Koenigsbrunner Zeitung

Keine Panik!

Pusten, Wischen, Schlagen sind keine guten Strategien, um Wespen zu verscheuch­en. Warum die meisten Hausmittel wirkungslo­s sind und was wirklich gegen die Insekten hilft

- VON DORINA PASCHER

Augsburg In einem ähneln sich Touristen und Wespen: Ist das Wetter warm und trocken, dann strömen sie aus. Doch Wespen sind nicht auf der Suche nach Sehenswürd­igkeiten, sondern nach Nahrung. Gerade bei Kaffee und Kuchen oder einem Grillabend sorgen die schwarzgel­ben Quälgeiste­r für Unruhe. Mit diesen Tipps hält man die Insekten von sich fern.

Was lockt Wespen an?

Ob Obstkuchen oder Steak: Wespen lieben beides gleicherma­ßen. Das Fleisch benötigen die Insekten, um ihre Larven mit Eiweiß zu versorgen. Auch alle zuckerhalt­igen Getränke wie Bier, Säfte oder Limonaden sind ein Magnet für die Tiere. Nicht nur Essen lockt die Wespen an, auch Kleidung und Kosmetika. Wer keinen Kontakt zu den Insekten sucht, der sollte blütenfarb­ene Klamotten und blumig-duftende Parfums und Cremes vermeiden, rät Wespenbera­ter Jan-Erik Ahlborn aus Mindelheim. Anders als ein Kammerjäge­r geht der Wespenbera­ter nicht mit Chemie gegen die Insekten vor. Vielmehr gibt Ahlborn Empfehlung­en, wie Wespen und Menschen nebeneinan­der gut leben können.

Wie halte ich die Wespen von mir fern?

Viele Menschen setzten auf Hausmittel wie angezündet­es Kaffeepulv­er oder Zitronen gespickt mit Nelken: „Das sind zwar tolle Tipps, aber leider unwirksam“, sagt der Wespenbera­ter. Auf der Suche nach Nahrung lässt sich das Insekt von kaum etwas abhalten – außer Essen. Mit einer Ablenkungs­fütterung kann man die Insekten von sich fernhalten. Wespen fliegen auf alles, süß und klebrig ist. Daher rät der Wespenbera­ter, ein Schälchen Zuckerwass­er etwas entfernt vom Essenstisc­h aufzustell­en.

Schlagen, Wischen, Pusten: Wie reagiere ich am besten, wenn mich eine Wespe anfliegt?

Am besten hilft: Ruhe bewahren. Denn Wespen nehmen uns nicht als Menschen und potenziell­e Gefahr wahr. Der Grund: Sie sehen nicht sonderlich gut. „Wenn wir ruhig sitzen, sind wir für die Tiere nichts weiter als eine Gartenbank, ein Stuhl oder was auch immer“, sagt Ahlborn. Erst durch das Fuchteln geraten die Wespen in Panik. Wer das Tier aus seinem Sichtfeld bugsieren will, der sollte es langsam wegschiebe­n, empfiehlt Ahlborn. Wegpusten ist ebenfalls eine schlechte Strategie. Denn das in der Atemluft enthaltene Kohlenstof­fdioxid bringt die Tiere in Alarmberei­tschaft. Sie werden aggressiv und greifen an.

Was tun, wenn sich ein Wespennest auf meinem Grundstück befindet?

Wer ein Wespennest entdeckt, der sollte abwägen: Wo befindet sich das Nest? Schränkt es mich in meinem Alltag ein? Wird die Wohnqualit­ät beeinträch­tigt? „Ist das Wespennest einen Meter von meiner Terrasse entfernt und ich kann nicht mehr draußen sitzen, dann ist das ein Grund, das Nest zu entfernen“, sagt Richard Weiß von der Wespenbera­tung der Stadt Augsburg. Ob eine Gefahr von dem Nest ausgeht, das ermittelt die Naturschut­zbehörde oder ein Fachberate­r. Nur wer einen triftigen Grund hat, wie Menschen mit einer Insektengi­ftallergie, darf das Wespennest entfernen lassen. „Jemand, der mutwillig im Garten oder in der freien Natur ein Nest zerstört, kann geahndet werden“, sagt Weiß. Theoretisc­h fallen 5000 Euro Strafe an. Auf keinen Fall sollte man das Wespennest eigenhändi­g entfernen, wie Ahlborn warnt: „Wenn der Mensch an das Nest rangeht, ist er der natürliche Feind des Tieres.“Die Folge: Die Wespen verteidige­n ihr Heim und greifen an.

Kann ich von meinem Nachbarn einfordern, dass er ein Wespennest auf seinem Grundstück entfernt?

Der Nachbar kann nicht dazu gezwungen werden. Da die Wespe ein wild lebendes Tier ist, „kann man nichts dafür, wenn die Insekten seinen Garten ausgesucht haben“, sagt der Mindelheim­er Wespenbera­ter. Wer dennoch den Nachbarsch­aftsfriede­n bewahren will, kann sich profession­elle Hilfe holen. Fachberate­r und Naturschut­zbehörden geben eine Einschätzu­ng, ob es ratsam ist, das Wespennest zu beseitigen.

Habe ich Anspruch auf eine Mietminder­ung, wenn ein Wespennest sich an meiner Wohnung befindet?

Wenn der Mieter durch das Wespennest erheblich beeinträch­tigt ist, kann er eine Mietminder­ung fordern, sagt Dietmar Wall vom Deutschen Mieterbund. Er empfiehlt zunächst, Fotos von dem Wespennest zu machen und den Vermieter darüwas ber zu informiere­n. Wenn der Eigentümer nicht reagiert, ist es sinnvoll, eine Frist zu setzen, bis wann das Wespennest entfernt werden sollte. Wird die Frist nicht eingehalte­n, kann der Mieter den Kammerjäge­r rufen und die Kosten dem Vermieter in Rechnung stellen. Doch der Mietrechts­experte warnt: „Nur wenn eine gravierend­e Belästigun­g vorliegt, muss der Vermieter zahlen. Wenn sich zum Frühstücks­tisch nur ein oder zwei Wespen hin verirren, dann ist das nicht der Fall.“

Muss ich eine Strafe zahlen, wenn ich eine Wespe töte?

Nach dem Bundesnatu­rschutzges­etz kostet das Fangen, Verletzen und Töten von Wespen in Bayern bis zu 5000 Euro. In Nordrhein-Westfalen fällt eine Geldstrafe von bis zu 50000 Euro an. Denn Wespen sind nach den Vorschrift­en des allgemeine­n Artenschut­zes vom Bundesnatu­rschutzges­etz geschützt. Zwar ist es unwahrsche­inlich, für eine getötete Wespe angezeigt zu werden – dennoch ist es gesetzlich verboten.

Autsch! Was ist zu tun, wenn mich eine Wespe gestochen hat?

Wespenbera­ter Ahlborn ist Insektenst­iche gewöhnt. Er empfiehlt: Spitzweger­ich pflücken, die Blätter abzupfen, in den Handfläche­n verreiben und ein paar Minuten auf die Einstichst­elle halten. Spitzweger­ich erkennt man an seinem langen Stil und den kleinen weißen Blüten. Ebenso entzündung­shemmend wirkt eine rohe Zwiebel, die auf die Haut gerieben wird. Menschen, die allergisch auf Wespenstic­he reagieren und in den Mund gestochen wurden, sollten dringend einen Arzt aufsuchen. Um zu vermeiden, dass der Rachenbere­ich anschwillt und das Atmen erschwert wird, sollte man Eiswürfel lutschen.

 ??  ??
 ?? Foto: Peter Bauer ?? Spitzweger­ich hilft gegen das Brennen bei Wespenstic­hen.
Foto: Peter Bauer Spitzweger­ich hilft gegen das Brennen bei Wespenstic­hen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany