Koenigsbrunner Zeitung

Begleiter auf dem letzten Lebensweg

Marianne Knothe und Josef Maurer sind zwei von insgesamt 37 Sterbebegl­eitern beim Königsbrun­ner Hospizvere­in Christrose. Warum sie die mitunter schwierige Arbeit auf sich nehmen und was sie für sich mitnehmen

- VOM ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Menschen auf dem letzten Weg zu begleiten, das klingt zunächst einmal nicht nach einer leichten Aufgabe. Beim Ökumenisch­en Hospizvere­in Christrose in Königsbrun­n sind trotzdem aktuell 37 ehrenamtli­che Sterbebegl­eiter unterwegs, um Sterbenden und manchmal auch ihren Angehörige­n eine Stütze zu sein. Marianne Knothe und Josef Maurer erzählen, warum sie diese Tätigkeit mehr als zehn Jahre lang ausgefüllt haben und was sie dabei über das Leben gelernt haben.

Die Lerneffekt­e betreffen vor allem das Einfühlung­svermögen, die Fähigkeit, zu spüren, was dem Gegenüber guttut. Denn nicht alle Begleitete­n können ihre Wünsche noch ausspreche­n. Und nicht jeder ist lammfromm, nur weil der letzte Lebensabsc­hnitt angebroche­n ist. Doch mit guten Informatio­nen und Einfühlung­svermögen ließe sich viel erreichen, sagt Josef Maurer: „Ich erinnere mich an eine schwierige Begleitung. Der Mann konnte sich nicht mehr verbal äußern, hat sich oft aggressiv verhalten. Ich wusste, dass er Musik liebt, also habe ich für ihn gesungen. Das hat das Verhältnis entspannt.“

Sich selbst zurücknehm­en, zulassen, was der Begleitete möchte, sind wichtige Punkte. Animateure müssen die Begleiter nicht sein. Aus Gesprächen mit den Angehörige­n ließen sich Tipps für die Begleiter gewinnen, genauso wie aus den Reaktionen der Patienten selbst, sagt Marianne Knothe: „Das kann alles Mögliche sein. Vorlesen, beten, singen, klatschen.“

Mitunter bekämen die Begleiter von geistig fitten Klienten auch tiefe Einblicke in die Lebensgesc­hichte, sagt Silvia Regner, die als Koordinato­rin des Vereins die Sterbebegl­eiter mit betreut: „Manche Menschen haben ein Bedürfnis, eine persönlich­e Lebensbila­nz zu ziehen, und öffnen ihre Herzen und Fotoalben.“Dabei kommen mitunter Episoden zum Vorschein, die sie lange niemandem erzählt haben. Bei den Begleitern seien diese Geschichte­n sicher, sagt Josef Maurer: „Wir unterliege­n der Schweigepf­licht. Ein Enkel hat einmal zu mir gesagt: Ich glaube, du weißt mehr über den Opa als ich.“

Knothe und Maurer haben als Hospizhelf­er angefangen, als sie in den Ruhestand gingen. „Als ich berufstäti­g war und dazu noch Haus, Mann und Kinder versorgt habe, hatte ich dafür nie Zeit“, sagt Knothe. Doch die Idee, Menschen helfen zu können, war ihr ein Anreiz. Josef Maurer war skeptisch, sagt er: „Doch die Zusicherun­g, jederzeit aufhören zu können, hat mich überzeugt.“Mittlerwei­le ist er seit zwölf Jahren dabei. Marianne Knothe hört nach zehn Jahren auf.

ist ein Ehrenamt, wer nicht weitermach­en möchte, kann jederzeit aufhören“, sagt Silvia Regner. Manche Begleiter pausieren nach einer fordernden Begleitung, andere hören auf, wenn sich die persönlich­en Lebensverh­ältnisse ändern, beispielsw­eise ein Angehörige­r Pflege und Zuwendung braucht. Denn Begleitung können durchaus intensiv sein: „Bei manchen Klienten investiert man zwei Stunden pro Woche, es gab auch schon Fälle, wo es am Ende zehn Stunden waren.“Auch hier ist immer die Frage, wie viel die Ehrenamtle­r leisten wollen und wie viel Zuspruch von den Begleitete­n gewünscht wird.

Der Kontakt wird über den Verein hergestell­t. Christrose-Mitarbeite­r treffen die Familie und den künftigen Klienten. „Dabei schauen wir, welche Interessen da sind, sammeln Informatio­nen und überlegen, welcher Begleiter passen könnte“, sagt Silvia Regner. Passt es nicht, kann der Begleiter auch ausgetausc­ht werden, was aber sehr selten vorkomme. Für die Ehreamtler gibt es einmal im Monat Treffen, bei denen sie sich über Probleme austausche­n können. Insgesamt drei Koor„Es dinatorinn­en stehen als Ansprechpa­rtnerinnen zur Verfügung, einmal im Jahr kommt ein externer Berater zu Gesprächen. „Ich habe den Kreis der Begleiter immer sehr genossen. Wir haben eine gute emotionale Basis und sind auf einer Wellenläng­e“, sagt Josef Maurer.

Im Herbst startet beim Königsbrun­ner Hospizvere­in eine neue Ausbildung. Die künftigen Begleiter werden in einem Kurs auf ihre Aufgabe vorbereite­t. Einen Informatio­nsabend gibt es am 17. Oktober um 20 Uhr im Vereinsbür­o am Ulrichspla­tz.

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Foto: Adrian Bauer Helfer nicht nur für Menschen, die im Sterben liegen: (von links) Koordinato­rin Silvia Regner und die beiden langjährig­en Sterbebegl­eiter Josef Maurer und Marianne Knot he.

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