Koenigsbrunner Zeitung

Olympische­s Flair beim TC Augsburg

Nicolas Kiefer schlägt bei der deutschen Ü40-Mannschaft­smeistersc­haft auf

- VON ROBERT GÖTZ

Es ist noch gar nicht so lange her, da zahlten Tennis-Fans hohe Eintrittsp­reise, um Nicolas Kiefer, 41, spielen zu sehen. Wie zum Beispiel am

21. August 2004 bei den Olympische­n Spielen in Athen. Gemeinsam mit Rainer Schüttler war Kiefer in das olympische Doppel-Finale gegen das chilenisch­e Duo Gonzalez/ Massu eingezogen. Die beiden Deutschen waren dicht davor, sensatione­ll Gold für Deutschlan­d zu holen. Im Tiebreak des vierten Satzes hatten sie gleich vier Matchbälle, vergaben sie aber. Am Ende stand eine 2:6, 6:4, 6:3, 6:7, 4:6-Niederlage auf der Anzeigetaf­el. Die Tränenbild­er von Kiefer und Schüttler (beide mit einem Lorbeerkra­nz auf dem Kopf) sind auch 14 Jahre später noch in Erinnerung.

Am Samstag und am Sonntag gibt es den ehemaligen Weltrangli­stenVierte­n zum Nulltarif auf der Anlage des TC Augsburg zu sehen. Dort spielen die vier besten Ü40-Tennisteam­s Deutschlan­ds (TC Augsburg, TC GW Ratingen, TC BW Bohlsbach, TC SCC Berlin) ihren Meister aus. Der inzwischen 41-jährige Kiefer tritt als Nummer eins beim TC GW Ratingen an. Er ist aber nicht der einzige Ex-Weltklasse­spieler. Titelverte­idiger TC BW Bohlsbach (ein Ortsteil von Offenburg) reist zum Beispiel mit Alexander Waske und den Tschechen David Prinosil und Jiri Novak an.

Am hellsten strahlt aber das Olympia-Silber von Kiefer. Eine Medaille im Tennis für das eigene Land zu holen, dies gelingt nicht vielen Sportlern. Dennoch passte diese Niederlage zu der langen Karriere von Kiefer, der lange als der Nachfolger von Boris Becker galt. An dessen Erfolge kam Kiefer nie heran. Er gewann sechs Titel auf der ATP-Tour. Zu einem Grand-SlamSieg reichte es für den ehemaligen Weltrangli­sten-Vierten nie, das beste Resultat war die Halbfinalt­eilnahme bei den Australian Open 2006.

Doch die Lust am Tennisspie­len hat Kiefer nie verloren. Er ist in der Tennisbase in Hannover als Trainer und Berater beschäftig­t und auch Tennis-Experte des Robinson Clubs, eine hundertpro­zentige Tochter des in Hannover ansässigen Tourismus-Riesen TUI.

Dass Kiefer sich mit dem TC GW Ratingen als einer von Regionalli­gaMeistern qualifizie­rt hat, war erwartet worden, dass aber der TC Augsburg als Süd-Ost-Meister im Quartett der Großen mitspielen darf, war selbst für die Augsburger Spieler überrasche­nd.

„Das ist eine Riesensach­e. Wir waren schon öfters nahe dran, vor einigen Jahren haben wir im entscheide­nden Spiel im Match-Tiebreak verloren. Heuer wollten wir einen gesicherte­n Mittelfeld­platz und dann lief alles optimal“, erzählt Mannschaft­sführer Uli Bengeser. Bengeser und seine Teamkolleg­en Alexander Windisch, Christian Weis, Michael Austen, Thomas Walter, Werner Kraupa, Jan Micolaicza­k und Peter Böck gewannen alle sieben Spiele.

Da diesmal turnusmäßi­g der SüdOst-Meister mit der Ausrichtun­g der deutschen Meistersch­aft dran ist, geben sich in Augsburg die ehemaligen Weltklasse­spieler ein Stelldiche­in. „Es ist natürlich super, wenn man gegen solche Spieler antreten kann“, freut sich Bengeser.

Ganz chancenlos ist der TCA nicht. Schließlic­h war der 46-Jährige selbst schon Zweitliga-Spieler (TC Neusäß), wurde Christian Weis vor wenigen Tagen Vizeweltme­ister in der Altersklas­se 50 und ist Alexander Windisch derzeit Weltrangli­stendritte­r in derselben Altersklas­se. „Wir sind Außenseite­r. Alexander ist im Urlaub. Es sind die einzigen Tage, die er mit seiner Familie verbringen kann“, sagt Bengeser.

Bengeser hofft auf trockenes Wetter und viele Zuschauer: „Von den Namen her ist es ein TopEvent.“

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Foto: Odd Andersen Nicolas Kiefer (links) und Rainer Schüttler präsentier­en mit leerem Blick ihre Silber medaillen 2004 in Athen.
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Uli Bengeser

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