Begleiter auf dem letzten Lebensweg
Marianne Knothe und Josef Maurer sind zwei von insgesamt 37 Sterbebegleitern beim Königsbrunner Hospizverein Christrose. Warum sie die mitunter schwierige Arbeit auf sich nehmen und was sie für sich mitnehmen
Königsbrunn Menschen auf dem letzten Weg zu begleiten, das klingt zunächst einmal nicht nach einer leichten Aufgabe. Beim Ökumenischen Hospizverein Christrose in Königsbrunn sind trotzdem aktuell 37 ehrenamtliche Sterbebegleiter unterwegs, um Sterbenden und manchmal auch ihren Angehörigen eine Stütze zu sein. Marianne Knothe und Josef Maurer erzählen, warum sie diese Tätigkeit mehr als zehn Jahre lang ausgefüllt haben und was sie dabei über das Leben gelernt haben.
Die Lerneffekte betreffen vor allem das Einfühlungsvermögen, die Fähigkeit, zu spüren, was dem Gegenüber guttut. Denn nicht alle Begleiteten können ihre Wünsche noch aussprechen. Und nicht jeder ist lammfromm, nur weil der letzte Lebensabschnitt angebrochen ist. Doch mit guten Informationen und Einfühlungsvermögen ließe sich viel erreichen, sagt Josef Maurer: „Ich erinnere mich an eine schwierige Begleitung. Der Mann konnte sich nicht mehr verbal äußern, hat sich oft aggressiv verhalten. Ich wusste, dass er Musik liebt, also habe ich für ihn gesungen. Das hat das Verhältnis entspannt.“
Sich selbst zurücknehmen, zulassen, was der Begleitete möchte, sind wichtige Punkte. Animateure müssen die Begleiter nicht sein. Aus Gesprächen mit den Angehörigen ließen sich Tipps für die Begleiter gewinnen, genauso wie aus den Reaktionen der Patienten selbst, sagt Marianne Knothe: „Das kann alles Mögliche sein. Vorlesen, beten, singen, klatschen.“
Mitunter bekämen die Begleiter von geistig fitten Klienten auch tiefe Einblicke in die Lebensgeschichte, sagt Silvia Regner, die als Koordinatorin des Vereins die Sterbebegleiter mit betreut: „Manche Menschen haben ein Bedürfnis, eine persönliche Lebensbilanz zu ziehen, und öffnen ihre Herzen und Fotoalben.“Dabei kommen mitunter Episoden zum Vorschein, die sie lange niemandem erzählt haben. Bei den Begleitern seien diese Geschichten sicher, sagt Josef Maurer: „Wir unterliegen der Schweigepflicht. Ein Enkel hat einmal zu mir gesagt: Ich glaube, du weißt mehr über den Opa als ich.“
Knothe und Maurer haben als Hospizhelfer angefangen, als sie in den Ruhestand gingen. „Als ich berufstätig war und dazu noch Haus, Mann und Kinder versorgt habe, hatte ich dafür nie Zeit“, sagt Knothe. Doch die Idee, Menschen helfen zu können, war ihr ein Anreiz. Josef Maurer war skeptisch, sagt er: „Doch die Zusicherung, jederzeit aufhören zu können, hat mich überzeugt.“Mittlerweile ist er seit zwölf Jahren dabei. Marianne Knothe hört nach zehn Jahren auf.
ist ein Ehrenamt, wer nicht weitermachen möchte, kann jederzeit aufhören“, sagt Silvia Regner. Manche Begleiter pausieren nach einer fordernden Begleitung, andere hören auf, wenn sich die persönlichen Lebensverhältnisse ändern, beispielsweise ein Angehöriger Pflege und Zuwendung braucht. Denn Begleitung können durchaus intensiv sein: „Bei manchen Klienten investiert man zwei Stunden pro Woche, es gab auch schon Fälle, wo es am Ende zehn Stunden waren.“Auch hier ist immer die Frage, wie viel die Ehrenamtler leisten wollen und wie viel Zuspruch von den Begleiteten gewünscht wird.
Der Kontakt wird über den Verein hergestellt. Christrose-Mitarbeiter treffen die Familie und den künftigen Klienten. „Dabei schauen wir, welche Interessen da sind, sammeln Informationen und überlegen, welcher Begleiter passen könnte“, sagt Silvia Regner. Passt es nicht, kann der Begleiter auch ausgetauscht werden, was aber sehr selten vorkomme. Für die Ehreamtler gibt es einmal im Monat Treffen, bei denen sie sich über Probleme austauschen können. Insgesamt drei Koor„Es dinatorinnen stehen als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung, einmal im Jahr kommt ein externer Berater zu Gesprächen. „Ich habe den Kreis der Begleiter immer sehr genossen. Wir haben eine gute emotionale Basis und sind auf einer Wellenlänge“, sagt Josef Maurer.
Im Herbst startet beim Königsbrunner Hospizverein eine neue Ausbildung. Die künftigen Begleiter werden in einem Kurs auf ihre Aufgabe vorbereitet. Einen Informationsabend gibt es am 17. Oktober um 20 Uhr im Vereinsbüro am Ulrichsplatz.