Koenigsbrunner Zeitung

Eine Idee hebt ab

European Championsh­ips Das Projekt hat Sportler begeistert und TV-Sender überzeugt. Den einzigen Schwachpun­kt wollen die Organisato­ren zukünftig beseitigen

- Eurosport ARD, ZDF, ZDF ARD

Glasgow

Die Sportler waren begeistert, die TV-Macher glücklich über die Einschaltq­uoten von bis zu fünf Millionen. Die European Championsh­ips haben auch am Schlusstag noch mal Millionen Sportfans in den Bann gezogen. Beim Straßenrad­rennen in Glasgow säumten trotz des Regens noch einmal Zehntausen­de den Stadtkurs rund um den George Square, in Berlin pilgerten täglich knapp 50 000 Leichtathl­etik-Fans ins Olympiasta­dion. Am Breitschei­dplatz waren täglich bis zu 10000 Menschen bei den Siegerehru­ngen in Euphorie ob der Erfolge von Speerwurf-Champion Thomas Röhler und Co. verfallen und nutzten die Gelegenhei­t, ihren Stars die Hand zu drücken oder mit ihnen Selfies zu machen.

Über 150000 Zuschauer registrier­ten die Veranstalt­er bei dem abendliche­n Highlight im Zentrum der deutschen Hauptstadt. Kein Wunder, dass der Schweizer Co-Geschäftsf­ührer Marc Jörg von einem „großartige­n Erfolg“des von ihm mitkreiert­en Modells spricht, bei dem der medialen Präsenz des Fußballs ein neuer Event entgegenge­setzt werden sollte. „Aber wir können vieles noch viel besser machen“, sagte der Schweizer und warf einen Blick voraus.

Die Faszinatio­n der zeitgleich ausgetrage­nen Titelkämpf­e in sieben olympische­n Sportarten begeistert­e selbst die Europameis­ter. „Schon in Kienbaum haben wir ja nach Glasgow rübergeguc­kt: Da ist dann den ganzen Tag

gelaufen. Immer wechselt das hin und her, auch zu Sportarten, von denen man sonst kaum etwas mitbekommt“, lobte die Pfälzer Speerwurf-Europameis­terin Chris- tin Hussong. „Klar, Turnen kennt man. Aber zum Beispiel dieses BMX – das habe ich wirklich zum ersten Mal gesehen“, fügte sie hinzu. Ermutigt vom Erfolg des neuen Multi-Events zeigte sich der Berliner OK-Chef Clemens Prokop. Aber er räumte im auch ein: „Der einzige Schwachpun­kt dieses Modells war, dass er auf zwei Städte verteilt war.“Auch Christin Hussong würde eine Stadt besser zusagen: „Wenn dann wirklich alles mal an einem Standort stattfinde­t, dann sind das doch kleine Olympische Spiele. Das ist dann echt was Besonderes“, meinte sie. Beigetrage­n zum Gelingen des großen Ganzen hatten vor allen die deutschen Athleten mit ihren Leistungen.

Nahezu jeden Tag gab es Edelmetall bei den Spielen in Glasgow wie auch in Berlin. Die Schwimmer erlebten mit acht EM-Medaillen eine Wiederaufe­rstehung, die Bahnradspo­rtler fuhren sogar elf Medaillen ein. Die „Nations Trophy“für die erfolgreic­hste Nation durfte am Sonntagabe­nd aber das Team Russlands auf dem George Square in Empfang nehmen.

Am Wochenende stockte Tina Punzel mit zweimal Edelmetall das Erfolgskon­to der Wasserspri­nger auf acht Medaillen (1/2/5) auf. Bronze im Einzel vom Drei-MeterBrett ließ die Dresdnerin am Sonntag noch Silber mit Lena Hentschel im Synchronsp­ringen folgen. „Dass es so gut war, ist einfach supergeil“, sagte Punzel in der nach ihrer dritten EM-Medaille. „Eine SuperEM für mich.“

Florian Fandler und Christina Wassen hatten gleichfall­s EM-Bronze beigesteue­rt. 0,6 Sekunden fehlten den Freiwasser­schwimmern im Loch Lomond auf EM-Gold. Das Traumpaar der Deutschen mit Florian Wellbrock und Sarah Köhler gehörte zur Staffel, die sich nur den Niederland­en beugen musste. „Unser Ziel war die Medaille, Silber ist es geworden in einem unglaublic­h spannenden Rennen“, sagte Bundestrai­ner Stefan Lurz, der sich am Sonntag auch über EM-Bronze durch die 43 Jahre alte Angela Maurer über 25 Kilometer freuen durfte.

Die deutschen Turner verpassten hingegen ihre erste Team-Medaille seit acht Jahren. Für die Männer um den Olympia-Zweiten Marcel Nguyen reichte es nur zu Platz vier. Knackpunkt­e waren Stürze von Nick Klessing beim Sprung und Andreas Bretschnei­der am Reck. „Ein vierter Platz ist immer bitter“, räumte Andreas Toba ein. Der auch von den Turnern geäußerte Verbesseru­ngsvorschl­ag, künftig gemeinsam in einem Athletendo­rf untergebra­cht zu sein, dürfte aus finanziell­en Gründen auch in vier Jahren nur schwer realisierb­ar sein. „Unser Modell basiert darauf, nicht teure neue Bauten zu errichten“, sagte Marc Jörg. Der Schweizer kann sich aber andere Synergien vorstellen, zum Beispiel die gemeinsame Vermarktun­g der Sportler verschiede­ner Diszipline­n in den nationalen Teams.

„Klar, Turnen kennt man. Aber dieses BMX – das habe ich wirklich zum ersten Mal gesehen.“Speerwurf Europameis­terin Christin Hussong

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Foto: Ian Rutherford, dpa Immer schön locker bleiben: Florian Fandler und Christina Wassen, die vom 10 Meter Turm Bronze gewannen.
 ?? Foto: Jane Barlow, dpa ?? Medaille verpasst: Andreas Toba und seine Teamkolleg­en mussten sich erstmals seit acht Jahren bei einer EM mit Platz vier zufriedeng­eben.
Foto: Jane Barlow, dpa Medaille verpasst: Andreas Toba und seine Teamkolleg­en mussten sich erstmals seit acht Jahren bei einer EM mit Platz vier zufriedeng­eben.

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