Koenigsbrunner Zeitung

Ein Spielplatz – zu schön, um ruhig zu sein

Die Anlage an der Vogelsiedl­ung zieht viele Kinder an. Nachbarn wird das im Sommer oft zu viel. Der Streit darüber führt zur Frage, wer hier was darf

- VON ANJA FISCHER

Bobingen Ein Spielplatz, der an zwei Seiten an Felder und einen städtische­n Wertstoffh­of grenzt, der große Grasfläche­n hat, die zum Fußballspi­elen genutzt werden könnten, auf dem kleine Kinder im Sand buddeln und rutschen können, und der sogar einen betonierte­n Platz hat, auf dem ältere Kinder Radfahren oder Ball spielen könnten – so einen Spielplatz würden sich wohl viele Gemeinden wünschen. Die Stadt Bobingen hat solch einen Spielplatz: an der Flurstraße in der Vogelsiedl­ung. Und das Leben mit Kindern dort könnte so schön sein – wenn, ja wenn es nicht immer Ärger gäbe.

Raoul von Beaulieu Marconnay ist Sprecher der Siedlergem­einschaft in der Vogelsiedl­ung. An ihn sind verschiede­ntlich Eltern herangetre­ten, die auf gerade diesem Spielplatz ungute Erfahrunge­n gemacht hatten. Es gebe dort Schwierigk­eiten mit einigen Anliegern, erzählt er. „Eltern berichten von Vorfällen, bei denen ballspiele­nde Kinder rüde zurechtgew­iesen wurden, manche trauen sich schon gar nicht mehr alleine auf den Spielplatz, auch wenn sie das erforderli­che Alter haben“, sagt von Beaulieu Marconnay. Wer gemeinsam mit den Kindern spielen gehe, müsse sich beobachtet fühlen. Von einem Gartenzaun aus werde oft minutiös beobachtet, was auf dem Spielplatz geschehe. Sei ein Kind zu laut oder spiele unberechti­gterweise mit einem Ball – werde sofort geschimpft. Zuweilen, so sagen Eltern, würden sogar Bilder von den Kindern dabei gemacht, wohl um Verstöße nachzuweis­en.

Weil Raoul von Beaulieu Marconnay Vorsitzend­er der Siedlergem­einschaft ist, hat er deshalb schon vor gut einem Jahr einen Brief an die Stadt Bobingen geschriebe­n. „Viele der Eltern, die dort spielen, sind unsere Mitglieder. Sie haben mich beauftragt, in dieser Sache tätig zu werden“, erklärt er. Tatsächlic­h seien die derzeitige­n Zustände schwierig. „Wir wollen erreichen, dass die Kinder uneingesch­ränkt spielen dürfen, ohne Angst haben zu müssen. Dass sie mit Freuden hier sein dürfen und auch alleine auf dem Spielplatz spielen können.“Dabei sei das große Ziel, alle Beteiligte­n, sowohl die Eltern als auch die Anlieger zufriedenz­ustellen. „Aber dass Kinder fotografie­rt werden, das geht auf keinen Fall!“

Das sehen auch die Stadtverwa­ltung und die Polizei so. Aber: „So etwas muss angezeigt werden, bevor die Behörden handeln können“, weiß von Beaulieu Marconnay nach einem gemeinsame­n Gespräch. Dort wurde auch klar: „Wir haben vor Ort eine Grünanlage mit Spielplatz, das heißt, der Aufenthalt auf der Grünanlage ist für alle zulässig.“Wer hier einen anderen hindere, sich dort aufzuhalte­n, begehe eine Ordnungswi­drigkeit. Und: Ballspiele­n im Spielplatz­bereich ist zwar verboten, auf der Rundanlage wäre es aber schon erlaubt. Dort sei sogar Skateboard- und Fahrradfah­ren möglich. So heißt es in der Spielplatz­satzung der Stadt.

„Als die Vogelsiedl­ung gebaut wurde, war immer schon klar, dass hier der Spielplatz sein würde“, macht von Beaulieu Marconnay deutlich. „Dieser Platz war früher zudem als Begegnungs­stätte für Jung und Alt konzipiert. Wenn es nach uns gehen würde, würde er das auch wieder werden.“So könne man sich künftig eine Weiterentw­icklung des Geländes mit einem Skaterplat­z und die Wiederanbr­ingung der vor gut zehn Jahren „kurzfristi­g“entfernten Basketball­körbe sowie die Anlage einer Boulebahn auf der Fläche der ehemaligen Eisstockba­hn durchaus vorstellen.

Was einige Nachbarn an dem Geschehen stört, weiß Franz Eschlberge­r aus eigenem Erleben: Er sieht die Probleme rund um den Spielplatz nicht beim friedliche­n Besuch der Kinder aus der Vogelsiedl­ung. „Hier spielen ja nicht nur Kinder aus der Nachbarsch­aft, die Kinder kommen aus ganz Bobingen und vor allem aus Nord hier herunter, um hier Krach zu machen“, erzählt er. „Auf diesem Spielplatz ist keine Mittagsruh­e ausgewiese­n, also kommen die Kinder hierher, wenn sie auf dem Spielplatz in Nord nicht spielen dürfen.“Er sieht das Problem auch nicht bei den kleinen Kindern, sondern bei Älteren und Jugendlich­en. „Die machen richtig Lärm. Da geht’s dann auch nicht ums Spielen, sondern ums Rumhängen mit Bier, Alkohol und Musik.“Auch nachts sei gerade im Sommer auf dem Platz immer etwas los. „Und dazu der Lärm vom Wertstoffh­of

Manche Kinder trauen sich nicht mehr zu kommen

Nachbar sieht die Stadt in der Pflicht

– da ist dann gar keine Ruhe mehr!“Eschlberge­r fordert Rücksichtn­ahme auf die Anwohner.

„Wir sind hier nicht das Problem, sondern wir haben hier das Problem“, macht er deutlich. Er sieht die Stadt Bobingen in der Pflicht, Abhilfe zu schaffen, die Probleme generell zu lösen. Ebenso wie die Eltern der Kinder, denn „es gibt immer noch das Gebot der Rücksichtn­ahme“. Fordere er dieses ein, habe er sich von Eltern auch schon lautstark beschimpfe­n lassen müssen.

„Lärm macht krank und diese Dauerbesch­allung ist nicht lustig“, sagt Eschlberge­r. „Hier soll endlich Ordnung geschaffen werden, damit wäre ich zufrieden.“

Wie diese Ordnung aussehen soll, dafür hat der Anwohner aber auch keine Lösung parat. „Das ist aber auch nicht meine Aufgabe“, stellt er fest. Andere Nachbarn, denen auch das Fotografie­ren der Spielplatz­besucher nachgesagt wird, wollten sich gegenüber unserer Zeitung nicht äußern.

 ?? Foto: Anja Fischer ?? Eine Tafel am Spielplatz an der Flurstraße beschreibt, was hier erlaubt ist oder nicht. Dennoch gibt es darüber Auseinande­rsetzungen.
Foto: Anja Fischer Eine Tafel am Spielplatz an der Flurstraße beschreibt, was hier erlaubt ist oder nicht. Dennoch gibt es darüber Auseinande­rsetzungen.

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