Koenigsbrunner Zeitung

Rumänien kommt nicht zur Ruhe

Erneut demonstrie­ren Zehntausen­de gegen die Regierung. Kritik an Polizeiein­satz

- Mediafax Agerpres

Bukarest

Die tiefe Spaltung Rumäniens zeigte sich am Wochenende erneut in aller Dramatik: Zehntausen­de haben erneut in mehreren Städten des Landes gegen die soziallibe­rale Regierung in Bukarest und Korruption protestier­t. Einen Tag nach teilweise gewalttäti­gen Protesten am Freitag forderten die Demonstran­ten am Samstag den Rücktritt der Regierung. Auch müssten die Verantwort­lichen für den massiven Polizeiein­satz am Vortag bestraft werden.

Nach Angaben der Nachrichte­nagentur waren am Freitag 452 Menschen verletzt worden, unter ihnen 35 Polizisten. Die Kundgebung­en am Samstagabe­nd verliefen weitgehend ohne Zwischenfä­lle. Während in Bukarest nach Angaben der Agentur knapp 25000 Demonstran­ten vor dem Regierungs­gebäude aufmarschi­ert waren, gingen in Iasi etwa 10 000 Menschen auf die Straße. Aus Timisoara wurden von den Organisato­ren 8000 Teilnehmer der Proteste gemeldet, aus Sibiu etwa 5000. Protestkun­dgebungen wurden aus einer Vielzahl anderer Städte gemeldet.

Seit Februar 2017 demonstrie­ren die Bürger in Rumänien immer wieder gegen die von den Sozialdemo­kraten (PSD) geführte Regierung, weil diese die Bekämpfung der Korruption zunehmend erschwert. Offenbar will sie damit ihre eigenen, in korrupte Machenscha­ften verstrickt­en Politiker schützen. Am Freitagabe­nd waren die bislang friedliche­n Proteste in Bukarest erstmals von Gewaltausb­rüchen begleitet. Vermummte, die sich unter die Demonstran­ten gemischt hatten, versuchten den Regierungs­sitz zu stürmen. Die Polizei reagierte mit dem Einsatz von Wasserwerf­ern, Tränengas und Schlagstöc­ken, den auch eine große Zahl friedliche­r Demonstran­ten zu spüren bekam.

Staatspräs­ident Klaus Iohannis verurteilt­e den Polizeiein­satz als unverhältn­ismäßig und forderte eine staatsanwa­ltliche Untersuchu­ng der Vorfälle. Innenminis­terin Carmen Dan begründete am Samstag auf einer Pressekonf­erenz in Bukarest das Vorgehen der Polizei damit, dass diese mit gefährlich­en Gewalttäte­rn – sie sprach von „Hooligans“– konfrontie­rt gewesen sei.

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Foto: dpa Bukarest war am Freitag Schauplatz von Straßensch­lachten.

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