Koenigsbrunner Zeitung

Streit unter Buddhisten spitzt sich zu

Nach islamfeind­lichen Äußerungen von Ole Nydahl wird die Forderung nach einem Verbandsau­sschluss laut

- VON PETER JANUSCHKE

Immenstadt Nach der Aufforderu­ng „Schießen lernen“die Klarstellu­ng. Der geistige Führer des Diamantweg-Buddhismus, Ole Nydahl, sagt in einer vom Dachverban­d seiner Bewegung verbreitet­en Stellungna­hme: „Natürlich will ich als Lama keine Gewalt.“Das Gewaltmono­pol habe „nur der Staat“, formuliert er im Hinblick auf seine von einem früheren Anhänger verbreitet­e Antwort auf die Frage, wie man sich gegen den Islam wappnen soll. Wegen islamfeind­licher Äußerungen Nydahls hat ein Mitglied des Dachverban­ds der Buddhisten in Deutschlan­d (DBU) jetzt gefordert, über einen Ausschluss des Diamantweg­s zu beraten. Martin Hage vom DBUVorstan­d reagierte mit der Feststellu­ng: Sollte sich herausstel­len, dass die Äußerungen so gefallen sind, „wird dies Konsequenz­en haben“.

Der Lama hat – wie berichtet – während eines Kurses im Europazent­rum der Diamantweg-Buddhisten am Immenstädt­er Alpsee den Islam mehrfach pauschal verbal attackiert. So sagte er: „Andere hatten Hitler und Stalin, wir haben den Islam. Das ist alles dasselbe.“Mehr als 1000 Zuhörer reagierten auf diese Aussage nicht, sehr wohl jedoch im Nachhinein die Politik und Justiz. Der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz war eigenen Worten nach wie parteiüber­greifend auch Kreisräte und Immenstädt­er Stadträte „entsetzt“. Weitere Aktivitäte­n im Europazent­rum sollen „genau beobachtet werden“. Die Staatsanwa­ltschaft Kempten eröffnete ein Verfahren, sie wird die Aussage Nydahls auf mögliche strafrecht­liche Konsequenz­en prüfen. Frühere islamfeind­liche Aussagen hatte die Staatsanwa­ltschaft als unter die Meinungsfr­eiheit fallend eingestuft.

Bislang hatte die Deutsche Buddhistis­che Union als Zusammensc­hluss zahlreiche­r buddhistis­cher Gemeinscha­ften und Strömungen aus dem Verhalten des Diamantweg-Lamas nie Konsequenz­en gezogen. Der buddhistis­che Blogger und Autor Ralf Böck verlangt jetzt ein Umdenken. Selbstvers­tändlich bleibe abzuwarten, was die staatsanwa­ltlichen Ermittlung­en ergeben, schreibt er an die Vereinigun­g. Dies ändere nichts daran, dass die DBU „unmissvers­tändlich gegen Demagogie und die pauschale Verleumdun­g von Muslimen Stellung“beziehen soll. Zudem müsse über einen Ausschluss des Diamantweg­s diskutiert werden. Auf Anfrage unserer Zeitung sagt der 2. DBU-Vorsitzend­e Hage: „Es ist mit den Grundsätze­n der buddhistis­chen Ethik, insbesonde­re mit denen der heilsamen Rede, unvereinba­r, Angehörige einer anderen Religion pauschal herabzuset­zen, sie zu diffamiere­n, zu Hass und Ablehnung oder gar zu Gewalt aufzurufen.“

Lama Ole Nydahl und der Diamantweg-Vorstand sind derweil um Schadensbe­grenzung bemüht.

Nydahl habe klargestel­lt, schreibt das Vorstandsm­itglied

Nadja Wyder, dass man als Buddhist nicht anders könne, „als ein ehrlicher Humanist zu sein“. Er wolle keine Gewalt. Es stehe aber „jedem Bürger in Demokratie­n frei, auf Menschenre­chtsverlet­zungen durch die Scharia ... hinzuweise­n und Gewalt im politische­n Islam zu kritisiere­n“.

Dies tut nicht nur der Lama selbst mit zahlreiche­n Belehrunge­n. Der Psychologe Nicolai Sennels ist wie Nydahl Däne, gehörte früher der rechtspopu­listischen Dänischen Volksparte­i an. Er wettert immer wieder gegen Muslime, schreibt Texte wie „Sexueller Missbrauch ist unter Muslimen weit verbreitet“oder „Warum sind Muslime gewalttäti­ger und kriminelle­r?“

Sennels hat in Dänemark eine Pegida-Veranstalt­ung organisier­t. Was kaum jemand weiß: Sennels hat „als buddhistis­cher Reiselehre­r für Ole Nydahl auf dessen Wunsch in einem Meditation­skurs einen Vortrag gehalten und zu aktivem Widerstand gegen den Islam aufgerufen“, sagt der buddhistis­che Lehrer Raimund Hopf. Dieser ist im Allgäu aufgewachs­en, lebt in Hamburg und war lange beim Diamantweg. Ein Internetfo­to zeigt Nydahl und Sennels gemeinsam mit dem umstritten­en niederländ­ischen Rechtspopu­listen Geert Wilders.

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Ole Nydahl

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