Türkei verhandelt mit Milizen
Offensive auf syrische Region Idlib droht
Beirut
Die Türkei steht nach Angaben von Aktivisten in intensiven Verhandlungen mit der bewaffneten Islamisten-Miliz Hajat Tahrir alScham (HTS) in Idlib über deren Auflösung, um so eine drohende Offensive der syrischen Regierungstruppen auf die Provinz an der türkischen Grenze abzuwenden. „Die Verhandlungen zwischen der Türkei und HTS laufen noch“, sagte Rami Abdel Rahman von der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag.
Russland habe die Auflösung der Allianz verlangt, die etwa 60 Prozent von Idlib kontrolliert, und andernfalls eine groß angelegte Offensive angekündigt, sagte der Leiter der in Großbritannien ansässigen oppositionsnahen Beobachtungsstelle, die sich auf ein Netzwerk von Aktivisten in Syrien stützt. „Der
Russland verlangt die Auflösung der Allianz
Beginn der Offensive hängt vom Erfolg oder Scheitern dieser Gespräche mit HTS ab“, sagte Abdel Rahman.
In Kommentaren auf ihrem Propagandakanal schloss HTS eine Auflösung nicht aus. „Eine Auflösung, sollte sie geschehen, würde intern vom Konsultativrat der Allianz beschlossen und nicht von örtlichen oder ausländischen Kräften diktiert werden“, hieß es. HTS suche nach einer Lösung, um „den befreiten Norden Syriens“vor einer Offensive des „kriminellen Regimes und seiner Verbündeten“zu bewahren, erklärte die Allianz. Wie viel Einfluss die Türkei auf die HTS-Allianz um den früheren syrischen Al-Kaida-Ableger Al-Nusra hat, ist unklar. „Das Verhältnis der Türkei zu HTS ist kompliziert und kann am besten als kooperative Feindschaft bezeichnet werden“, sagte die Expertin Elizabeth Teoman vom Institute for the Study of War.
Die Türkei unterhält in Idlib zwölf Beobachtungsposten zur Überwachung einer regionalen Waffenruhe, was ohne die Duldung von HTS nicht möglich wäre. Ankara fürchtet im Fall einer Offensive eine massive Fluchtbewegung. In Idlib leben rund drei Millionen Menschen, davon viele Vertriebene aus anderen Landesteilen.