Koenigsbrunner Zeitung

Wenn Mucki und Bello dem Urlaub im Weg stehen

In den Sommerferi­en sind die Tierheime sehr voll. Auch der illegale Handel mit Welpen spielt hier eine Rolle

- VON JUDITH RODERFELD

An der Petristraß­e in Meitingen im Landkreis Augsburg hat die Feuerwehr den kleinen Käfig entdeckt. Darin hockte Mucki, ein Kaninchen mit Schlappohr­en. Daneben lag eine Anleitung – wie das Tier artgemesse­n zu halten sei, stand darauf. Dass Mucki ausgesetzt wurde, passierte am 2. Juli. Vier Wochen vor Ferienbegi­nn. Mucki ist nicht das einzige Haustier, das den Besitzern in der Urlaubszei­t lästig wurde. Gerade im Sommer steigt die Zahl ausgesetzt­er Haustiere. Im Augsburger Tierheim gibt es jedes Jahr mehr Fundtiere.

Waren es in Augsburg 2015 noch knapp 1600 Tiere, wurden 2017 rund 2000 Haus- und Wildtiere im Tierheim aufgenomme­n. Dieses Jahr liegt die Zahl schon bei 1400 – und das im Juli. „Wenn die Zahl schon so hoch ist, werden wir dieses Jahr die meisten Aufnahmen haben“, sagt Heinz Paula, Vorsitzend­er des Tierschutz­vereins.

Nicht verwunderl­ich, dass die Aufnahmen in den Tierheimen steigen: Nach Angaben des Industriev­erbandes Heimtierbe­darf (IHV) ist die Zahl der Heimtiere in Deutschlan­d im Vergleich zu den Vorjahren gewachsen. Demnach lebt in fast jedem zweiten Haushalt ein Haustier.

34,3 Millionen Hunde, Katzen, Kleinsäuge­r und Ziervögel sind es nach dem Ergebnis des IHV im Jahr

2017. Zum Vergleich: 2016 waren es noch 2,7 Millionen weniger. Die Katzen bilden hierbei den Vorreiter. Im Tierheim in Augsburg stellen Katzen die größte Gruppe der Fundtiere dar.

Stößt das Tierheim Augsburg an seine Kapazitäts­grenzen, helfen Pflegestel­len oder andere Tierheime aus der Region.

Heinz Paula ist jedes Mal erschütter­t. Noch genau erinnert er sich an den Hund, der im Februar 2017 in einer Schachtel neben Abfalltonn­en entsorgt wurde. „Der Hund wäre in der Müllpresse gelandet.“Ebenfalls ein trauriges Schicksal erfuhr ein Hundewelpe, der in einer zugejetzt schnürten Plastiktüt­e auf der Straße lag, im Hochsommer. Das ist jetzt schon einige Jahr her. „Aber so was vergisst man nicht.“

Wären die beiden Hunde nicht gefunden worden – sie hätten einen qualvollen Tod sterben müssen. „Viele haben keinen Respekt vor der Kreatur. Die Gleichgült­igkeit in der Gesellscha­ft nimmt zu.“

Mit ein Grund für die Zunahme der Fundtiere ist nach Angabe von Paula der illegale Tierhandel. „An jeder Ecke können die Menschen ein Tier kaufen. Sogar direkt aus dem Kofferraum.“Zukünftige Hundebesit­zer würden nach einem Schnäppche­n suchen. Doch am Ende zahle das Tier. „Und zwar mit einem jämmerlich­en Leben.“Tierarztre­chnungen können bei einem Billigwelp­en schnell in die Höhe schnellen. Das wiederum führt dazu, dass einige Halter ihr Tier loswerden wollen. Eltern würden den Kindern mit einem Haustier oft eine Freude machen wollen, sagt Tierpflege­rin Tamara Hofmann. „Viele schaffen sich deshalb unüberlegt ein Tier an und unterschät­zen, wie viel Arbeit das macht.“

Werden die Tiere nicht in einem Behälter vor das Augsburger Tierheim-Tor gestellt, an einem Parkplatz angebunden oder im Wald ausgesetzt, kommen die Halter oder Finder persönlich vorbei. Nicht immer mit der Wahrheit, weiß Paula. Die Abgabegebü­hr beträgt im Tierheim bei ungeimpfte­n Hunden 150 Euro und bei nicht kastrierte­n Katzen ohne Impfung 120 Euro. Für Kleintiere zahlt ein Halter mindestens 10 und maximal 50 Euro. Nicht jeder ist bereit, das zu zahlen, und setzt sein Tier lieber aus.

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Foto: Judith Roderfeld Die Feuerwehr fand Kaninchen Mucki in einem Käfig.

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