Alles für die Katz!
Warum so viele Menschen den Stubentigern erliegen
Nichts ist mehr wichtig. Eine große Ruhe breitet sich aus. Nur dieses wunderbare Geräusch, dieses Schnurren, will man hören. Nur die Finger über dieses sensationell weiche Fell streichen. Was für ein Glück! Katzenliebhaber wissen, wovon die Rede ist. Fühlt sich die Katze wohl, ist auch der Mensch selig. Doch warum ist das so? Warum gelingt es ausgerechnet den Stubentigern, so viele Menschen zu ihren Bediensteten, zu ihren bedingungslosen Bewunderern zu machen?
Klar, das Kindchenschema. Kleines Mäulchen, Stupsnäschen, hohe Stirn, große Kulleraugen – bekannter Effekt. Frank Schwab geht aber noch einen Schritt weiter. Für den Medienpsychologen von der Uni Würzburg verstehen es Katzen nicht nur, unsere „menschlichen Brutpflegemechanismen“aufs Beste zu „parasitieren“– „hier sind sie wirklich wie Kinder“. Nein, da gebe es vermutlich auch einen erotischen Moment. Man spreche ja auch von Catwomen. Von katzenähnlichen Frauen. Oder vom Catwalk. Katzen sind nicht nur niedlich. Erwachsene Tiere sind oft hochelegante Wesen.
Allein der geschmeidige Gang. So ein edles, eigensinniges Wesen sein Eigen zu nennen, hat etwas, erklärt Schwab. Es ist eine Auszeichnung, dass sie da sind. Und es ist ja nicht so, dass alles für die Katz wäre. Der Mensch profitiert auch. So haben Katzenbesitzer oft einen niedrigeren Blutdruck und weniger Herzprobleme. Schwab glaubt, dass der Mensch tief in seinem Inneren einen Bezug zur Natur sucht. So eine schöne Samtpfote verbindet diese Sehnsucht eben aufs Idealste. Doch manchmal knirscht es in der Beziehung zwischen Katz und Mensch. Man redet gelegentlich aneinander vorbei. Das muss nicht sein. Daher haben wir pünktlich zum heutigen Weltkatzentag ein paar Tipps für eine bessere Verständigung auf
Dr. Pfleiderer, als Sie etwa zwölf Jahre alt waren, hat der Kater Ihrer Eltern Sie zum Biologiestudium animiert. Wie kam es dazu?
Mircea Pfleiderer: Besonders aufregend waren für mich die Kämpfe. Das Jaulen eines Katers ist Kampfgeschrei. Jault nur ein Kater, handelt es sich um denjenigen, der überlegen ist.
Bevorzugen Katzen ein eigenes Revier ohne jegliche Überlappung?
Pfleiderer: Nein. Katzen wollen den Sozialkontakt. Wobei es da einen großen Unterschied gibt zwischen Katern und Kastraten, die kleinere Reviere haben, sie aber wesentlich strenger verteidigen. Ebenso wie Weibchen, deren Reviere sich nur wenig überlappen.
Die Katze hat eine eigene Domestikationsgeschichte: Sie hat sich „selbst domestiziert“. Was ist da passiert?
Pfleiderer: Der Hund ist den Menschen wegen der Essensreste nachgelaufen. Aber die Reste von Nomaden haben Katzen nicht interessiert, sondern die ägyptischen Kornkammern, dort gab es viele Mäuse. Die Katze ist über diese Mäuseplage in die Domestikation reingekommen. Wie man heute weiß, binden sich Katzen durchaus an „ihren“Menschen: Wie ist die beste Kommunikation mit Katzen möglich?
Pfleiderer: Mit Streicheln und Füttern, mit viel Liebe, nie aufdringlich sein, die Katze kommen lassen, ihr viel körperliche und Herzenswärme geben. Und dann kann man eine Katze auf „Kätzisch“beruhigen, wenn man selbst schnurrt (Mircea Pfleiderer macht „brrrrrrrr“mit einem langgezogenen rollenden Zäpfchen-R). Man kann mit ihnen blinzeln und viele kleine, „kätzische“Manierismen übernehmen.
Auch mit ihr reden?
Pfleiderer: Reden ist ganz wichtig, ja. Viele Katzen ahmen die menschlichen Geräusche nach.
Können Katzen dem Menschen in puncto Stress helfen? Pfleiderer: Wir wissen inzwischen dank vieler Untersuchungen, dass Katzenbesitzer oft gesünder sind, niedrigeren Blutdruck und weniger Herzprobleme haben. Können auch die sogenannten Großkatzen schnurren?
Pfleiderer: Tiger, Leoparden und Geparden schnurren ebenfalls, aber weil sie größer sind, klingt es dann eher wie ein Traktor.
Sie haben mit Dr. Paul Leyhausen zusammengearbeitet, der wiederum mit Konrad Lorenz arbeitete. Können Sie uns Leyhausens Theorie des „ErsatzKätzchens“erklären?
Pfleiderer: Wir sind für die Katze oder für den Kater eine Art Ersatzkind, aber auch Ersatzmütter und Ersatzspielkameraden. Wir sind für die Katze alles in einem. Wenn sie uns eine Maus bringt, dann will uns die Katze versorgen oder uns das Mäusefangen beibringen.
Katzen spielen manchmal mit getöteter Beute weiter. Warum?
Pfleiderer: Das ist ein Mechanismus, um Spannung abzubauen. Für junge Katzen ist ein Mäuschen ein Mordsgegner, die sind wahnsinnig aufgeregt, und wenn sie sie dann getötet haben, dann gibt es das sogenannte Erleichterungsspiel, bei dem sie dann noch einmal so tun, als ob es ganz etwas Wildes wäre. Es hat auch etwas mit einem „Freudentanz“zu tun – so hat es Leyhausen gesagt.
Wir haben Ferienzeit. Was tun, wenn man nach einer Reise eine beleidigte Katze vorfindet? Gähnen bedeutet ja auf „Kätzisch“Beschwichtigung…?
Pfleiderer: Gähnen hilft auf jeden Fall – ebenso Blinzeln, lieb mit ihr reden. Und wenn sie hartnäckig ist, dann links liegen lassen. Es hilft bei beleidigten Katzen hervorragend, wenn man sagt: „Gut, wenn du mich nicht anschauen willst, dann schaue ich dich auch nicht an.“Man setzt sich hin und schaut weg. Irgendwann ist die Katze so neugierig – dann kommt sie und nimmt den Kontakt auf. Funktioniert auch wunderbar bei scheuen Katzen.