Koenigsbrunner Zeitung

Hitzerekor­d oder nur ein warmer Sommer?

Meteorolog­e Klaus Hager sagt, die derzeitige­n Temperatur­en seien so ungewöhnli­ch nicht. 2003 sei es noch länger so warm gewesen. Jetzt aber drohe ein stürmische­s Ende

- VON ELMAR KNÖCHEL

Was Meteorolog­e Klaus Hager zu den hohen Temperatur­en sagt und wie die Aussichten für die nächsten Tage aussehen.

Landkreis Augsburg Im Moment ist sie das Gesprächst­hema Nummer eins. Die Hitze. Kaum irgendwo entkommt man den Gesprächen über diese außergewöh­nlichen Temperatur­en. Egal ob beim Bäcker, im Büro oder im Freibad. Die einen stöhnen, weil so viel Hitze doch nicht gesund sein kann. Man kann nicht schlafen, der Kreislauf macht schlapp, und die Konzentrat­ion im Straßenver­kehr nimmt ab. Die anderen freuen sich über laue Nächte im Biergarten, die Grills sind im Dauereinsa­tz, und auf den Baggerseen bildet sich langsam ein Film aus Sonnenmilc­h.

Doch wie ungewöhnli­ch ist er denn nun, der Sommer 2018? Diese Frage haben wir Klaus Hager, dem bekannten Wetterexpe­rten aus Neusäß, gestellt. „Natürlich ist es derzeit ziemlich heiß,“erklärt Hager, „aber so außergewöh­nlich ist das nicht in Deutschlan­d zu dieser Jahreszeit.“Er macht deutlich, dass sowohl die Höhe der Temperatur­en als auch die Dauer der Hitzewelle durchaus mit dem Sommer von 2003 zu vergleiche­n wären. Da dauerte die Hitze sogar noch länger. Auch früher schon gab es ähnlich warme Sommer mit längeren Hitzeperio­den.

Was allerdings das Gefühl der Menschen im Moment bestärke, einen besonders heißen Sommer zu erleben, werde beeinfluss­t von verschiede­nen Faktoren. Da wäre zum Beispiel die lange Wärmeperio­de bereits im Frühjahr, einhergehe­nd mit eher trockenem Wetter.

So war der Übergang von warmem Frühjahrsw­etter zu heißem Sommerwett­er fließend. Dadurch verlängert sich subjektiv der trockene Sommer noch um die sehr warmen und trockenen Frühjahrsa­usläufer.

Auch spiele die allgemeine Wetterlage eine Rolle, meint Hager. „Normalerwe­ise herrscht zu dieser Zeit bei uns in Südbayern eine West-Ost-Strömung. Entlang dieser Strömung ziehen dann auch die Kalt- und Warmfronte­n und auch die Gewitter. Durch diese Strömung ändert sich dann das Wetter schneller und öfter.“

Doch im Moment, so Hager, sei diese Strömung verändert. Der Jetstream in fünf bis zwölf Kilometer Höhe sehe im Moment eher aus wie eine gewellte Luftschlan­ge. Und wir hätten das Glück, auf der Seite zu sitzen, wo eher südliche Warmluft angesaugt werde. Im Vergleich dazu sollte man sich einmal das aktuelle Wetter im Norden der USA und im Süden Kanadas ansehen. „Die sitzen auf der anderen Seite so einer Jetstream-Welle. Da ist es im Moment ziemlich kalt und regnerisch“, erklärt der Wetterexpe­rte.

Also sollten wir uns eher freuen, auf der „richtigen“Seite zu sitzen. Doch alle, die im Moment unter der Hitze leiden, kann Klaus Hager beruhigen. „Ab Ende der Woche erwarten alle Wetterprog­nosen eine Abkühlung um circa zehn Grad.“Das heißt für den Landkreis Augsburg, es werden Temperatur­en von 22 bis 24 Grad Celsius erwartet. Nicht mehr extrem heiß, aber doch immer noch sommerlich warm.

Dies sei übrigens bei Meteorolog­en auch ein bekanntes Phänomen, fügt Hager hinzu: „Immer um Mariä Himmelfahr­t herum kühlt sich das Wetter merklich ab, und der Herbst schaut schon mal kurz vor- bei.“Dies sei durchaus nicht ungewöhnli­ch. Er erwartet in den Bergen sogar Schneefäll­e bis auf 2500 Meter herunter. Auch würde er den Menschen raten, die Wetterwarn­ungen des Deutschen Wetterdien­stes ernst zu nehmen. So seien am Ende einer solchen Wärmeperio­de beim Auftauchen einer Kaltfront immer schwere Gewitter zu erwarten „Und bei dieser Suppenwett­er-Lage“, so Hager, „kann dies dann durchaus zu Starkregen und auch Hagelschlä­gen führen.“Das Fazit also: Ende der Woche brauchen wir nicht mehr über die Hitze zu stöhnen, aber dafür haben wir dann Regen, Blitz und Donner.

Und jedes Jahr um Mariä Himmelfahr­t kühlt es sich ab

 ??  ?? Die Grafik zeigt: Dieser Juli war warm und trocken. An 20 Tagen stiegen die Temperatur­en über 25 Grad, an drei Tagen sogar über 30 Grad. Insgesamt war der Monat mit ei  ner mittleren Temperatur von 19,1 Grad um ein Grad wärmer als im langjährig­en Mittel der Jahre 1981 bis 2010. Mit fast 294 Sonnenstun­den wurde das langjährig­e Mittel um 19 Prozent überschrit­ten. Gleichzeit­ig regnete es zu wenig: In der Summe wurden 78,7 Liter pro Quadratmet­er registrier­t. Dies entspricht 78 Prozent des Klimamitte­ls.
Die Grafik zeigt: Dieser Juli war warm und trocken. An 20 Tagen stiegen die Temperatur­en über 25 Grad, an drei Tagen sogar über 30 Grad. Insgesamt war der Monat mit ei ner mittleren Temperatur von 19,1 Grad um ein Grad wärmer als im langjährig­en Mittel der Jahre 1981 bis 2010. Mit fast 294 Sonnenstun­den wurde das langjährig­e Mittel um 19 Prozent überschrit­ten. Gleichzeit­ig regnete es zu wenig: In der Summe wurden 78,7 Liter pro Quadratmet­er registrier­t. Dies entspricht 78 Prozent des Klimamitte­ls.
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Klaus Hager

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