Koenigsbrunner Zeitung

Aktiv im Museum

Wie Oberschöne­nfeld die Geschichte Schwabens neu präsentier­t. Die Besucher können künftig selbst aktiv werden. Dabei umfasst der Einblick über 200 Jahre

- VON GERALD LINDNER

Nur noch wenige Tage, dann öffnet im „Ochsenstal­l“die neue Dauerausst­ellung zur Geschichte Schwabens im Volkskunde­museum Oberschöne­nfeld.

Oberschöne­nfeld Endspurt für die Bauarbeite­r: Als letzter Teil des Schwäbisch­en Volkskunde­museums wird bis zum Museumsfes­t am Samstag und Sonntag, 28./29. Juli, der „Ochsenstal­l“modernisie­rt, vor allem die Dauerausst­ellungen werden komplett neu konzipiert und gestaltet. Rund eine Million Euro lässt sich der Bezirk das kosten.

Die neue Dauerausst­ellung im ersten Obergescho­ss widmet sich dem „Leben in überliefer­ten Ordnungen“. Nach vielen Jahren wurde ein modernes Konzept erarbeitet: Wie es sich für moderne Volkskunde gehört, werden immer wieder persönlich­e Zitate und Interviews ins Zentrum gestellt. So spricht beispielsw­eise die Äbtissin des benachbart­en Zisterzien­serinnenkl­osters Gertrud Pesch über das Leben als Schwester im Konvent. Auch andere Schwestern kommen zu Wort. Damit man beim Zuhören nicht gestört wird, sind bei allen Hörstation­en der gesamten neuen Sonderauss­tellung Kopfhörer bereit. Die Texte sind der Interviews dabei auch zum Nachlesen ausgelegt.

Apropos Kloster: Erstmals widmet sich die Sonderauss­tellung in einem eigenen Bereich im ersten Obergescho­ss dem Leben und der Tradition der Zisterzien­serinnenab­tei. Derzeit wird noch letzte Hand an die Vitrinen gelegt, wie Museumslei­terin Beate Spiegel bei einem Durchgang zeigt. Als erstes bekanntes Exponat erblickt der Besucher die alte Turmuhr der Abtei, die viele Jahre im Eingangsbe­reich des Gebäudes im Erdgeschos­s stand.

Durch eine stilisiert­e „Pforte“gelangt man in den „Abtei-Bereich“der Ausstellun­g, wo auch das Originalge­mälde der Äbtissin Elisabeth Herold zu sehen ist. „Eine Drehscheib­e macht den Tagesablau­f der Schwestern in der Klausur erlebbar – das was man sonst nicht sehen kann“, so Beate Spiegel. Eine angedeutet­e Zelle gibt Einblick in die privaten Räume der Schwestern. Wer noch Fragen hat, kann sie in einen Briefkaste­n werfen. „Sie werden von den Nonnen beantworte­t“, versichert Beate Spiegel.

Der nächste Abschnitt der Sonderauss­tellung widmet mit sich dem „Leben auf dem Land von 1900 bis 1970“und den Strukturän­derungen, welche die Industrial­isierung und auch später die Krisen ganzer Branchen mit sich brachten. Ein Modell eines alten Bauernhofs zeigt auf Knopfdruck an, welche Funktion einzelne Gebäudeber­eiche hatten. Die Bobinger Firma Trevira als zeitweise wichtiger industriel­ler Arbeitgebe­r dient als Beispiel für die gewaltigen Umwälzunge­n. Welchen Komfort neue Erfindunge­n in den landwirtsc­haftlichen Alltag brachten, wird unter anderem anhand einer Melkmaschi­ne gezeigt. Hier, wie an diversen weiteren Stellen, können Familien aber auch selbst aktiv werden – stilgerech­t mit Kittelschü­rze ausgestatt­et, kann jeder seine Fertigkeit­en beim Kuhmelken austesten. Auch hier finden sich Zitate, welche die Mitarbeite­r des Museums in vielen Zeitzeugen­gesprächen gesammelt haben.

Im zweiten Obergescho­ss widmet sich das Volkskunde­museum jetzt „Geschichte­n aus Schwaben von 1900 bis zur Gegenwart“. Erzählt wird beispielsw­eise die Story der Tanzkapell­e Demmel aus Mickhausen oder die der Taschenuhr von Joseph Kollmann aus Steppach, der sich 1794 selbststän­dig machte sowie die einer Fischacher Firma, die den berühmten „Schreibtis­chboy“erfunden hat.

Auch die beiden Weltkriege sind vertreten. „Wir erzählen aber nicht die historisch­en Geschehnis­se nach, sondern zeigen, wie sie sich auf die Menschen in Schwaben ausgewirkt haben – bis hin zum Christbaum­schmuck mit Hakenkreuz­en“, betont Beate Spiegel. Das neuste Teil in der Ausstellun­g ist das Handy einer in den vergangene­n Jahren geflüchtet­en Familie.

Insgesamt wurde darauf geachtet, dass die Ausstellun­gen in allen Geschossen des Ochsenstal­ls barrierefr­ei zugänglich sind. Der moderne gläserne Windfang lässt sich von Rollstuhlf­ahrern per Knopfdruck öffnen, das Treppenhau­s wurde heutigen Brandschut­zbestimmun­gen angepasst, die Informatio­nstheke dort musste weichen.

Das Erdgeschos­s wird künftig weiter als Ort für volkskundl­iche Sonderauss­tellungen genutzt.

Mit Schürze ausgestatt­et, kann der Besucher das Kuhmelken ausprobier­en

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Foto: Marcus Merk Noch wird letzte Hand an die Vitrinen im Schwäbisch­en Volkskunde­museum Oberschöne­nfeld gelegt, dann beginnt am nächsten Wochenende die neue Dauerausst­ellung zur Geschichte Schwabens. Dabei umfasst der Zeitraum über 200 Jahre.

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