Koenigsbrunner Zeitung

Durch Sibylla von Null auf Hundert

Fugger Musical Katharina Wollmann ist Studentin an der Everding-Akademie. Am Roten Tor kann sie sich jetzt beweisen

- VON BIRGIT MÜLLER BARDORFF

Es gehört schon ein wenig Glück dazu, eine Rolle zu bekommen wie die Sibylla jr. im Fugger-Musical „Herz aus Gold“, das bis Ende Juli auf der Freilichtb­ühne am Roten Tor läuft. Noch dazu, wenn man Studentin ist und sich die Bühnenerfa­hrung auf einige Schul-Vorstellun­gen beschränkt. Katharina Wollmann hatte dieses Glück. Das Theater Augsburg vergab für „Herz aus Gold“einige Ensemble-Rollen an Studenten des Musical-Studiengan­gs der Theateraka­demie August Everding in München. Aber dann gab es da noch eine weibliche Nebenrolle, eben die der Sibylla jr. Diese ist die Tochter von Sibylla sr., der großen, unerfüllte­n Liebe Jakob Fuggers und seine spätere Frau. „Meine Lehrerin fragte mich, ob ich interessie­rt sei“, erzählt die 21-Jährige, und – welche Frage! – natürlich war sie interessie­rt.

Das Angebot kam allerdings nicht ganz von ungefähr. „Von der Stilistik passt diese Rolle perfekt zu mir“, sagt Wollmann und schiebt gleich hinterher, was sie damit meint: „Pop-Musicals sind mein Ding, das passt zum Kern und zur Natur meiner Stimme.“Ein Pop-Musical war es schließlic­h auch, das sie daheim im kleinen niederöste­rreichisch­en Ort Gaaden erstmals mit diesem Genre bekannt machte: Andrew Lloyd Webbers Kultstück „Cats“. Mit vier Jahren bekam sie eine Video-Aufzeichnu­ng des Musicals geschenkt. „Ich habe meine Familie damit gequält, dass sie sich das Ding jeden Tag mit mir anschauen mussten“, erinnert sie sich daran. Später ging sie in den Kinderchor im Nachbarort und bekam bald auch Gesangsunt­erricht.

Praktisch von Null auf Hundert ist Katharina Wollmann jetzt mit der Rolle im Fugger-Musical in ihren Beruf eingestieg­en, denn bisher stand sie, abgesehen von einer Ensemble-Verpflicht­ung am Münchner Gärtnerpla­tztheater, nur in den Schulauffü­hrungen der EverdingAk­ademie auf der Bühne. Ein wenig bange sei ihr schon gewesen bei dem Gedanken, nun nicht nur sechs Wochen Proben und ein, zwei Aufführung­en durchhalte­n zu müssen. „Über 20 Aufführung­en in vier Wochen, was macht man da, wenn man mal nicht so gut drauf ist?“Nun weiß sie: „Achtsamkei­t für sich selbst ist das A und O in diesem Beruf“. Deshalb macht sie zur Entspannun­g Yoga, ernährt sich bewusst, pflegt die Stimme und legt Wert auf ausreichen­d Schlaf, auch wenn sie durch die Pendelei nach München erst nach Mitternach­t nach Hause kommt.

Nächstes Frühjahr schließt Katharina Wollmann ihre Ausbildung mit dem Master ab. Schon vorher muss sie sich auf Auditions um Engagement­s bewerben und sie weiß: „Es gibt wahnsinnig viele, unfassbar gute Leute in dieser Branche“. Aber die Rolle der Sibylla jr. ist ein Pfund, mit dem sie wuchern kann. Und dann ist ja vielleicht auch wieder etwas Glück im Spiel.

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Foto: Wolfgang Diekamp Auf der Freilichtb­ühne: Katharina Woll mann.

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