Eine unheimliche Begegnung mit den Haien
Ein Abiturient aus Haunstetten erlebt in seinem Auslandsjahr auf Galapagos ein Tauchabenteuer / Serie (3)
Galapagos Je tiefer Felix taucht, desto größer wird der Druck auf seinen Ohren. Die Luftblasen der Taucher unter ihm steigen an ihm vorbei hinauf an die Meeresoberfläche. Mit seinem Tauchschein darf er offiziell 18 Meter tief tauchen. Doch wie weit unter der Wasseroberfläche er wirklich ist und wie weit die Haie tatsächlich von ihm entfernt sind, kann er kaum einschätzen. „Im Wasser ist es dunkel, und man kann Entfernungen irgendwann nicht mehr erkennen. Ob die Haie fünf oder 30 Meter entfernt waren? Keine Ahnung.“
Während Felix Zetzsches achtwöchigem Besuch auf den Galapagosinseln, in denen er als Volontär auf der Insel San Cristobal arbeitete, gab es auf der Nachbarinsel Santa Fé tatsächlich einen Haiangriff auf einen 45-jährigen Touristen, der glücklicherweise überlebte. Bei Felix’ Tauchgängen passierte zum Glück nichts. Doch er kann sich vorstellen, welche Panik der Tourist durchlebte. Über seine eigene Tauchtour vor dem Felsen Leon Dormido sagt Felix: „Du bist umgeben von Wasser, nicht abgesichert, und der einzige Tipp der Veranstalter ist: Es wäre gut, nicht zu bluten.“Die Haie schwammen auf ihn zu. „Du kriegst Todesangst“, erinnert sich Felix. „Du weißt nicht, ob die Haie abdrehen und ob du die Begegnung überstehst.“
Trotzdem war dieser Tauchgang eines der schönsten Erlebnisse seines gesamten Aufenthaltes. Außer den bis zu sechs Meter langen Hammerhaien und den äußerst neugierigen Galapagoshaien konnte Felix auch Rochen, schillernde bunte Fische und Schildkröten aus nächster Nähe betrachten und mit ihnen schwimmen. Je tiefer sie tauchten und je näher sie dem Meeresboden kamen, desto mehr Tierarten konnten Felix und seine Freunde erkennen. Und auch wenn die Taucher nicht durch einen Käfig abgesichert waren, legten die Veranstalter zumindest eine Sicherheitsmaßnahme fest: Ab 16 Uhr wurden die Tauchtouren beendet, da danach die Jagdzeit der Haie beginnt.
Die Tauchschule besuchte Felix schon in der zweiten Woche zusam- men mit seinem Freund Nick. Anfangs schnorchelten sie viel, die ersten Tauchversuche machten sie bei Schiffwracks in nicht allzu großer Tiefe und schwammen dort auch mit Rochen und Seelöwen. Den Padi Open Water Diver, seinen Tauchschein, erhielt er nach dem vierten Tauchgang, insgesamt kostete die Tauchschule 400 Dollar. Um tiefer als 18 Meter tauchen zu dürfen, braucht man den Fortgeschrittenenkurs. „Man muss erst einmal lernen, mit dem höheren Druck umzugehen“, sagt Felix. Neben dem Tauchen hat aber auch das Schnorcheln seine abenteuerlichen Seiten: Hierbei spielte Felix mit den neugierigen und schnellen Seerobben. „Eine ist mal direkt auf mich zugerast und erst zehn Zentimeter vor meinem Gesicht abgedreht.“
Denkt man bei so viel Aufregung eigentlich auch sehnsüchtig an zu Hause? „Eigentlich nicht“, sagt der 19-Jährige. „Ich hatte gar keine Zeit für Heimweh bei all den neuen Eindrücken.“In Galapagos vermisste er anfangs die europäische Küche, da es kaum Abwechslung und größtenteils Reis gab, doch er gewöhnte sich schnell daran. Außerdem fehlte im Vergleich zur Heimat auch etwas die Organisation und Ordnung. „Die Menschen sind weniger pünktlich, aber es stört auch niemanden“, sagt Felix. Zum Beispiel war der Beginn des Tauchkurses für 14 Uhr ausgemacht, der Lehrer kam allerdings später. So begann der Unterricht erst um 16 Uhr. Und auch die im Vergleich gute deutsche Internetverbindung fehlte Felix zeitweise. Zum Beispiel konnte er sich kaum über Touren informieren, da es lange dauerte zu googeln, und auch das Skypen mit seinen Freunden verlief eher holprig und mit schlechter Verbindung.