Müllabfuhr: Vielen Bürgern stinkt’s
Zum 1. Juli hat sich bei der Entsorgung im Landkreis einiges geändert. Die wichtigste Neuerung: Restmülltonnen werden nur noch alle zwei Wochen geleert. Einige haben das nicht mitbekommen. Und Hunderte warten auf neue Tonnen
Landkreis Augsburg
Die Tonne ist voll, die Sonne brutzelt, der Müll stinkt – und wird nicht abgeholt. Was ist da los? Mit dieser Frage sind in den vergangenen Tagen viele Bürger in die Rathäuser gekommen. Sie haben nicht mitbekommen, dass die Müllabfuhr jetzt nur noch alle zwei Wochen kommt.
Zum 1. Juli hat sich in der Abfallwirtschaft des Landkreises einiges geändert (siehe Infokasten). Die wichtigste Neuerung: Restmülltonnen werden nur noch zweiwöchentlich geleert. Doch das ging an einigen offenbar vorbei. „Manche Bürger haben sich schlecht informiert gefühlt“, sagt Ann-Christin Joder, Sprecherin der Stadt Gersthofen. Sie kamen teilweise „erbost“ins Rathaus. Für Joder ist das verständlich: „Man will ja, dass das reibungslos funktioniert, schließlich zahlt man Gebühren.“Für die Abfallwirtschaft ist der Landkreis zuständig, die Gebührenbescheide verschicken aber die Städte und Gemeinden. Dort muss man sich auch melden, wenn man eine andere oder zusätzliche Tonne will. Und so bekommen die Mitarbeiter in den Rathäusern derzeit den Ärger ab, wie einige von ihnen erzählen.
Zum Beispiel in Königsbrunn. „Gerade Eltern mit Windelkindern jammern“, erzählt Uta Meidert vom Steueramt. Sie fürchten den Gestank, wenn der Müll zwei Wochen herumsteht. „Und wir hatten schon erste Meldungen, dass Maden da sind.“Man habe schon vorher Bedenken am neuen System angemeldet, betont Meidert. „Und die Umstellung ist tatsächlich nicht so einfach gelaufen, wie sich der Landkreis das vorgestellt hat.“
Zu ihr kommen besonders viele Bürger, die bisher eine 80-LiterTonne mit wöchentlicher Leerung hatten. Die reicht jetzt für zwei Wochen nicht mehr aus. „Sie versuchen jetzt, ob sie mit einer 120-Liter-Tonne klarkommen.“Wenn das nicht reicht, müssen sie auf die neue
240-Liter-Tonne umsteigen – „die passt aber in viele Tonnenhäuschen nicht rein und ist natürlich teurer.“
Auch in Gersthofen sind schon viele auf die neue große Tonne umgestiegen. 324 wurden bis 1. Juli bestellt, berichtet Joder. Und es kämen ständig neue Bestellungen hinzu, weil die Leute jetzt feststellen, dass ihnen die alte Tonne nicht mehr reicht. Auf die größere müssen sie nun aber noch eine Weile warten.
Die Sprecherin des Landratsamts, Kerstin Zoch, beteuert, dass der Landkreis seit Monaten über verschiedene Kanäle – Pressemitteilungen, Radiospots, Internetseite, App und Infoblatt – auf die Änderungen aufmerksam gemacht hat. Den Stadtverwaltungen war das aber nicht genug. So kritisiert Robert Eher aus Neusäß, dass der Abfallwirtschaftsbetrieb „die Bürger nicht umfassend und klar informiert“hat. Deshalb hat die Stadt im März selbst alle Haushalte angeschrieben, die bisher eine wöchentliche Leerung hatten. Ungefähr 1200 Briefe wurden verschickt, berichtet Eher – und etwa ein Drittel der Betroffenen hat ein anderes Müllgefäß beantragt. Der Tonnentausch ist ein riesiger Aufwand – zumal ja auch noch alle
181000 Müllgefäße im Kreis einen Chip bekommen haben. Landkreisweit wurden zum 1. Juli etwa 4500 Restmülltonnen neu beantragt, teilt das Landratsamt mit. Diese seien alle pünktlich ausgeliefert worden. Wer jetzt im Nachhinein eine bestellt, der bekomme sie „zeitnah“geliefert. Wer nicht so lang warten kann, der muss für sieben Euro einen zusätzlichen Sack kaufen, erklärt Meidert.
Die Umstellung verursacht übrigens noch einen weiteren Stau: Mehrere Hundert Haushalte warten teils seit Monaten auf eine braune oder blaue Tonne. Seit Anfang Mai werden nämlich keine mehr ausgeliefert, weil der Abfallwirtschaftsbetrieb mit der Chippung und dem Tausch der Restmülltonnen beschäftigt ist. Aktuell gibt es deshalb laut Landratsamt
700 offene Bio- und 670 offene Altpapiertonnen-Bestellungen. Diese werden erst ab Mitte August „abgearbeitet“.