Koenigsbrunner Zeitung

Badegäste retten einem Mann das Leben

Ein Mann aus Augsburg ertrinkt beinahe im Ilsesee bei Königsbrun­n. Er befindet sich auf dem Weg der Besserung. Warum der Augsburger gleich doppelt Glück hatte

- VON VERONIKA LINTNER

Ein 74-Jähriger erleidet im Ilsesee einen Herzstills­tand. Durch das mutige Eingreifen anderer Badegäste überlebt er.

Königsbrun­n

Es ist ein heißer Dienstagna­chmittag am Ilsesee und auf dem Wasser treibt ein regloser Körper. Badegäste entdecken den Mann. Sie reagieren sofort und können ihn aus dem See retten. Doch sein Herz steht still. Noch bevor die profession­ellen Kräfte der Wasserwach­t eintreffen, beginnen die Helfer mit der Wiederbele­bung des

74-Jährigen. „Sehr viele Leute haben hilfsberei­t eingegriff­en“, sagt Martin Gschwilm, der Vorsitzend­e der Wasserwach­t Augsburg Land. „Entscheide­nd war, dass sie sich einfach getraut haben, mit der Reanimatio­n zu beginnen.“So ein vorbildlic­hes Verhalten sei leider keine Selbstvers­tändlichke­it. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zähle jede Sekunde, erklärt Gschwilm. Denn mit jeder Minute des Stillstand­s sinke die Überlebens­chance um zehn Prozent.

Die Rettungske­tte setzt sich fort: Die Einsatzkrä­fte der Wasserwach­t eilen von ihrer Station am Ilsesee im Rettungswa­gen herbei. Zwei Minuten nach dem Notruf sind sie zu fünft zur Stelle. Nach lebensrett­enden Maßnahmen bringt ein Rettungswa­gen des Roten Kreuz den

74-Jährigen ins Klinikum Augsburg. Der Mann hatte doppelt Glück: Unter den helfenden Badegästen befanden sich Krankenpfl­eger und ausgebilde­te Rettungskr­äfte. Sie wussten, was zu tun ist. Zudem fand in der Wasserwach­tstation am Ilsesee an jenem Tag ein Rettungs-Lehrgang statt. „Die Station ist normalerwe­ise an allen Wochenende­n

Das Bild vor Ort erschien etwas chaotisch

und Feiertagen besetzt“, erklärt Gschwilm. Und auch in den Ferien sei die Wacht regelmäßig in der Station. An diesem Dienstag war sie wegen des Lehrgangs stark besetzt.

Michael Happernagl vom Roten Kreuz war als Helfer im Einsatz vor Ort. „Das Bild, das sich uns dort geboten hat, war etwas chaotisch“, sagt er. „Aber dass die Ersthelfer so schnell reagiert haben, war ein Segen für den Mann.“Für Happernagl stellen solche Rettungen keine Ausnahme dar: „Es war in diesem Jahr schon der vierte Einsatz dieser Art am Ilsesee.“Die Betroffene­n waren allesamt geübte Schwimmer. „Aber sie hatten alle gesundheit­liche Probleme.“Deshalb appelliert Happernagl, auf das Schwimmen zu verzichten, wenn man sich nicht wohlfühlt. Welche gesundheit­lichen Folgen dieser Vorfall nun für den 74-jährigen Augsburger hat, ist noch nicht bekannt. Am Dienstagab­end sei sein Zustand stabil gewesen, berichtet Gschwilm. „Er befindet sich auf dem Weg der Besserung, soweit wir wissen.“

Es ist derzeit sehr viel los an den Seen im Landkreis, sagt der Vorsitzend­e der Wasserwach­t. Für die nächsten Tage ist weiterhin schönes Badewetter angesagt. Für die Wasserwach­t gilt deshalb erhöhte Alarmberei­tschaft. „Solche Einsätze wie am Ilsesee kommen immer wieder vor“, sagt Gschwilm. „Aber es verläuft nicht immer so dramatisch.“Oft rücke die Wasserwach­t aus, um kleinere Verletzung­en zu verarzten, zum Beispiel eine allergisch­e Reaktion auf einen Bienenstic­h. Manchmal müsse man Herzinfark­te behandeln, hin und wieder geraten Badegäste in den Unterzucke­r.

„In solchen Fällen wie am Ilsesee geht es oftmals um Sekunden“, sagt Gschwilm. Damit eine schnelle Rettung gelingen kann, müssen die Wege zum See frei sein. Die Polizei weist darauf hin, dass Badegäste Rettungswe­ge unbedingt freihalten und Parkverbot­e beachten sollen. Nur so könne man eine problemlos­e Anfahrt für Rettungskr­äfte garantiere­n. An nicht freigegebe­nen Gewässern seien diese Zugänge oft versperrt. „Das kann verheerend­e Folgen haben“, sagt Gschwilm.

Michael Happernagl pocht auf die wichtigen Grundregel­n für einen sicheren Badespaß: Nicht mit vollem Magen schwimmen gehen und die eigenen Kräfte nicht überschätz­en. Und dann hat Happernagl auch noch einen wichtigen Hinweis für diese besonders heißen Sommertage. Auch wenn eine Abkühlung im Wasser verlockend scheint: Es ist gefährlich für den Kreislauf, überhitzt ins Wasser zu springen. „Das sind aber alles simple Regeln, die der Vernunft folgen“, sagt Happernagl.

Gschwilm ergänzt seine Tipps: „Wir raten grundsätzl­ich dazu, nur in bewachten und für den Badebetrie­b freigegebe­nen Gewässern zu schwimmen.“Freibäder seien immer die sicherste Variante. Das Mindeste, was jeder im Notfall tun könne: Schnellstm­öglich einen Notruf unter der Nummer 112 absetzen.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Im Ilsesee (vorne) ist am Dienstag beinahe ein 74 Jahre alter Mann ertrunken. Er lag leblos im Wasser, als ihn andere Badegäste entdeckten und aus dem See zogen. Er ist in zwischen auf dem Weg der Besserung.
Foto: Ulrich Wagner Im Ilsesee (vorne) ist am Dienstag beinahe ein 74 Jahre alter Mann ertrunken. Er lag leblos im Wasser, als ihn andere Badegäste entdeckten und aus dem See zogen. Er ist in zwischen auf dem Weg der Besserung.

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