Neues Krankenhaus öffnet im Oktober
Ein Tag der offenen Tür ist in Aichach am 7. Oktober geplant. Drei Wochen später ziehen voraussichtlich die Patienten um. Warum es noch immer keinen genauen Zeitplan gibt
Aichach
Seit fast genau vier Jahren wird gebaut. Jetzt stehen für das neue Aichacher Krankenhaus entscheidende Wochen bevor. Läuft alles, wie zuletzt geplant, findet am 7. Oktober ein Tag der offenen Tür statt. Ende Oktober ziehen die Patienten vom benachbarten Altbau ins neue Haus um.
Noch ist nichts in Stein gemeißelt. Denn alles hängt von den Abnahmen der großen Gewerke durch Sachverständige ab. Mit ihnen prüfen erstmals externe Fachleute, ob das Gebäude auf dem Stand der Technik ist: Funktioniert die Klimaanlage, hält die Lüftung im OPBereich die Partikel-Grenzwerte ein, wurden die Arbeiten bei Starkund Schwachstrom ordnungsgemäß ausgeführt? Mit solchen Fragen beschäftigen sich die Sachverständigen bis Ende September.
Je nachdem, wo und wie viele Nachbesserungen nötig sind, muss der Zeitplan für den Umzug oder – bei größeren Problemen – auch der Termin für den Tag der offenen Tür geändert werden. Dr. Krzysztof Kazmierczak, Geschäftsführer der Kliniken an der Paar mit den Standorten Aichach und Friedberg, sagt: „Wenn die großen Abnahmen durch sind, können wir die Genehmigung beantragen, dass das Krankenhaus seinen Betrieb aufnehmen kann.“
Auch von den Firmen, die beispielsweise die Radiologie, die Lampen in den OP-Sälen oder die Betten in der Geburtshilfe sowie weitere medizinische Geräte um- beziehungsweise neu aufbauen, hängt viel ab. Sie haben zum Teil noch Betriebsferien. Am 12. September sollen daher bei einem Treffen die Zeitpläne nachjustiert werden. Dann ist auch klar, wie die ersten Abnahmen gelaufen sind.
Die Kunst wird sein, die letzten Bauarbeiten mit den medizinischen Abläufen unter einen Hut zu bekommen. Denn das Krankenhaus muss die ganze Zeit über seine Patienten weiter versorgen. Allein mit der Planung des kompletten Umzugs ist eine Firma beauftragt.
102 Betten hat das Aichacher Krankenhaus bisher, auf über 130 ist der Neubau ausgelegt. Eigentlich sollte dort längst operiert werden. Doch der Zeitplan musste mehrfach überarbeitet werden. Vor vier Jahren war von einem Umzug zum Jahreswechsel 2016/2017 ausgegangen worden. Daraus wurde nichts. Auch spätere Termine zerschlugen sich. Heuer im Frühjahr krachte es gewaltig im Werkausschuss des Kreistags, als das Architekturbüro einräumen musste, dass auch die erst wenige Monate zuvor festgelegte Frist im Sommer wieder nicht zu halten war. Einer der Gründe: Die Firmen waren nicht mit der zugesagten Personalstärke auf der Baustelle. Nun soll es also die letzte Oktoberwoche werden. Es gibt noch viel zu tun. Der Klinik-Geschäftsführer hat deshalb seinen Sommerurlaub gestrichen. Anders manche der beteiligten Firmen. Kazmierczak: „Einige hatten zwei, drei Wochen Urlaub. Das hat uns ziemlich getroffen.“
Auch die Finanzen standen immer wieder im Fokus der politischen Diskussion. 50 Millionen Euro soll der Neubau kosten, rund die Hälfte trägt der Freistaat. Kazmierczak zufolge, der allerdings auf den Stand von vor sechs Wochen verweist, wird es wohl auf eine Punktlandung hinauslaufen. Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten, die etwa aus anfänglichen Problemen mit dem Baugrund resultierten, sind dabei nicht eingerechnet. Am 17. September gibt es im Werkausschuss neue Zahlen.
Der Neubau mit seinen effizienteren Arbeitsabläufen soll helfen, das Defizit der Kliniken an der Paar zu senken; größter Verlustbringer ist das Haus in Aichach. Der Negativrekord stammt von 2002: Damals musste der Landkreis für seine Kliniken ein Minus von über fünf Millionen Euro ausgleichen. In den vergangenen beiden Jahren waren es noch immer jeweils zwei Millionen. Weil deutlich bessere Ergebnisse angekündigt waren, geriet der Klinik-Geschäftsführer intern massiv unter Druck. Doch der Landkreis hielt an ihm fest. Angesichts des aktuellen Booms in der Baubranche und der stark gestiegenen Preise sagt Kazmierczak: „Wir hatten richtig Glück. [...] Der heutige Marktwert der Klinik – baulich und inklusive der Medizintechnik – wäre wohl bei 70 Millionen Euro.“