Koenigsbrunner Zeitung

Wohnungsno­t ist auch für Flüchtling­e ein Problem

Vor drei Jahren kamen zahlreiche Asylsuchen­de nach Augsburg. Seither hat sich in der Stadt viel getan. Aber es gibt drängende Fragen, die gelöst werden müssen

- VON MIRIAM ZISSLER ziss@augsburger allgemeine.de

Das Thema Flucht lässt sich nicht über einen Kamm scheren. Zu unterschie­dlich sind die Biografien der Geflüchtet­en, ihre Beweggründ­e, ihre Ziele. Zu unterschie­dlich sind aber auch die Erwartunge­n der Deutschen.

Eines ist sicher: In den vergangene­n drei Jahren hat sich viel getan. In der bundespoli­tischen Diskussion ging es vor drei Jahren um Willkommen­skultur und heute um Spurwechse­l, Bleibe-, Asyl- und Zuwanderun­gsrecht. In Augsburg übernachte­ten vor drei Jahren Flüchtling­e in der Turnhalle der Reischle’schen Wirtschaft­sschule. Heute sind geflüchtet­e Menschen im Alltag präsent. Sie sind täglich anzutreffe­n – ob als Mitarbeite­r in der Gastronomi­e, in der Pflege, im Putzdienst oder einfach am Königsplat­z, wo das freie WLAN nach wie vor gerne auch von Flüchtling­en genutzt wird.

Die Migration nach Deutschlan­d hat viele Gesichter. Kriminalit­ät ist eines davon, das darf nicht ausgeklamm­ert werden. Etwa jeder fünfte mutmaßlich­e Sexualstra­ftäter war im vorigen Jahr in Augsburg ein Zuwanderer. Auch bei anderen Delikten fallen Asylbewerb­er inzwischen häufiger auf. Das sind Einzelfäll­e, die – wie es für alle anderen Straftäter auch gilt – zeitnah und konsequent zu ahnden sind.

Integratio­ns- und Sozialarbe­it sind das beste Mittel zur Bekämpfung von Kriminalit­ät. Experten von Augsburger Einrichtun­gen wie der Verein „Brücke“, der sich um junge Straftäter kümmert, haben das im Blick. Daneben gibt es viele andere Beratungs- und Anlaufstel­len wie den Verein „Tür an Tür“oder das Freiwillig­en-Zentrum Augsburg, die den Geflüchtet­en unter die Arme greifen. Auch wenn es hie und dort gewisse Ermü- dungsersch­einungen gibt, ist das Netzwerk an ehrenamtli­chen Helfern in Augsburg immer noch groß und die Menschen sind sehr engagiert bei der Sache.

Vor allem auch durch die Unterstütz­ung der Helfer befinden sich heute viele Flüchtling­e schon zwei, drei Schritte weiter als noch vor drei Jahren. Der Wunsch nach Ausbildung und Arbeit ist groß. Dafür wurden und werden engagiert Sprach- und Integratio­nskurse besucht und Arbeiten gemacht, für die sich auf dem Arbeitsmar­kt sonst wenige Bewerber interessie­ren. Zahlen des Jobcenters und der Industrieu­nd Handelskam­mer belegen das.

Der Wunsch nach einer eigenen Wohnung ist ebenfalls groß, bleibt in vielen Fällen jedoch unerfüllt. In den Einrichtun­gen der Stadt und der Regierung von Schwaben leben derzeit rund 2000 Menschen. 40 Prozent von ihnen könnten ausziehen, finden aber keine Wohnung. Eine deprimiere­nde Situation. Das Leben in den beengten Unterkünft­en kann nicht von Dauer sein – oder muss neu durchdacht werden. Könnten die Unterkünft­e für einen längeren Aufenthalt hergericht­et werden? Wohnen hat sich nicht nur für Flüchtling­e zu einem großen Problem in Augsburg entwickelt. Doch auch für sie braucht es Lösungen.

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