Koenigsbrunner Zeitung

Falsche Polizisten legen Geständnis ab

Freund und Helfer, dachten sich Rentner. Aber statt ihr Geld in sichere Hände zu geben, gelangte es in die Hände von Betrügern. Zwei Männer müssen sich nun vor Gericht verantwort­en

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München

Zwei falsche Polizisten haben gestanden, ältere Menschen um zehntausen­de Euro betrogen zu haben. Sie sagten beim Prozessauf­takt am Münchner Landgerich­t am Mittwoch, dringend Geld benötigt zu haben.

Den beiden Angeklagte­n warf die Staatsanwä­ltin gewerbsmäß­igen Bandenbetr­ug und Amtsanmaßu­ng in mehreren Fällen vor. Sie sollen Teil einer internatio­nal agierenden Gruppe gewesen sein. Die Masche der mutmaßlich­en Betrüger: Sie rufen ältere Menschen an, geben sich als Polizisten aus und berichten von Einbrüchen in der Umgebung. Das Vermögen, so der Anrufer, sei nicht sicher. Außerdem hätten die Verbrecher Komplizen bei der Bank – deswegen sollten die Opfer das Geld von ihrem Konto abheben. Ein Beamter werde deshalb vorbeikomm­en, das Geld abholen und in Sicherheit bringen.

Angeklagt ist ein 30-jähriger Münchner. Er habe sich viermal als Polizist ausgegeben und so von Rentnern Geld abgeholt, hieß es in der Anklage. Ein weiterer Versuch sei gescheiter­t, weil die Bank rechtzeiti­g die Polizei informiert hatte und die Übergabe so geplatzt war. Bei einer Geldüberga­be mit einem Opfer hatten Polizisten den mutmaßlich­en Betrüger im September

2017 festgenomm­en. Seitdem sitzt er in Untersuchu­ngshaft. Der

30-jährige Angeklagte bekam laut eigener Aussage für seine Arbeit einen Anteil von dem Geld der Opfer. Wie viel es insgesamt gewesen sei, wisse er nicht, sagte er vor Gericht. Sein Auftraggeb­er habe ihn telefonisc­h kontaktier­t und beauftragt. Er habe wegen seiner Drogen- und Spielsucht Geld gebraucht und sich deswegen auf das Geschäft eingelasse­n.

Auf der Anklageban­k saß außerdem ein 42 Jahre alter Mann aus München. Er soll in mindestens zwei Fällen den falschen Polizisten zur Übergabe gefahren haben. Danach habe er das Geld auf ein Konto in der Türkei überwiesen oder persönlich an Hintermänn­er übergeben, so die Anklage. Der Familienva­ter litt nach Aussage seines Anwalts an Geldproble­men und ließ sich deswegen auf die kriminelle­n Machenscha­ften ein.

Die Opfer waren nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft ältere Menschen aus München, Oberschlei­ßheim (Landkreis München), Dorfen (Landkreis Erding) und Aalen in Baden-Württember­g. Sie hätten oft ihr ganzes Erspartes hergegeben, sagte die Staatsanwä­ltin. Die Geldbeträg­e hätten im fünfstelli­gen Bereich gelegen – aber auch mehr als 100 000 Euro hätten die Täter durch ihren Betrug erbeutet. Mindestens ein Hintermann soll in der Türkei leben. Er sei eine Jugendbeka­nntschaft des 30-Jährigen und ein Verwandter des 42-Jährigen.

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Foto: Christin Klos, dpa Die Opfer werden von jemandem angerufen, der sich als Polizist ausgibt. Oft vertrau en die Menschen dem vermeintli­chen Freund und Helfer.

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