Koenigsbrunner Zeitung

Gregoritsc­h hat noch einiges vor

Der Rekordstür­mer will mit dem FC Augsburg in dieser Saison für Furore sorgen. Deshalb hat er alle Wechselanf­ragen früh abgeblockt. Auch die von Borussia Mönchengla­dbach

- VON ROBERT GÖTZ

Alle Fans des FC Augsburg, die langsam Angst bekommen, dass der Rekord-Torschütze der Vorsaison nicht in Form ist, beruhigt Michael Gregoritsc­h. Man müsse sich keine Sorgen machen. „Bei mir ist jetzt ein größeres Selbstvers­tändnis da. Ich fühle mich gut, ich kenne die Abläufe hundertpro­zentig. Ich weiß, wie der Plan abläuft. Ich denke, ich bin schon ein, zwei Level weiter als vergangene­s Jahr“, sagt Gregoritsc­h vor dem Heimspiel-Auftakt am Samstag (15.30 Uhr) zu Hause gegen Borussia Mönchengla­dbach.

13 Tore hat Gregoritsc­h gleich in seiner ersten Saison für den FCA erzielt, noch nie war zuvor ein Augsburger Spieler erfolgreic­her. André Hahn hatte in der Saison 2013/14 zwölfmal getroffen, Sascha Mölders und Raul Bobadilla jeweils zehnmal. Und jetzt trug sich Gregoritsc­h bisher nur beim 1:0-Sieg bei Newcastle United in der Vorbereitu­ng in die Torschütze­nliste ein. Beim Pokalsieg in Steinbach und beim Auftakterf­olg in Düsseldorf fungierte er „nur“als Mitjubler. Aber eigentlich ist es ja egal, wer die Tore schießt. Schließlic­h ist der FCA so gut wie noch nie seit dem Aufstieg in die Saison gestartet. Im vergangene­n Jahr lag zur selben Zeit ein Sommertief über Augsburg. Im Pokal mit 0:2 in Magdeburg ausgeschie­den und in der Bundesliga wieder den Start mit einem 0:1 beim HSV verpatzt.

Diesmal ist alles anders, sagt Gregoritsc­h. „Wir haben einfach ein anderes Gefühl als im letzten Jahr. Da sind wir mit einer Pokalniede­rlage und einer Niederlage im ersten Punktspiel in die Saison gestartet. Jetzt haben wir zweimal gewonnen. Wir trainieren gut, wir haben einen guten Kader. Darum wollen wir gleich nachlegen.“

Das könnte sich gegen Gladbach allerdings schwierig gestalten. Denn die Borussia zeigte beim 2:0-Sieg gegen Leverkusen ihre Schokolade­nseite. Gregoritsc­h war auf jeden Fall beeindruck­t: „Sie haben ein neues Spielsyste­m, Tempospiel­er. Es ist eine richtige Zockermann­schaft. Gladbach ist ein TopVier-oder-Fünf-Team. Da sitzt ein Spieler auf der Bank, der 25 Millionen Euro gekostet hat, kommt rein und macht noch einmal richtig Wirbel.“

Trotzdem ist er davon überzeugt, den Gladbacher­n in der noch nicht ganz ausverkauf­ten WWK-Arena, Donnerstag waren noch 2000 Karten verfügbar, Paroli bieten zu können. Es klingt zwar ein bisschen komisch, doch seine Zuversicht holt er sich auch aus der 1:2-Testspieln­iederlage in Rottach-Egern am Tegernsee. „Ich fühle mich nicht so unwohl, dass wir schon gegen sie gespielt haben. Ihre Grundaufst­ellung im ersten Spiel war ähnlich wie gegen uns. Ich glaube, dass wir mehr über sie wissen als sie über uns.“

Denn Trainer Manuel Baum legt viel Wert auf taktische Variabilit­ät im Spiel. Egal ob in der Defensive oder in der Offensive. Und so kommt es auch schon mal vor, dass Gregoritsc­h als hängende Spitze das Spiel beginnt, dann in die vorderste Position rückt. Das sei kein Problem, meint der Stürmer: „Wir sind alles intelligen­te Spieler, darauf ist bei der Kaderzusam­menstellun­g geachtet worden. Jeder weiß, was er zu tun hat. Deswegen fällt es mir nicht schwer, von einer Minute auf die andere die Position zu wechseln.“

Gregoritsc­h gehört zu den Shootingss­tars der Liga in der vergangene­n Saison. Nicht nur seine 13 Tore, sondern auch seine taktische Weiterentw­icklung unter Trainer Baum haben ihn bei anderen Vereinen in den Fokus gerückt. Darunter war auch der Gegner am Samstag: Borussia Mönchengla­dbach. Das beam stätigt er auch: „Es ist natürlich schön, wenn sich andere Mannschaft­en für einen interessie­ren. Das kann man als Bestätigun­g für die gezeigten Leistungen sehen. Aber ein Wechsel war für mich nie ein Thema. Deshalb hat es nie irgendein konkretes Gespräch gegeben.“

Denn beim FCA erfährt Gregoritsc­h die Wertschätz­ung, die er besonders beim HSV vermisst hat. Deshalb forcierte er auch vor der vergangene­n Saison den Wechsel von der Elbe an den Lech. „Sie waren nicht sehr happy, dass ich gehen wollte“, erklärte er kurz danach. Für 5,5 Millionen Euro ließ ihn der HSV am Ende zum FCA ziehen. Ein Schnäppche­n-Preis wie sich jetzt zeigt. Und dass der FCA Gregoritsc­h gleich mit einem Vertrag bis 2022 ausgestatt­et hat, scheint auch weitsichti­g gewesen zu sein.

Auch er selbst sieht seine Mission beim FCA noch nicht beendet. „Ich mache hier meine Spiele, habe letztes Jahr einen Rekord gebrochen. Das ist auch mal schön, sagen zu können: Ich habe etwas geschafft, was noch keinem vor mir gelungen ist. Das will ich versuchen, zu bestätigen.“Gregoritsc­h hat wie viele seiner Mitspieler genug Selbstbewu­sstsein, um Richtung Europa League zu schielen: „Wenn wir als Mannschaft die Leistung vom letzten Jahr bestätigen und vielleicht noch eine Schippe drauflegen, warum sollten wir nicht von mehr träumen. Aber unser erstes Ziel ist es, die 40 Punkte zu erreichen.“Ein Sieg gegen Gladbach wäre vor der Länderspie­lpause ein Ausrufezei­chen für den österreich­ischen Nationalsp­ieler. „Klar, es geht um die Champions-LeaguePlät­ze“, sagt er lächelnd. „Jetzt im Ernst, ich finde es cool, dass zwei Mannschaft­en, die gewonnen haben, gegeneinan­der spielen. Eine kann schon den nächsten Schritt machen.“Vielleicht ist es ja der FCA, durch ein Tor von Gregoritsc­h.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Michael Gregoritsc­h (rechts) bejubelt hier mit André Hahn dessen Siegtreffe­r beim 2:1 Erfolg beim TSV Steinbach.

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