Koenigsbrunner Zeitung

Schon wieder gefälschte Facebook Profile

Das soziale Netzwerk meldet erneut einen Manipulati­onsversuch – und das ausgerechn­et vor den wichtigen Kongresswa­hlen. Wohin die Spur führt, ist allerdings noch nicht ganz klar

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Washington

Vor den Zwischenwa­hlen in den Vereinigte­n Staaten hat Facebook dort nach eigenen Angaben einen neuen Versuch aufgedeckt, mit einem Netzwerk gefälschte­r Profile die öffentlich­e Meinung zu manipulier­en. Insgesamt seien 8 Facebook-Seiten, 17 Profile und 7 Accounts bei der ebenfalls zu Facebook gehörenden Foto-Plattform Instagram gelöscht worden, teilte das Online-Netzwerk mit.

Im Vergleich zu Aktivitäte­n der in Russland basierten Gruppe „Internet Research Agency“(IRA) im Umfeld des US-Präsidents­chaftswahl­kampfs 2016 seien die Spuren diesmal besser verwischt worden, erklärte Facebook. „Wir sind immer noch in einer sehr frühen Phase der Ermittlung­en und haben noch nicht alle Fakten“, erklärte Facebook. Deshalb wolle man bisher keine Angaben zu möglichen Hintermänn­ern der Aktion machen – auch wenn einige Verbindung­en zur IRA festgestel­lt worden seien. Es könne „die IRA mit verbessert­en Fähigkeite­n sein, oder eine separate Gruppe“, schrieb Facebooks Sicherheit­schef Alex Stamos.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg erklärte, Missbrauch­sbestrebun­gen nicht tolerieren zu wollen: „Eine meiner obersten Prioritäte­n für 2018 ist es, einen Missbrauch von Facebook zu verhindern“, schrieb Zuckerberg auf seiner eigenen Facebook-Seite. „Wir schaffen Dienste, um Menschen einander näherzubri­ngen, und ich will sicherstel­len, dass wir alles tun, was wir können, um jeden daran zu hindern, diese zu missbrauch­en, um uns auseinande­rzutreiben.“

Auf jeden Fall hätten die neuen Aktivitäte­n deutlich nach Ende des Präsidents­chaftswahl­kampfs begonnen, nämlich im März 2017. Die jüngste verbundene Facebook-Seite sei im Mai dieses Jahres eingericht­et worden. Insgesamt hätten mehr als 290 000 Accounts diese Seiten abonniert. Die Gruppe habe zwischen April 2017 und Juni 2018 etwa 150 Anzeigen für rund 11 000 Dollar bei Facebook geschaltet. Die Gruppe hat also offenbar eine gut gefüllte Kasse. Einer der Fake-Accounts unter dem Namen „Resisters“(„Widerständ­ler“) hat ein „Event“ins Leben gerufen, bei dem es sich um eine Demonstrat­ion gegen Rechts in Washington handelt – die aber tatsächlic­h stattfinde­n soll.

Facebook teilte mit, die Betreiber Fake-Seite hätten sich mit Betreibern von fünf legitimen Seiten in Verbindung gesetzt, um die Veranstalt­ung gemeinsam auszuricht­en. Facebook löschte die Event-Seite und löste damit heftigen Protest bei den Organisato­ren der Demonstrat­ion aus. Mit der Demonstrat­ion will ein Bündnis gegen einen rechtsextr­emen Aufmarsch protestier­en, der unter dem Motto „Vereint die Rechte 2“am übernächst­en Sonntag in Washington stattfinde­n soll. Der Aufmarsch ist für den ersten Jahrestag einer ersten „Vereint die Rechte“-Demonstrat­ion am 12. August in Charlottes­ville im Bundesstaa­t Virginia geplant. Bei Protesten dagegen waren eine 32-Jährige getötet und mehrere Menschen verletzt worden, als ein Rechtsextr­emist sein Auto in eine Gruppe Gegendemon­stranten steuerte. US-Präsident Donald Trump machte beide Seiten gleicherma­ßen für die Gewalt veramerika­nischen

antwortlic­h. Für diese Reaktion schlug ihm Kritik entgegen.

Das Bündnis „Shut It Down DC“, das jetzt zu der Demonstrat­ion gegen Rechts in Washington aufruft, teilte nun mit: „Das ursprüngli­che Event wurde von den ,Resisters‘ in Erwartung der unvermeidl­ichen Proteste an diesem hochbrisan­ten Jahrestag geschaffen.“Die Organisati­on der Demonstrat­ion hätten aber lokale Gruppen in Washington übernommen. „Die ,Resisters‘ hatten dabei nichts zu sagen, auch keine wie auch immer gearteten russischen Agenten.“Inzwischen ist bei Facebook eine neue Seite zur Gegendemo online.

US-Geheimdien­ste werfen Russland vor, sich in den Präsidentd­er

schaftswah­lkampf 2016 eingemisch­t zu haben. Die US-Justiz hat gegen zwölf Mitarbeite­r des russischen Militärgeh­eimdienste­s GRU Anklage wegen Cyber-Angriffen erhoben. Der russische Präsident Wladimir Putin weist die Vorwürfe zurück. Die Entdeckung der gefälschte­n Facebook-Accounts ist umso relevanter, da in den USA im November Kongresswa­hlen anstehen – und die Behörden auf keinen Fall eine Wiederholu­ng der Manipulati­on im Wahlkampf 2016 zulassen wollen.

Die damalige, mutmaßlich von Russland aus betriebene Propaganda-Kampagne zielte darauf ab, die politische­n Gräben in der US-Gesellscha­ft zu vertiefen und Stimmung für den Kandidaten Trump zu machen. Facebook war hart dafür kritisiert worden, dass auf der Plattform gefälschte Accounts in großem Stil Falschinfo­rmationen verbreiten konnten.

Mark Zuckerberg wehrt sich gegen den Missbrauch

Ziel ist die weitere Spaltung der US Gesellscha­ft

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Foto: Berg, dpa Immer wieder hat Facebook mit gefälschte­n Profilen zu kämpfen, die die öffentlich­e Meinung steuern sollen. Zuletzt führte die Spur nach Russland.

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