Koenigsbrunner Zeitung

Wo sich das Dorf trifft

Rund 200 Einwohner zählt Mohrenhaus­en. Jetzt bauen sie sich ein eigenes Bürgerhaus

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Vor vier Jahren ging alles mit einer Bürgervers­ammlung in der einzigen Gaststätte des Dorfes Mohrenhaus­en los. Es war klar, dass die Wirtsleute nicht mehr lange weitermach­en würden und das kein Nachfolger da wäre. Wo sollten sich die Einwohner in Zukunft treffen? Rund 200 Seelen zählt das Dorf im Landkreis Unterallgä­u, das auf halber Strecke zwischen Ulm und Memmingen liegt. Was fehlte, war ein Bürgerhaus – und das Geld für den Bau. Das war 2014.

Karl Abler war von Anfang an beteiligt. „Früh kamen wir auf die Idee, uns um eine Eler-Förderung zu bewerben“, erinnert er sich. Europäisch­e Landwirtsc­haftsfonds für die Entwicklun­g des ländlichen Raums, dafür steht Eler. „Dank der starken Unterstütz­ung vom Landtagsab­geordneten Klaus Holetschek und dem Präsidente­n des Amtes für Ländliche Entwicklun­g, Johann Huber, klappte das 2017“, sagt Abler. 285000 Euro gab es. Vor dem Bescheid stand die Platzsuche an: Wo soll das Bürgerhaus entstehen? Mehrere Flächen im Dorf wurden angeschaut, am Ende entschiede­n sich die Einwohner für den Platz neben der Kirche St. Leonhard und Sebastian. „Zentraler geht es nicht“, sagt Abler. Zwar gehörte die Fläche der Kirche, die trat das Gelände aber an die Gemeinde Kettershau­sen, zu der Mohrenhaus­en gehört, ab. „Unsere Bürgermeis­terin Susanne Schewetzky half uns“, erklärt der 55-Jährige. Pläne, Bauantrag, alles musste dann schnell gehen. Mitte März dieses Jahres fand der Spatenstic­h statt.

Abler war und ist immer noch begeistert, wie es läuft. „Irgendwann ebbt die Euphorie ab, dachte ich – aber das passierte nie.“Die Frauen im Dorf verabredet­en sich über Whats -App zum Bretterstr­eichen. 15 Leute halfen im Schnitt am Wochenende mit. Unter der Woche werkeln Rentner oder Studenten in den Semesterfe­rien auf der Baustelle. „Da fiel noch nie ein böses Wort, und kaum ein Haushalt, der noch nicht mitgeholfe­n hat“, stellt Abler stolz fest. Um die Ziegel aufs Dach zu kriegen, habe sich eine Menschenke­tte gebildet. Nächstes Jahr soll das Haus fertig sein.

Im Bürgerhaus finden bei Veranstalt­ungen rund 100 Besucher Platz. Freitagabe­nd verwandelt sich der große Multifunkt­ionsraum in einen Schießstan­d für die Sportschüt­zen. Ganz elektronis­ch und ohne Seilzug. „Das haben die Jungen konzipiert“, erklärt Abler. Sonntagmor­gen werde ein Frühschopp­en angeboten, dann wenn die Messe vorbei ist. Auf der Fläche zwischen Gotteshaus und Kirche ist noch ein freier Platz. „Dorf- und Pfarrfest können dort stattfinde­n, und wir haben schon eine ganze viele Ideen“, sagt Abler. Mit einem Landwirtsc­haftsarchi­tekt habe man gesprochen, Apfelbäume zu pflanzen, die dann später Schatten spenden sollen.

Abler ist es wichtig hervorzuhe­ben, dass sich alle für das gemeinsame Ziel aufopfern. 2500 Stunden Eigenleist­ung erbrachten sie schon. „Da kommt keiner mit leeren Händen, wir mussten noch kein Werkzeug leihen“, sagt er. Sogar einen Mini-Bagger oder das Gerüst haben die Einwohner ohne Gegenleist­ung zur Verfügung gestellt. „Ein junges Paar, das erst hergezogen ist, hilft auch mit.“Das Projekt biete die Möglichkei­t sich schnell und leicht in das Dorf zu integriere­n. Und auch die Wege sind kurz. Selbst vom äußersten Ortsrand dauert es nur zehn Minuten zu Fuß zum neuen Bürgerhaus. Denis Dworatsche­k

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