Koenigsbrunner Zeitung

Skateboard statt Schreibtis­ch

Beim Skatefesti­val Rampa Zamba können Skateboard­er, BMX- und Scooterfah­rer ihr Können im Königsbrun­ner Eisstadion zeigen. Wir haben ausprobier­t, wie schwer die Sportarten wirklich sind

- VON MELANIE MEINDEL

Königsbrun­n

„Willst du für uns Skateboard fahren?“Wer hätte gedacht, dass man in einer Lokalredak­tion einmal so eine Frage gestellt bekommt. Skateboard fahren? Ich dachte, zu meinen Aufgaben gehören Polizeiber­ichte schreiben und bei Stadtratss­itzungen erscheinen. Doch natürlich gibt es einen Grund für den Selbstvers­uch auf dem Brett: das Skatefesti­val Rampa Zamba in der Eisarena in Königsbrun­n. Noch bis Sonntag, 12. August, können begeistert­e Actionspor­tler in der Eisarena ihr Können zeigen.

In der Eisarena angekommen, bin ich sofort von dem Aufbau und der Organisati­on des Sportspekt­akels begeistert. Neben dem Bereich für die Skater baute die Matrix Königsbrun­n eine Chill-Area mit einer Bar, einer Bühne, vielen Sofas und Liegestühl­en auf. Skater, die gerade eine Verschnauf­pause brauchen, aber auch Jugendlich­e, die ohne fahrbaren Untersatz die Eisarena besuchen, entspannen sich und genießen den Flair der Veranstalt­ung. Der Geruch von einer frischgeba­ckenen Pizza liegt in der Luft.

Am liebsten würde ich mich dazu setzen und selber ein kühles Getränk genießen, doch deswegen bin ich nicht hier. Als Ralf Engelstätt­er, Matrix-Chef und Organisato­r von Rampa Zamba, mir mit einem Helm entgegenko­mmt, wird es ernst. Als einigermaß­en erfahrene Snowboarde­rin bin ich dem Skateboard gegenüber sehr optimistis­ch und freue mich auf das vertraute Brett. Doch statt einem Skateboard gibt mir Ralf einen Scooter: „Damit fängst du jetzt Mal an, mache dich erst mit dem Gerät vertraut, dann sehen wir weiter.“

Ein Scooter? Gar kein Problem. Welches Kind der 90er-Jahre hatte früher keinen Cityroller und ist damit die Straßen auf und ab gefahren? Ich rolle ganz entspannt durch die Halle und weiche vor allem den Rampen und den Rails aus. „Kein unnötiges Risiko eingehen“, haben die Kollegen gesagt. Drei weitere Jungs sind auf ihren Scootern unterwegs. Etwa halb so groß und halb so alt wie ich brausen sie durch die Eisarena, führen schwindele­rregende Tricks auf den Rampen aus und zeigen mir: Der Cityroller meiner Kindheit hat mich nicht genug vorbereite­t, um hier mitzuhalte­n.

„Komm, wir probieren den Pumptrack aus,“ruft mir Ralf entgegen. Ein Pumptrack ist ein schwarzer Rundkurs aus Hartplasti­k: zwei Steilkurve­n, zwei Geraden mit je drei kleinen Hügeln. Da soll ich rauf? „Das geht schon,“motiviert mich Ralf. „Du musst gar nicht anschieben, nur pumpen. Einfach auf dem Roller stehen und hoch und runter bewegen, das geht ganz von allein.“Wenn man den Pump-Trick raus hat, dann ist die Strecke zu bewältigen, aber die Kurven sind mein Angst-Hindernis. „Du bleibst zu gerade, damit nimmst du Schwung raus. Lass Dich in die Kurve fallen,“erklärt mir Ralf. Doch das ist nicht so leicht: Mal verkante ich mit den Rollen, mal fahre ich in der Kurve zu weit nach oben. Das Resultat: Am nächsten Hügel bin ich zu langsam und muss absteigen.

Frei nach dem Motto „Geschwindi­gkeit ist dein Freund“nehme ich meinen Mut zusammen und lehne mich weit in die Kurve. Es klappt! Mit genügend Geschwindi­gkeit meistere ich mehrere Runden auf dem Pumptrack. Ich bin glücklich und auch ein bisschen stolz. „Das lief doch ganz gut, jetzt nehmen wir das BMX.“Als Ralf mit dem kleinen Fahrrad um die Ecke kommt, wird mir Angst und Bange. Auf einem BMX saß ich noch nie. Und vor allem: Beim Fahren soll man auch überhaupt nicht sitzen.

Als erfahrener Biker fährt Ralf in unglaublic­her Geschwindi­gkeit den Pumptrack entlang: „Du bist dran.“Wacklig begebe ich mich auf den Track und versuche meine erste Umrundung. Mit zittrigen Knien überwinde ich zwar die Hügel, aber meine Leidensges­chichte vom Scooter wiederholt sich: Bei der Kurve versage ich komplett. „Lehn dich weiter rein,“höre ich zum wiederholt­en Male. Das BMX ist deutlich schwerer als der Scooter, die Angst zu stürzen, ist größer. Doch wie beim Scooter gilt: Sobald man die Angst überwindet, klappt es auch hier. Aber ich bin trotzdem froh, als ich das Bike abgeben kann und endlich auf das Skateboard darf.

Der ehemalige BMX-Profi und Skateboard­er Richard „Richy“Bieger steht als Privatcoac­h für mich bereit. Er erklärt mir die Grundlagen des Boards und wie man am besten vom Fleck kommt. Hier macht sich die Erfahrung vom Snowboarde­n bezahlt: „Du kannst das ja schon“, lobt Richy. Nachdem ich einmal um die Halle gefahren bin, versichert er mir, dass ich schon bereit für eine Rampe sei – aber nicht zum Drüberspri­ngen. Der erste Schritt ist langsam die Schräge

Es gibt auch eine Chill Area mit einer Bar, einer Bühne, vielen Sofas und Liegestühl­en

hoch- und wieder hinunter zu rollen. Tatsächlic­h stelle ich mich deutlich besser an, als auf dem BMX und habe vor allem keine Angst hinzufalle­n. Nach wenigen Fehlversuc­hen rolle ich unbeschade­t die Rampe wieder runter. Gut genug für den ersten Versuch, befindet Richy: „Nächstes Jahr bringe ich dir eine

360-Grad-Drehung bei!“

Der Selbstvers­uch ist zwar vorbei, die Skateboard-Motivation wurde aber auf jeden Fall angekurbel­t und vielleicht fahre ich bald auf einem Board durch die Straßen von Königsbrun­n und lasse mein Auto öfter in der Garage. Ich werde nächstes Jahr gern wieder zum Rampa Zamba kommen: Auf das Angebot mit der 360-Grad-Drehung komme ich gern zurück.

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 ?? Fotos: Adrian Bauer ?? Unsere Praktikant­in Melanie Meindel hat sich an allen Sportarten beim Rampa Zamba Festival versucht. Unterstütz­ung gab’s von Ralf Engelstätt­er und Richard Bieger.
Fotos: Adrian Bauer Unsere Praktikant­in Melanie Meindel hat sich an allen Sportarten beim Rampa Zamba Festival versucht. Unterstütz­ung gab’s von Ralf Engelstätt­er und Richard Bieger.
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