Innen- und Außenflächen sind nicht exakt festgelegt“, sagt Kiefer. So könnten rein theoretisch, wenn sich die Immobilie anbietet, genügend Räume und Toiletten vorhanden sind, auch Ladenflächen angemietet werden.
Neben der Flexibilität in der Unterbringung unterstreicht der Sozialbürgermeister die Flexibilität der Betreuung. „Die Zeiten orientieren sich am tatsächlichen Betreuungsbedarf der Eltern und können individuell vereinbart werden.“Rein theoretisch können in der Großtagespflege sowohl Krippen-, Kindergartenkinder als auch Mädchen und Buben betreut werden, die einen Hort-Platz benötigen. „Wer in einer Großtagespflege angenommen wird, muss der Leiter der Einrichtung individuell entscheiden“, so Kiefer. Die Verwaltung weist aber ausdrücklich darauf hin, dass der Rechtsanspruch der über dreijährigen Kinder nicht durch das Anbieten eines Platzes in der Großtagespflege erfüllt werden kann. Wichtig ist der Stadt, dass die pädagogischen Standards eingehalten werden. „Deshalb muss auch in jeder Großtagespflege eine pädagogische Fachkraft arbeiten“, sagt Kiefer.
Großtagespflegen, die Räume im Stadtgebiet anmieten, erhalten ab September einen Mietkostenzuschuss von 80 Prozent der nachgewiesenen Mietkosten. 80 Prozent der Kinder einer Einrichtung müssen dabei aus Augsburg kommen. „Die Bezahlung von Tagesmüttern wurde in der Stadt stark angehoben. Früher bekamen sie einen Euro pro Kind und Stunde. Heute sind es vier Euro pro Kind und Stunde“, sagt Stefan Kiefer. Der Beschluss wurde ohne Gegenstimme gefasst.
Vorausschauend rechnet die Verwaltung durch den Ausbau der Großtagespflegen mit einem erhöhten Personalbedarf im Fachbereich Familienbildung und Kindertagespflege sowie der Wirtschaftlichen Jugendhilfe. Auf Antrag des Sozialreferats muss es gegebenenfalls Stellenanpassungen geben.