Die Stadt muss so etwas aushalten
Der Auftritt des Lifeline-Kapitäns Claus-Peter Reisch beim Friedensfest auf dem Rathausplatz war weder angekündigt noch mit der Stadt abgestimmt. Trotzdem sollte eine Stadtspitze so etwas aushalten können. Natürlich sind Regeln da, damit sie eingehalten werden. Das Programm des Friedensfestes wird vorab festgelegt. Man macht sich Gedanken. Von Seiten der Stadt ist auch vorgegeben, dass die Friedenstafel nicht für politische Zwecke genutzt werden soll. Wobei man an dieser Stelle den Sinn der Ausklammerung von Politik an sich schon diskutieren könnte.
Aber hier geht es um den Zwischenfall, der die Stadtspitze verärgerte. Verständlich, dass man sich zunächst überrumpelt fühlte und in einem ersten Moment verschnupft reagierte. Doch das Endergebnis war die Rede eines engagierten Zeitzeugen und Helfers, der von seinen Erlebnissen als Seenotretter berichtete. Der Beifall und der Zuspruch, den Claus-Peter Reisch danach erfuhr, zeigt, dass er die Menschen emotional erreicht hat. Viele Besucher werden vielleicht sogar davon ausgegangen sein, dass die Rede ein geplanter Teil des Programms war, so sehr passte das hochaktuelle Thema Seenotrettung in den Rahmen des Friedensfestes am Mittwoch. Die Reaktion von Bürgermeisterin Eva Weber und auch von OB Kurt Gribl mutet da etwas harsch an. Warum jetzt ein Fass aufmachen, indem man gar von „Missbrauch für politische Zwecke“spricht? Diese Reaktion wirkt eher unsouverän. In einer demokratischen Gesellschaft muss man eine solche Aktion aushalten können. Augsburgs Friedensfest würde es im Übrigen nicht geben, wären in der Vergangenheit nicht auch Regeln und Grundsätze gebrochen worden.