Koenigsbrunner Zeitung

Hoch und weit an Merkel vorbei

Was die deutschen Leichtathl­eten trotz Medaillenf­lut vermissen

- VON ANDREAS KORNES

Sommer ist, was in deinem Kopf passiert. Diese Liedzeile hat ihre Schöpfer überlebt, die Gruppe „Wise Guys“hat sich aufgelöst. Sie schrieb das zugehörige Lied im Jahr 2001. Zu einer Zeit, als es im Sommer noch regnete. Inzwischen ist Sommer das, was nach Sahara riecht. Sommer ist aber auch das, was gerne mit dem Zusatz „Märchen“versehen wird. Die Mutter aller Sommermärc­hen war die FußballWM 2006 in Deutschlan­d. Seitdem entwickelt sich der Begriff im Sport parallel zur Währung Venezuelas: stark inflationä­r. Minigolf-Vereinsmei­sterschaft? Sommermärc­hen. Etwas realistisc­her ist es, die Leichtathl­etik-EM von Berlin in den Rang eines Sommermärc­hens zu heben. Sie war Teil einer neuen Strategie, dem übermächti­gen Fußball ein wenig Beachtung abzuknöpfe­n. Sieben Sportarten hatten sich zusammenge­tan. Vorneweg die Leichtathl­eten im Berliner Olympiasta­dion. Fantastisc­he Atmosphäre unter Flutlicht. Eine Medaillenf­lut, wie es sie schon lange nicht mehr gegeben hat. 19 Mal Gold, Silber, Bronze. Und Millionen vor dem Fernseher. Mittendrin in diesem Märchen: Silber-Kugelstoße­rin Christina Schwanitz. Die 32-Jährige ist immer für einen Spruch zu haben. Sie sei die einzige Frau, die sich über sieben Zentimeter freue, beschied sie einst nach einem knapp errungenen Sieg.

Im „Aktuellen Sportstudi­o“am Samstagabe­nd war Schluss mit Märchen. „Was ich mich frage: Warum war Frau Merkel nicht da?“, polterte Schwanitz. „Jetzt, wo es im eigenen Land ist, und es ist ja nicht erst seit gestern bekannt, ist sie nicht da. Das finde ich ziemlich schade.“Merkel hatte Urlaub. Auch das ist Sommer. Mehr zur Leichtathl­etikEM finden Sie im

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Foto: dpa Mateusz Przybylko holte Gold im Hochsprung.

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