Koenigsbrunner Zeitung

Jäger erschießt zwei Mischlings­hunde

Leni und Maja waren auf einer Wiese in Königsbrun­n bei Augsburg unterwegs. Haben die beiden gewildert?

- VON IDA KÖNIG

Augsburg Die beiden Mischlings­hunde Leni und Maja tollten oft auf der Wiese hinter ihrem Zuhause in Königsbrun­n (Kreis Augsburg) herum. Ihre Besitzerin ließ sie häufig bereits am Morgen ins Freie. Doch seit einem Monat spielen sie dort nicht mehr. Ein Jäger hat die beiden Hunde erschossen. Nun müssen Ermittler klären, ob sie einem Wildtier gefährlich wurden oder ob der Jäger sie zu Unrecht getötet hat.

Der Fall hat unter Tierschütz­ern einen Sturm der Entrüstung ausgelöst – und ist auch für Jäger brisant. Würde sich herausstel­len, dass der Jäger kein Recht dazu hatte, die Hunde zu erschießen, wäre das für den Ruf der Jäger katastroph­al. Die Ermittlung­en laufen und müssen zeigen, ob der Jäger einen triftigen Grund für den Abschuss hatte.

Einen solchen Fall hat Hubert Droste, Forstbetri­ebsleiter der Bayerische­n Staatsfors­ten in Zusmarshau­sen, in seiner 30-jährigen Laufbahn als Jäger noch nicht erlebt. Dass ein Waidmann ein Haustier erschießt, sei enorm selten – und äußerst heikel. „Man muss sich immer überlegen, dass dieses Tier einem Menschen enorm viel bedeutet“, sagt er. Außerdem seien die Hürden für den Abschuss eines Hundes extrem hoch.

Grundsätzl­ich dürfen Hunde in Wäldern und auf Wiesen frei herumlaufe­n, da es in Bayern keine Leinenpfli­cht gibt. Wichtig ist Droste zufolge aber, dass sich die Tiere in Hör- und Sehweite ihres Herrchens beziehungs­weise Frauchens aufhalten und auf Appelle reagieren. Doch selbst wenn das nicht der Fall ist, dürfe ein Jäger noch lange nicht einfach auf den Hund schießen, erklärt der Förster. „Drei Punkte sind ausschlagg­ebend: Der Hund muss ohne Aufsicht unterwegs sein, erkennbar Wild nachstelle­n und das Wild auch tatsächlic­h reißen können.“Die Vermutung, dass der Hund einem Wildtier gefährlich werden könne, reiche nicht aus. Auch der Jagdinstin­kt eines Hundes allein sei kein Abschussgr­und – ein Dackel könne einem ausgewachs­enen Reh beispielsw­eise nicht ernsthaft gefährlich werden.

Probleme gebe es hin und wieder, wenn Hunde mit Jagdinstin­kt im Frühjahr auf sehr junge Rehkitze treffen. Deshalb appelliere­n Jäger und Förster in diesen Monaten an die Hundebesit­zer, die Tiere an die Leine zu nehmen.

Noch strenger sind die Bestimmung­en für Jagdhunde oder andere Tiere mit Spezialaus­bildung wie Blinden-, Hirten- oder Diensthund­en. „Mein Jagdhund weiß ja nicht, wo die Grenze zum Nachbargeb­iet verläuft und ist dafür ausgebilde­t, zu jagen“, sagt Droste. Bei Drückjagde­n werden allerdings manchmal Jagdhunde aus Versehen getötet – was zu großen Dramen führe. Die meisten Jäger sind schließlic­h selbst Hundebesit­zer und -liebhaber. „Für mich persönlich kann ich nur sagen, dass ich niemals einen Hund erschießen würde. Da bleibt der Finger gerade.“

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Foto: Lackner Diese beiden Mischlings­hunde wurden von einem Jäger erschossen.

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