Koenigsbrunner Zeitung

Fachkräfte fehlen: Es klemmt beim Wohnungsba­u

Schwabens Kammerchef Rauch sieht Personalno­t in Bau- und Ausbau-Berufen

- VON MICHAEL KERLER

Berlin/Augsburg Der Wohnungsba­u in Deutschlan­d wird ausgebrems­t, weil es im Handwerk zu wenig qualifizie­rte Leute gibt. Klempner, Heizungsin­stallateur­e, Dachdecker und andere Spezialist­en fehlen. Der Mangel an Fachkräfte­n ist neben dem knapp werdenden Bauland in Ballungsze­ntren nach Einschätzu­ng der staatliche­n Förderbank KfW die wichtigste Ursache für die schwache Dynamik am Bau – und weniger zu langsame Genehmigun­gen der Kommunen oder zu wenige Bauwillige.

Auch in unserer Region bremsen fehlende Fachkräfte den Bau, berichtet Hans-Peter Rauch, Präsident der Handwerksk­ammer für Schwaben. „Auf eine Ausschreib­ung für einen Neubau geben regionale Firmen oft gar keine Angebote mehr ab – oder es kommt nur ein Angebot aus dem Ausland“, berichtet er. Der Grund sei, dass die lokalen Handwerksf­irmen wissen, dass ihnen Mitarbeite­r fehlen, um die Arbeit erledigen zu können. „Und wir haben den Höhepunkt des Fachkräfte­mangels noch nicht einmal erreicht“, warnt Rauch.

Ein Indiz für den Fachkräfte­mangel in der Region: Bei der Handwerksk­ammer für Schwaben sind derzeit 850 offene Lehrstelle­n gemeldet – schätzungs­weise ein Drittel davon entfällt auf das Bau- und Ausbaugewe­rbe.

Kapazitäts­engpässe auf dem Bau zeigen sich laut der Studie daran, dass sich in den vergangene­n zehn Jahren die Schere zwischen Baugenehmi­gungen und Fertigstel­lungen immer weiter geöffnet hat. „Aktuell warten in Deutschlan­d 653000 genehmigte Wohnungsne­ubauten auf Umsetzung“, erläuterte KfW-Chefvolksw­irt Jörg Zeuner. Die Auftragsbü­cher sind prall gefüllt, doch weil Fachkräfte fehlen, können sie nicht schnell genug abgearbeit­et werden. Während das Bauhauptge­werbe, zum Beispiel Hochbauunt­ernehmen, die Lücke bisher mit Mitarbeite­rn aus dem Ausland füllten, fehlen im Bauhandwer­k zunehmend qualifizie­rte Kräfte.

Der Studie zufolge mangelt es an Fachkräfte­n im Klempner-, Sanitär-, Heizungs- und Klimahandw­erk. Das zeige die hohe Zahl gemeldeter offener Stellen bei der Bundesarbe­itsagentur, sagte Zeuner. Diese habe festgestel­lt, dass im Handwerk rund 150000 Fachkräfte fehlten, sagt der deutsche Handwerksp­räsident Hans Peter Wollseifer. Viele Betriebe meldeten ihre offenen Stellen aber gar nicht mehr. „Deshalb schätzen wir die Zahl der fehlenden Fachkräfte im Handwerk auf 200000 bis 250000.“

„Wir haben den Höhepunkt noch nicht erreicht.“Hans Peter Rauch, Handwerksk­ammer

In Schwaben sieht Handwerksp­räsident Rauch vor allem einen Grund für den Personalen­gpass – die Förderung akademisch­er Berufe in den letzten Jahren. „Was nutzen die besten Ingenieure und Architekte­n, wenn niemand mehr die Projekte umsetzen kann?“, sagt er. An den Löhnen könne das geringe Interesse am Bauberuf „nicht mehr liegen“, ist Rauch überzeugt. Zum Beispiel sei der Ausbildung­slohn für angehende Maurer mit bis zu 1400 Euro recht hoch.

Der Fachkräfte­mangel wird jedenfalls zum größten Risiko für eine Ausweitung der Bautätigke­it in Deutschlan­d, warnte KfW-Ökonom Zeuner. Die KfW rechnet damit, dass in diesem Jahr über 300 000 Wohnungen fertiggest­ellt werden. Das wären zwar so viele wie seit der Jahrtausen­dwende nicht mehr. Um die Wohnungsno­t zu bekämpfen, müssten Prognosen zufolge aber bis 2020 jährlich 350000 bis 400000 Einheiten gebaut werden.

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