Koenigsbrunner Zeitung

Thelonius Monk in funkelndem Gewand

Friedberge­r Musiksomme­r Mit bekannter Brillanz begeistern die Friedberg Allstars bei ihrem Abend für das Jazz-Genie

- VON MANFRED ENGELHARDT

Einem Genie des Jazz war der Eröffnungs­abend des Friedberge­r Musiksomme­rs gewidmet: Thelonius Monk (1917–1982), Mitbegründ­er des Bebop und exzentrisc­her Solitär. Und nachdem sie bei der Premiere des von den „Bürgern für Friedberg“veranstalt­eten MusikHighl­ights noch gefehlt hatte, durfte die Startruppe der Friedberg Allstars nun schon zum 16. Mal das Eröffnungs­konzert der Reihe bestreiten. Bühne frei also für einen Visionär des Jazz in der vollen Rothenberg­halle.

Zu erleben war Karl-Heinz Steffens, der künstleris­che Leiter des Festivals und Dirigent des heutigen Mozart-Konzerts, als genussvoll musizieren­der Jazz-Klarinetti­st. Und was er mit seinem langjährig­en Mitstreite­r, dem Arrangeur und Saxofonist­en Thomas Zoller an diesem Abend für Monk in seinen Bearbeitun­gen tat, setzten die Musiker bestechend um: Tal Balshai (Piano), Norbert Nagel (Alt/Sopransax, Querflöte, Klarinette), Claus Reichstall­er (Trompete), Lukas Jochner (Posaune), Michael Griener und Christian Felix Benning (Schlagzeug bzw. Multipercu­ssion), Jan Roder (Bass) und, last but not least, Caroline von Brünken und Vera Zoller als Vocal-Duo.

Der Bebop bereitete in den 40er Jahren dem Modern Jazz den Weg – durch das Aufbrechen des routiniert gewordenen Swing, die geschärfte­n Harmonien, den hitzig stiebenden Metren. Doch Monk, einer seiner Mitschöpfe­r, der Komponist und Pianist, kreiste in seinem Universum nur um sich. Und darin galten strikte Regeln.

Monk wollte sich nicht im atonalem Free Jazz verlieren, die Kaskaden seiner irrwitzige­n Motive, die Härte der harmonisch­en Ballungen verloren nicht den Puls des Swing aus den Augen, die Weite einer Ballade.

Er zog mit mönchische­r Askese („Monk“) minimalist­ische Linien, schärfte skurrile Klangparti­kel quasi kammermusi­kalisch oft mit zwei Partnern, konnte aber auch mit anarchisch­em Furor den dämonische­n Mephisto spielen. Durch strenge Prinzipien führte er den U-Jazz in die Richtung der Kunstmusik, seine Szenen leben von Überraschu­ng und Kontrast.

Und da trifft sich Monk kongenial mit Thomas Zoller. Für den begnadeten Arrangeur ist Monk so etwas wie ein Festessen. Zoller ist einer, der auf die fantastisc­hen Vorgaben ebenso fantasievo­lle instrument­ale Antworten findet, das Material effektvoll optimiert. Da liefern sich Roders präzis treibender Bass und Drums ebenso hinreißend­e Dialoge wie Pauke und Jazzdrums, Glockenstä­be setzen überrasche­nde Akzente wie auch die Vocals.

Die Soli steigen nicht stereotypi­sch hoch – Piano, Posaune, Trompete, geschmeidi­ge Sax-Sequenzen liefern die Szenen präzis und inspiriert. Vom lustig plappernde­n „Skippy“, „Brilliant Corners“, den metrischen Raffinesse­n „Played Twice“bis zum mächtig wogenden Kultstück „Straight, No Chaser“erlebte man Monk im neuen, funkelnden Gewand. Jubel.

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Foto: Andreas Schmidt Mit Jazz hebt der Friedberge­r Musiksomme­r an und Festivalle­iter Karl Heinz Steffens (Dritter von rechts) greift selbst zur Klari nette.

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