Hoch und weit an Merkel vorbei
Was die deutschen Leichtathleten trotz Medaillenflut vermissen
Sommer ist, was in deinem Kopf passiert. Diese Liedzeile hat ihre Schöpfer überlebt, die Gruppe „Wise Guys“hat sich aufgelöst. Sie schrieb das zugehörige Lied im Jahr 2001. Zu einer Zeit, als es im Sommer noch regnete. Inzwischen ist Sommer das, was nach Sahara riecht. Sommer ist aber auch das, was gerne mit dem Zusatz „Märchen“versehen wird. Die Mutter aller Sommermärchen war die FußballWM 2006 in Deutschland. Seitdem entwickelt sich der Begriff im Sport parallel zur Währung Venezuelas: stark inflationär. Minigolf-Vereinsmeisterschaft? Sommermärchen. Etwas realistischer ist es, die Leichtathletik-EM von Berlin in den Rang eines Sommermärchens zu heben. Sie war Teil einer neuen Strategie, dem übermächtigen Fußball ein wenig Beachtung abzuknöpfen. Sieben Sportarten hatten sich zusammengetan. Vorneweg die Leichtathleten im Berliner Olympiastadion. Fantastische Atmosphäre unter Flutlicht. Eine Medaillenflut, wie es sie schon lange nicht mehr gegeben hat. 19 Mal Gold, Silber, Bronze. Und Millionen vor dem Fernseher. Mittendrin in diesem Märchen: Silber-Kugelstoßerin Christina Schwanitz. Die 32-Jährige ist immer für einen Spruch zu haben. Sie sei die einzige Frau, die sich über sieben Zentimeter freue, beschied sie einst nach einem knapp errungenen Sieg.
Im „Aktuellen Sportstudio“am Samstagabend war Schluss mit Märchen. „Was ich mich frage: Warum war Frau Merkel nicht da?“, polterte Schwanitz. „Jetzt, wo es im eigenen Land ist, und es ist ja nicht erst seit gestern bekannt, ist sie nicht da. Das finde ich ziemlich schade.“Merkel hatte Urlaub. Auch das ist Sommer. Mehr zur LeichtathletikEM finden Sie im