Sie sind Kumpel fürs Leben
Schüleraustausch II Vor sechs Jahren haben sich Matthias Starz und Chris Auber kennengelernt. Wie daraus eine enge Freundschaft entstand
Neusäß/Greensboro
Es geht darum, echte Freundschaften zu entwickeln, die ein ganzes Leben bestehen. So erklärt Renate Robertson die Motivation hinter dem Schüleraustausch zwischen dem Justusvon-Liebig-Gymnasium und der Northwest Guilford Highschool in Greenboro, North Carolina. Seit 1995 findet das Programm regelmäßig statt, 2012 haben sich ein besonderes Austauschpärchen kennengelernt: Der Deutsche Matthias Starz aus Neusäß und der Amerikaner Chris Auber aus North Carolina.
Chris ist heute 24 Jahre alt und arbeitet gerade in Heilbronn als Englischlehrer: „Matthias und seine Familie sind einfach genial. Und wir sind beide so extrovertiert und wollen immer etwas Neues zusammen ausprobieren.“Die beiden Jungs hatten sich von Anfang an super verstanden. Matthias Starz sagt: „Chris und ich hatten sofort einen guten Draht zueinander. Mir hat es sehr gut gefallen, dass er sehr ehrlich und bodenständig ist, man aber trotzdem extrem viel Spaß mit ihm haben kann.“
Auch Chris Auber erinnert sich gerne: „Es war eine fantastische Erfahrung, und ich habe damals viele meiner besten deutschen Freunde kennengelernt.“In diesen drei Wochen sei sein Deutsch viel besser geworden als in den drei Jahren zuvor im Unterricht an der Highschool.
Der 22-jährige Matthias studiert derzeit Sportökonomie an der Universität in Bayreuth und arbeitet nebenbei als Handballtrainer. Wenn er überlegt und zurückdenkt an seine Zeit in den USA, dann erinnert er sich vor allem an eines: „Die ,Krispy Kreme Donut Factory’, in der wir selbst Donuts gebacken und uns alle maßlos überfressen haben.“
Auch Chris hat eine besondere Erinnerung an seinen Besuch in Deutschland: „Mein allerliebstes Erlebnis war, als wir am Bismarckturm in Neusäß gegrillt haben, als riesige Gruppe aus Deutschen und Ausländern. Wir haben viel getrunken und umso mehr gelacht.“
Vor lauter Übermut und Freude an den aufregenden Erfahrungen haben die beiden auch immer wieder ihrer Lehrerin Streiche gespielt und sie geärgert. Chris gesteht: „Das ist mir heute als 24-Jähriger alles ein bisschen peinlich, aber ich bin überzeugt: Freunde, die zusammen nervig sind, sind echte Freunde fürs Leben.“
Noch mehr hat die beiden Jungs aber das alltägliche Leben in den Gastfamilien zusammengeschweißt. Matthias erzählt: „Wir haben uns mit unseren Gastfamilien sehr gut verstanden und waren sehr schnell in den Alltag in dem fremden Land integriert. Ich glaube, das verbindet mehr als alles andere.“
Matthias Starz und Chris Auber ging es vor ihrem Besuch ähnlich wie den Jugendlichen, die gerade am Schüleraustausch teilgenommen haben. Auch sie hatten bestimmte Vorstellungen und Vorurteile von ihrem Gastland. Matthias sagt zum Beispiel: „Die beiden Länder sind doch sehr unterschiedlich. Dieser Eindruck ist bis heute geblieben.“Zum Beispiel beim Thema Fahrradfahren.
Chris Auber sagt: „In Deutschland fahren die Jugendlichen überall mit dem Fahrrad hin. Bei uns nehmen sie nur das Auto.“Als Amerikaner war Chris 2012 schon seit über 10 Jahren kein Rad mehr gefahren. „Als ich wieder aus Deutschland kam, haben mir vom Strampeln meine Beinmuskeln so wehgetan.“
Matthias begeisterte sich während des Austauschs für die unterschiedlichen Kulturen und Lebensweisen. So sehr, dass er noch einmal für ein Auslandssemester in die USA ging, um dort noch mehr Erfahrungen zu sammeln.
Sechs Jahre ist der Austausch, an dem Chris und Matthias teilgenommen hatten, bereits her. Doch die beiden halten immer noch Kontakt über die Ferne. „Die sozialen Medien helfen dabei, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren“, erzählt Matthias. Chris Auber hat es in den vergangenen Jahren zudem immer wieder nach Deutschland gezogen. „So konnten wir uns auch immer mal wieder persönlich treffen.“
Auch wenn Matthias in Bayreuth lebt und Chris derzeit in Heidelberg arbeitet, haben die beiden ihr nächstes Treffen schon geplant. „Mittlerweile sind wir eben keine Kinder mehr, sondern erwachsen. Da bleibt nicht mehr so viel Zeit für Treffen .“Die Familien der beiden haben sich in den letzten Jahren auch schon besucht und pflegen immer noch ihren Kontakt zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten.
„Mittlerweile sind wir eben keine Kinder mehr, sondern erwachsen. Da bleibt nicht mehr so viel Zeit für Treffen übrig.“Chris Auber