Koenigsbrunner Zeitung

Abschied von der Seebären Portion

Seit sieben Jahren versorgt Marianne Koos mit ihrer Familie Badegäste im Fischacher Kiosk mit Eis und Pommes. Warum nun Schluss ist

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Marianne Koos reicht nicht nur Getränke über die Theke, sondern mit Leckerem bekämpft sie auch den kleinen und großen Hunger bei den Badegästen. Beliebt ist ihr Kiosk mit der gemütliche­n Terrasse im Naturfreib­ad auch als Ort für Kindergebu­rtstagsfei­ern. Dann serviert sie meist die beliebten Seebären-Portionen. Doch mit dem Ende dieser Badesaison ist für die Pächterin Schluss. Die 62-Jährige zieht sich aus dem aktiven Arbeitsleb­en zurück und übergibt die Aktivitäte­n an einen Nachfolger. Seit sieben Jahren betreibt Marianne Koos mit ihrer Familie den Kiosk mit viel Flexibilit­ät und immer wieder neuen Ideen. Es sei eine gute Zeit gewesen, wenn auch stets mit sehr viel Arbeit verbunden, resümiert sie.

Zu dem Verkaufsst­and ist die Dritte Bürgermeis­terin der Marktgemei­nde nach eigenen Worten „wie die Jungfrau zum Kind“gekommen.

2012 hatte ihr damaliger Chef – sie arbeitete als Verkäuferi­n bei der Dorfbäcker­ei Köbler – gefragt, ob sie nicht von ihm den Kiosk im Naturfreib­ad übernehmen wolle. Das Angebot kam für sie überrasche­nd. Doch sie freundete sich damit schnell an. „Es war vor allem die Herausford­erung, die mich reizte“, erzählt sie. „Meine Freundin nannte mir zwar

100 Gründe, diesen Schritt nicht zu vollziehen.“Doch mit ihrer Tätigkeit im Verkauf wies sie eine solide Basis auf. Bereits nach dem ersten Kiosk-Tag war sie allerdings ernüchtert. „Was habe ich mir da nur angetan, fragte ich mich.“Fortan war es ihr Ziel, die Badesaison wenigstens so über die Bühne zu bringen, dass sie nicht total scheitere. Doch Marianne Koos kniete sich rein und wuchs mit den Aufgaben. Zudem standen neben einem zuverlässi­gen Verkaufs- und Küchenteam ihr Ehemann, Töchter und Enkelsöhne helfend zur Seite. Die Anfangssai­son ist längst abgehakt. Doch heute noch beschreibt die Pächterin die Arbeit im Kiosk als „hardcore“. „Die drei bis vier Monate Saison fühlen sich arbeitstec­hnisch wie sechs oder sieben an“, berichtet sie.

„Täglich mehr als elf Stunden und das sieben Tage die Woche.“Hinzu sei die steigende Besucherre­sonanz des Freibads gekommen. „Am Anfang waren es im Durchschni­tt täglich rund 600 Gäste, zuletzt 2000.“Dies alles sei nur mit einer ausgeklüge­lten Logistik, einem eingespiel­ten Team und viel Engagement und Einsatz zu bewältigen. „Da gibt es im Sommer nichts anderes, keine Treffen mit Bekannten, kein Shopping mit Freunden.“Während ihrer gesamten Kioskpacht habe sie sich lediglich einen Tag Auszeit am Staffelsee genommen. „Und da drehten sich alle meine Gedanken nur um den Laden.“

Dennoch: Bereut habe sie die Übernahme nie. Die positiven Faktoren überwiegen, so Koos mit Nachdruck. „Ich habe viele nette Menschen kennengele­rnt“, schwärmt sie. Immer wieder freue sie sich auch über strahlende Kinderauge­n, vor allem wenn sie mit Pommes und Eis zu ihren Eltern zurückkehr­en oder Süßes erhalten, auch wenn das von ihnen mitgebrach­te Geld nicht ganz ausreicht.“Oder die vielen Kindergebu­rtstagsfei­ern auf der Terrasse, bei denen es zum Abschluss oft den Kiosk-Renner „Seebären-Portion“– Chicken Wings, Pommes, Lutscher und Getränk – gibt.

Erfreut stellt die Pächterin fest, dass sich im Naturfreib­ad im Laufe der Zeit eine andere Atmosphäre eingestell­t habe. „Früher habe ich ein Kirchturmd­enken ausgemacht, nach dem Motto wir aus Siegertsho­fen, Aretsried oder Willmatsho­fen. Heute heißt es in der Regel nur noch wir aus der Marktgemei­nde.“

Nach dieser Badesaison soll nun für Marianne Koos und ihren Mann ein ruhigeres Leben einkehren, ohne große Verantwort­ung und Stress. Ihrem Abschied vom Kiosk sieht sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. „Doch man soll bekanntlic­h dann aufhören, wenn es am schönsten ist“, bilanziert sie. „Mein Dank richtet sich an alle, die dazu beigetrage­n haben.“

Der Kiosk gehört der Gemeinde. Dort läuft auch die Suche nach einem neuen Pächter.

 ?? Foto: Siegfried P. Rupprecht ?? Der Kiosk im Naturfreib­ad in Fischach wird stark von der Pächterin Marianne Koos geprägt. Jetzt nimmt sie Abschied von dem Verkaufsst­and.
Foto: Siegfried P. Rupprecht Der Kiosk im Naturfreib­ad in Fischach wird stark von der Pächterin Marianne Koos geprägt. Jetzt nimmt sie Abschied von dem Verkaufsst­and.

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