In Augsburg wird mehr gestritten
sich selbstständig machen“, sagt er. Vielleicht zehn Prozent der jungen Juristen hätten das noch vor. Auch Thomas Weckbach von der Anwaltskammer in München sieht Hinweise darauf, dass sich die Zahl der zugelassenen Anwälte einpendelt. Um 2008 habe es einen gewaltigen Anstieg gegeben, mittlerweile habe man kaum noch Wachstum, in anderen Kammern gebe es einen Rückgang. »Kommentar
Man könnte auf den Gedanken kommen, dass die Menschen in Augsburg sich einfach besonders gerne streiten. Bei über 1000 Anwälten in der Region, mehreren Dutzend Kanzleien alleine im Innenstadtbereich, einige davon mit mehreren Dutzend Juristen. Das allerdings wäre ein Trugschluss. Es gibt nichts, was darauf hindeutet, dass in der Stadt öfter die Anwälte bemüht werden als andernorts, im Gegenteil: Laut dem „Streitatlas“des Rechtsschutzversicherers Advocard ist die Streitwut in Augsburg im bundesweiten Vergleich eher unterdurchschnittlich ausgeprägt. Keine seriöse Studie zwar, aber immerhin ein Anhaltspunkt.
Es lässt sich allerdings auch nicht behaupten, dass es in der Stadt wenige Anwälte gäbe. Im Blickpunkt der Öffentlichkeit sind zumeist die Strafrechtler, die meisten Anwälte kümmern sich allerdings um andere Bereich. Es gibt zum Beispiel deutlich mehr Arbeitsrechtler und Familienrechtler in Augsburg – naheliegend, wo doch jede Scheidung einen Anwalt erfordert. Diese Rechtsgebiete gibt es seit Ewigkeiten, andere kamen im Laufe der Jahre hinzu. Sie zeigen auch, wie sehr der Rechtsmarkt gewachsen ist. Wer hätte vor 50 Jahren gedacht, dass es Fachanwälte für Informationstechnologierecht braucht?
Man kann zumindest annehmen, dass sich die Zahl der Anwälte nicht mehr so signifikant erhöhen wird wie in den vergangenen Jahrzehnten, was auch bundesweit gilt. Das ist eine Frage der Logik: Irgendwann ist auch mal Schluss, und schon jetzt ist die wirtschaftliche Realität vieler Juristen eine gänzlich andere, als es glamouröse TV-Serien vermitteln. Nicht wenige Anwälte kämpfen um ihre Existenz.