Das Quetschie und sein hoher Preis
Junge Eltern haben häufig ihre liebe Not damit, dem Nachwuchs genau die Dinge auszureden, welche Kinder am liebsten essen. In unserem Fall haben sie meist mit Schokolade zu tun. Seit einiger Zeit gesellt sich ein bunter, vermeintlich gesünderer Konkurrent dazu, den wir zuletzt in hinteren Schrankbereichen verstecken mussten, damit er nicht in Sekundenschnelle im Kindermund verschwindet.
Es sind kleine, bunte Beutel mit einem dicken, großen Knauf, der sich aufdrehen lässt. Wie durch einen Strohhalm kann man dann Fruchtpüree schlürfen. Die meisten Eltern kennen die kleinen Beutel als Quetschies – praktisch gerade für unterwegs ... Die Fruchtkleckse zählen wir einmal nicht.
Ernährungsberater halten die Quetschies aber für zu süß. Fruchtpüree enthält Fruchtzucker, die Säure aus dem Obst kann zudem die Zähne angreifen. Mir erschienen die kleinen bunten Dinger zuerst eher als ein Müllproblem. Kurz nachgewogen: Auf 90 Gramm Fruchtmus kommen sieben Gramm Kunststoff. Der Quetschie-Knauf ist aus Vollplastik und wird sofort weggeworfen, die Folie aus Kunststoff und Alu scheint schwer wiederverwertbar zu sein. Geriete ein Quetschie jemals ins Meer, würde es wohl einen kleinen Fischschwarm mit Mikroplastik versorgen. Mittlerweile aber vermute ich, dass das Quetschie vor allem eines ist: ein gutes Geschäft für die Hersteller.
Quetschies bestehen aus Apfelmus, Traubensaft, Erdbeerpüree und ähnlichen Zutaten. Sie wiegen rund hundert Gramm und kosten mal 49 Cent, mal 75 Cent. Ein Schnäppchen.
Den wahren Preis macht aber erst der Vergleich deutlich: Denn für einen Euro bekommt man auch mal 700 Gramm Apfelmus.
Es scheint also, als könne man als Hersteller Apfelmus in seiner schönsten Form – als Quetschie – zum drei-, vier- oder fünffachen Preis verkaufen. Wer weiß, was man da in Zukunft noch in Plastik packen wird?