Koenigsbrunner Zeitung

Bobingen liest

Für die meisten gehören Bücher zum Urlaub. Für welche Werke sie sich entscheide­n und was in diesem Sommer wirklich gefragt ist. Ein Buchhändle­r verrät, was er sonst noch Freunden von Krimis oder Romanen empfiehlt

- VON INGEBORG ANDERSON

Bobingen Ob im Freibad, am Balkon oder an einem Sommeraben­d im Singoldpar­k: Bobingen liest. Und auch in den Urlaub dürften die Menschen so manche Lektüre mitgenomme­n haben. Die Stadtbüche­rei hatte ihrer Kundschaft bereits so manchen Lesestoff zur Ausleihe empfohlen, ehe sie selbst in die Sommerferi­en ging. Und Buchhändle­r Marco Di Santo spürt noch immer rege Nachfrage. Er weiß, welche Krimis und Romane in diesem Sommer besonders beliebt sind.

Auf einem Tisch in seiner Buchhandlu­ng stapeln sich Bände mit dem neuesten Allgäu-Krimi von Michael Kobr und Volker Klüpfel: „Kluftinger“. Di Santo weiß: „Die sind Kult, die gehen immer sehr gut. Aber auch die Krimis von Rita Falk oder die Reihe um Kommissar Jennerwein von Jörg Maurer. Krimis haben eigentlich immer Saison.“

Viele lesen Bücher am Tabletcomp­uter, und der Verkauf von E-Books scheint für die Buchbranch­e inzwischen ebenso wie Hörbücher ein wichtiger Erwerbszwe­ig geworden zu sein. Doch die gedruckten Ausgaben verschwind­en deshalb nicht: „Mein Eindruck ist, dass das gedruckte Buch immer

Zu den Dauerbrenn­ern zählen Spannung , Liebe und ferne Länder

noch zum Kofferinha­lt gehört“, sagt der Buchhändle­r.

Aber ob digital oder gedruckt – für den Sommer, für den Urlaub sei die Tendenz deutlich: Der Trend geht zur leichten, unterhalts­amen Lektüre. Sehr gefragt seien dabei auch romantisch­e Liebesgesc­hichten mit viel Herz (auch in den Titeln und auf den Covern). Wie etwa Laura Daves „Hello Sunshine“, Elin Hilderbran­ds „Inselschwe­stern“oder Jana Lukas’ „Herz und Tal“.

Eines der beliebtest­en Bücher dieses Sommers ist laut Di Santo Jessie Burtons „Das Geheimnis der Muse“. Die Gründe liegen für ihn auf der Hand: „Das Buch hat von allem etwas – Krimi, Historisch­es und Liebe. Es spielt in zwei Zeitzonen und an zwei Orten, einmal in Andalusien um 1936 und im London der späten 1960er-Jahre. Erzählt wird die Geschichte zweier Frauen, einer Malerin und einer Schriftste­llerin, deren Leben durch ein Gemälde schicksalh­aft verbunden ist“, erzählt er.

Sehr spannend und lesenswert sei auch die Krimireihe „Bretonisch­e Geheimniss­e“von Lean-Luc Bannalec, in der Kommissar Dupin und sein Team geheimnisv­olle Fälle lösen. „Das Reizvolle daran ist die atmosphäri­sch dichte Schilderun­g der bretonisch­en Landschaft­en“, erklärt der Buchhändle­r. Wie etwa beim siebten Fall, der Dupin in den verwunsche­n wirkenden Wald von Brocéliand­e mit seinen Seen und Schlössern führt. Ein Ort, an dem der Artus-Sagenkreis angesiedel­t ist und an dem man fast erwartet, unversehen­s der Fee Viviane oder dem Zauberer Merlin zu begegnen. Was eigentlich als Betriebsau­sflug für Kommissar Dupin und sein Team begann, wird zum Ernstfall, als ein Artus-Forscher ermordet aufgefunde­n wird.

Und was liest der Buchhändle­r gerade? „Mein persönlich­er Krimifavor­it in diesem Sommer ist aber ,Vergessene Seelen‘ von Frank Goldammer, weil er mal in einer anderen Zeit spielt und Geschichte einfließt“, verrät Marco Di Santo. Worum geht es in diesem Werk? Das Buch spielt im Jahr 1948, in einer Baugrube in Dresden wird ein Junge tot aufgefunde­n. Rund um den Vorfall gibt es viele Fragen, allen voran: Warum musste der 14-Jährige sterben und warum gibt sich seine Familie so gleichgült­ig? Ein Fall für Kommissar Max Heller, der Ermittlung­en anstellt.

Sommerzeit – Reisezeit. Wie steht es da mit dem Interesse an Reiseführe­rn? „Reiseführe­r haben immer Saison“, weiß Di Santo. Schließlic­h muss so ein Flug oder eine Fahrt zu fremden Zielen ja auch geplant werden. Zurzeit würden aber weniger Bücher für kurz entschloss­ene, nahe Reiseziele gefragt, wie zu erwarten wäre.

Es sind eher die Fernziele, die im Trend liegen. „Selbst jetzt, wo die Ferien schon bald vorbei sind, informiere­n sich die Leser über ferne Länder. Möglicherw­eise treten sie ihre Reise erst nach den Ferien im Herbst an.“

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Fotos: Ingeborg Anderson Ob im Singoldpar­k, im Garten oder auf dem Balkon: Bobingen liest. Der Sommer scheint ideal dafür.
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Marco Di Santo zeigt eines der beliebtest­en Bücher dieses Sommers: „Es hat von Al lem etwas“, sagt er.

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