Was Neu-Eltern bewegt
Wie geht es mit Geburtshilfe, Wohnen und Beruf weiter?
Während ich diese Zeilen schreibe, strampelt ein kleines Wunder in meinem Bauch. Ende September soll unsere Tochter auf die Welt kommen. Ich bin mir sicher: Die Kleine wird unser Leben ganz schön auf den Kopf stellen. Wir freuen uns unglaublich darüber. Und als Neu-Eltern beschäftigen uns natürlich viele Fragen. Wie soll unser Kind heißen? Welcher ist der passende Kinderwagen? Soll ich den süßen Strampelanzug jetzt auch noch kaufen? Die Antworten auf solche Fragen sind zwar gar nicht so einfach, aber eigentlich auch nicht so wichtig. Andere Fragen wiederum haben eine ganz andere Relevanz. Weil es da um unsere Gesellschaft, unser Land, unsere Zukunft geht. Zum Beispiel: Wie geht es mit der Geburtshilfe weiter? Wo sollen wir in Zukunft eigentlich wohnen? Wie können Beruf und Familie zusammen funktionieren? Eltern stellen sich diese Fragen zwar ganz besonders, aber eigentlich sollten sie jeden interessieren. Und vor allem brauchen wir endlich Antworten.
Wie geht es mit der Geburtshilfe weiter? In den vergangenen Monaten haben in unserer Region zwei Entbindungsstationen geschlossen, in Schwabmünchen und Aichach. Angeblich nur vorübergehend. Und doch zeigt die Schließung, die jeweils ganz kurzfristig bekannt gegeben wurde, wie dramatisch die Situation ist. Ob die Stationen jemals wieder öffnen? Sicher ist das nicht. Und eigentlich verschiebt sich das Problem dadurch nur. Denn weniger Kinder werden ja deshalb nicht geboren. Die großen Krankenhäuser sind aber jetzt schon ausgelastet – und nur weil kleinere Häuser schließen, bekommen sie doch auch nicht mehr Platz und Personal.
Hebammen fehlen an allen Ecken und Enden, besonders in der Geburtshilfe. Aber nicht nur da: Wer im vierten Monat – also ein halbes Jahr vorher – nach einem Geburtsvorbereitungskurs oder einer Nachsorgehebamme sucht, bekommt schon viele Absagen und muss Glück haben, noch ein Angebot in der Nähe zu finden. Wer Hebammen zuhört, erfährt nicht nur viel über schwierige Arbeitszeiten und schlechten Verdienst, sondern auch über prekäre Verhältnisse in Kliniken und Geringschätzung ihrer Arbeit. Dabei erzählt mir eigentlich jede Mutter, dass die Hebamme für sie die wichtigste Person rund um die Geburt war. Wann kommt das wohl endlich auch in der Politik und im Gesundheitssystem, bei Geldgebern und Entscheidern an?
Nächste Frage: Wo sollen wir in Zukunft eigentlich wohnen? Wir haben vor gut zwei Jahren ein Haus gekauft. Heute müssten wir dafür mindestens 80 000 Euro mehr zahlen – für uns wäre das wahrscheinlich nicht mehr finanzierbar gewesen. Und nicht nur für uns. In vielen Orten im Großraum Augsburg kann sich bald nur noch derjenige ein Eigenheim leisten, der richtig viel verdient oder gut geerbt hat. Und die anderen? Bleibt ihnen nur die „Landflucht“, wo der Wohnraum zwar günstiger, aber auch die Wege weiter und die Strukturen schlechter sind? Bei Mietwohnungen ist die Situation ja mindestens genauso schwierig. Wie weit werden die Immobilienpreise wohl noch steigen? Und wann wird es endlich genügend bezahlbare Wohnungen geben?
Und dann ist da noch die Frage: Wie können Beruf und Familie zusammen funktionieren? Offen gesagt: Dafür haben wir noch keine wirkliche Lösung. Für mich beginnt jetzt erst mal der Mutterschutz. Und wenn unser Baby da ist, dann ist bestimmt sowieso alles anders, als wir es uns je vorstellen konnten.
Manuela Bauer (32) ist Redakteurin bei der AZ Augsburger Land in Gerst hofen. Sie bekommt im September ihr erstes Kind.