Skateboard statt Schreibtisch
Beim Skatefestival Rampa Zamba können Skateboarder, BMX- und Scooterfahrer ihr Können im Königsbrunner Eisstadion zeigen. Wir haben ausprobiert, wie schwer die Sportarten wirklich sind
Königsbrunn
„Willst du für uns Skateboard fahren?“Wer hätte gedacht, dass man in einer Lokalredaktion einmal so eine Frage gestellt bekommt. Skateboard fahren? Ich dachte, zu meinen Aufgaben gehören Polizeiberichte schreiben und bei Stadtratssitzungen erscheinen. Doch natürlich gibt es einen Grund für den Selbstversuch auf dem Brett: das Skatefestival Rampa Zamba in der Eisarena in Königsbrunn. Noch bis Sonntag, 12. August, können begeisterte Actionsportler in der Eisarena ihr Können zeigen.
In der Eisarena angekommen, bin ich sofort von dem Aufbau und der Organisation des Sportspektakels begeistert. Neben dem Bereich für die Skater baute die Matrix Königsbrunn eine Chill-Area mit einer Bar, einer Bühne, vielen Sofas und Liegestühlen auf. Skater, die gerade eine Verschnaufpause brauchen, aber auch Jugendliche, die ohne fahrbaren Untersatz die Eisarena besuchen, entspannen sich und genießen den Flair der Veranstaltung. Der Geruch von einer frischgebackenen Pizza liegt in der Luft.
Am liebsten würde ich mich dazu setzen und selber ein kühles Getränk genießen, doch deswegen bin ich nicht hier. Als Ralf Engelstätter, Matrix-Chef und Organisator von Rampa Zamba, mir mit einem Helm entgegenkommt, wird es ernst. Als einigermaßen erfahrene Snowboarderin bin ich dem Skateboard gegenüber sehr optimistisch und freue mich auf das vertraute Brett. Doch statt einem Skateboard gibt mir Ralf einen Scooter: „Damit fängst du jetzt Mal an, mache dich erst mit dem Gerät vertraut, dann sehen wir weiter.“
Ein Scooter? Gar kein Problem. Welches Kind der 90er-Jahre hatte früher keinen Cityroller und ist damit die Straßen auf und ab gefahren? Ich rolle ganz entspannt durch die Halle und weiche vor allem den Rampen und den Rails aus. „Kein unnötiges Risiko eingehen“, haben die Kollegen gesagt. Drei weitere Jungs sind auf ihren Scootern unterwegs. Etwa halb so groß und halb so alt wie ich brausen sie durch die Eisarena, führen schwindelerregende Tricks auf den Rampen aus und zeigen mir: Der Cityroller meiner Kindheit hat mich nicht genug vorbereitet, um hier mitzuhalten.
„Komm, wir probieren den Pumptrack aus,“ruft mir Ralf entgegen. Ein Pumptrack ist ein schwarzer Rundkurs aus Hartplastik: zwei Steilkurven, zwei Geraden mit je drei kleinen Hügeln. Da soll ich rauf? „Das geht schon,“motiviert mich Ralf. „Du musst gar nicht anschieben, nur pumpen. Einfach auf dem Roller stehen und hoch und runter bewegen, das geht ganz von allein.“Wenn man den Pump-Trick raus hat, dann ist die Strecke zu bewältigen, aber die Kurven sind mein Angst-Hindernis. „Du bleibst zu gerade, damit nimmst du Schwung raus. Lass Dich in die Kurve fallen,“erklärt mir Ralf. Doch das ist nicht so leicht: Mal verkante ich mit den Rollen, mal fahre ich in der Kurve zu weit nach oben. Das Resultat: Am nächsten Hügel bin ich zu langsam und muss absteigen.
Frei nach dem Motto „Geschwindigkeit ist dein Freund“nehme ich meinen Mut zusammen und lehne mich weit in die Kurve. Es klappt! Mit genügend Geschwindigkeit meistere ich mehrere Runden auf dem Pumptrack. Ich bin glücklich und auch ein bisschen stolz. „Das lief doch ganz gut, jetzt nehmen wir das BMX.“Als Ralf mit dem kleinen Fahrrad um die Ecke kommt, wird mir Angst und Bange. Auf einem BMX saß ich noch nie. Und vor allem: Beim Fahren soll man auch überhaupt nicht sitzen.
Als erfahrener Biker fährt Ralf in unglaublicher Geschwindigkeit den Pumptrack entlang: „Du bist dran.“Wacklig begebe ich mich auf den Track und versuche meine erste Umrundung. Mit zittrigen Knien überwinde ich zwar die Hügel, aber meine Leidensgeschichte vom Scooter wiederholt sich: Bei der Kurve versage ich komplett. „Lehn dich weiter rein,“höre ich zum wiederholten Male. Das BMX ist deutlich schwerer als der Scooter, die Angst zu stürzen, ist größer. Doch wie beim Scooter gilt: Sobald man die Angst überwindet, klappt es auch hier. Aber ich bin trotzdem froh, als ich das Bike abgeben kann und endlich auf das Skateboard darf.
Der ehemalige BMX-Profi und Skateboarder Richard „Richy“Bieger steht als Privatcoach für mich bereit. Er erklärt mir die Grundlagen des Boards und wie man am besten vom Fleck kommt. Hier macht sich die Erfahrung vom Snowboarden bezahlt: „Du kannst das ja schon“, lobt Richy. Nachdem ich einmal um die Halle gefahren bin, versichert er mir, dass ich schon bereit für eine Rampe sei – aber nicht zum Drüberspringen. Der erste Schritt ist langsam die Schräge
Es gibt auch eine Chill Area mit einer Bar, einer Bühne, vielen Sofas und Liegestühlen
hoch- und wieder hinunter zu rollen. Tatsächlich stelle ich mich deutlich besser an, als auf dem BMX und habe vor allem keine Angst hinzufallen. Nach wenigen Fehlversuchen rolle ich unbeschadet die Rampe wieder runter. Gut genug für den ersten Versuch, befindet Richy: „Nächstes Jahr bringe ich dir eine
360-Grad-Drehung bei!“
Der Selbstversuch ist zwar vorbei, die Skateboard-Motivation wurde aber auf jeden Fall angekurbelt und vielleicht fahre ich bald auf einem Board durch die Straßen von Königsbrunn und lasse mein Auto öfter in der Garage. Ich werde nächstes Jahr gern wieder zum Rampa Zamba kommen: Auf das Angebot mit der 360-Grad-Drehung komme ich gern zurück.