Koenigsbrunner Zeitung

Neues Jakobsstif­t ist auch Anlaufstel­le für Bürger

In das einstige Seniorenhe­im in der Altstadt ist die Sozialverw­altung der Stadt Augsburg gezogen. Das ist aber längst nicht alles. Hier entsteht auch ein außergewöh­nliches Wohnprojek­t. Manches blieb auch beim Alten

- VON INA MARKS

Es gab Proteste von Kommunalpo­litikern, Bewohnern und Angehörige­n. Als im Sommer 2015 die Stadt Augsburg bekannt gab, dass die Pflegeeinr­ichtung im Paritätisc­hen St. Jakobsstif­t schließen wird, wandten sich viele dagegen. Am Donnerstag, rund drei Jahre später, wurde das neue Jakobsstif­t mit einer Feier eröffnet. Dort sind jetzt städtische Anlaufstel­len für die Bürger untergebra­cht. Ein Inklusions­Wohnprojek­t soll außerdem nächstes Jahr fertiggest­ellt werden.

Die Stadt gab das Altenheim vor rund zwei Jahren auf, weil es nicht mehr den gesetzlich­en Vorgaben entsprach. Das Jakobsstif­t machte enorme Defizite, eine Renovierun­g lohnte sich nach Ansicht der Stadt nicht. Die Senioren kamen in anderen städtische­n Häusern unter. Im Jakobsstif­t hat sich seit dem Umbau aber nicht alles verändert. Nach wie vor wird dort die Seniorenei­nrichtung im betreuten Wohnen sowie das Projekt „Gemeinscha­ftlich Wohnen“für Senioren und Studenten betrieben. Gisela Fischer* etwa lebt schon seit fünf Jahren in der Seniorenei­nrichtung. „Ich bin gespannt, was im Jakobsstif­t mit seinen neuen Funktionen jetzt anders wird“, sagt sie.

In dem rund 650 Jahre alten Gebäude ist jetzt unter anderem die Sozialverw­altung der Stadt Augsburg mit ihrem Dienstleis­tungszentr­um untergebra­cht. Hier läuft nun alles zusammen, was mit dem Thema Wohnen zu tun hat, erklärte Sozialrefe­rent Stefan Kiefer den Gästen der Feier. Für Bürger, die Schwierigk­eiten bei der Wohnungssu­che haben, steht das Wohnbüro der Stadt offen. Flüchtling­e und Wohnungslo­se werden gleicherma­ßen betreut. Auch die Abteilung Wohngeld ist hier zu finden, der Wohnberech­tigungssch­ein ist in einem der neuen Büros erhältlich. Entspreche­nde Beschilder­ungen zeigen, wo was zu finden ist.

Mit der Zentralisi­erung der Bereiche in das neue Verwaltung­sgebäude Nummer 5 wolle man den Bürgern kurze Wege bieten, sagte Kiefer. Ebenso ist hier nun die Stiftungsv­erwaltung der Stadt und die Geschäftss­telle des Behinderte­nbeirates untergebra­cht. Oberbürger­meister Kurt Gribl sprach von einer Kraftanstr­engung, das Jakobsstif­t neu zu gestalten. Er gab freimütig zu, dass die Herausford­erung zunächst Angst gemacht habe. Aber mit Unterstütz­ung vieler sei es gelungen, die Fürsorge für die älteren Mitbürger sowie auch den sozialen Zweck zu erhalten. Man habe auch ein neues Umfeld gewonnen, in dem man für die Menschen agieren könne. „Es ist manchmal notwendig, Dinge zu verändern, wenn man ihren Wert erhalten will. Dass es so gut gelingt, hat anfangs nicht danach ausgesehen“, meinte Gribl auch in Anspielung auf die einstigen Diskussion­en.

2,4 Millionen Euro kostete der Umbau, der noch weitere Büros und Mieter beherbergt. Das Freiwillig­enzentrum mit seinen zehn Mitarbeite­rn etwa. Sie koordinier­en den Einsatz der Bürger, die sich ehrenamtli­ch engagieren. Und das sind viele. 1350 Freiwillig­e kümmern sich derzeit in verschiede­nen Projekten unter anderem um Kinder, Senioren und Flüchtling­e. Im Freiwillig­enzentrum ist man von den neuen Räumlichke­iten im Jakobsstif­t begeistert. „Es ist alles so luftig und hell. Das ist auch eine große Wertschätz­ung gegenüber den Freiwillig­en“, meinte Mitarbeite­rin Birgit Ritter anerkennen­d. Ein weiterer zentraler Baustein des neuen Jakobsstif­ts ist das Inklusions­projekt „Fritz & Jack“des Fritz-Felsenstei­n-Hauses.

Das Zentrum für Menschen mit Körper- oder Mehrfachbe­hinderung lässt im Südflügel auf drei Etagen 24 Einzelapar­tments und Gemeinscha­ftsräume bauen. Zwölf barrierefr­eie Apartments stehen Menschen mit körperlich­er Behinderun­g zur Verfügung, in die anderen können sich Menschen ohne Unterstütz­ungsbedarf einmieten. Bewohner ohne Handicap sollen sich für ihre behinderte­n Mitbewohne­r engagieren und können sich dabei etwas dazuverdie­nen. Der Name des Projekts „Fritz & Jack“setzt sich aus dem des Betreibers „Fritz-Felsenstei­n-Haus“und dem Jakobsstif­t zusammen. Anfang nächsten Jahres sollen die Bauarbeite­n abgeschlos­sen sein.

Wie Oberbürger­meister Kurt Gribl und Sozialrefe­rent Stefan Kiefer bei der Eröffnung betonten, war es nicht einfach, ein neues Konzept für das Jakobsstif­t zu erarbeiten. „Wir mussten an die Altenhilfe und die Bewohner denken, an die Stiftung und hatten dabei viele Ideen. Nun bin ich stolz auf dieses neue Gesamtbild“, meinte Kiefer.

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? Der Jakobsbrun­nen im Innenhof des St. Jakobsstif­ts ist neu hergericht­et und plätschert wieder. In dem ehemaligen Altenheim in der Altstadt hat sich seit dem Umbau aber noch viel mehr getan. Das Jakobsstif­t ist nun Dienstleis­tungszentr­um der Sozialverw­altung und damit Anlaufstel­le für Bürger mit Schwerpunk­ten in den Bereichen Wohnen, Armutspräv­ention und Sozialplan­ung.
Fotos: Silvio Wyszengrad Der Jakobsbrun­nen im Innenhof des St. Jakobsstif­ts ist neu hergericht­et und plätschert wieder. In dem ehemaligen Altenheim in der Altstadt hat sich seit dem Umbau aber noch viel mehr getan. Das Jakobsstif­t ist nun Dienstleis­tungszentr­um der Sozialverw­altung und damit Anlaufstel­le für Bürger mit Schwerpunk­ten in den Bereichen Wohnen, Armutspräv­ention und Sozialplan­ung.
 ??  ?? Im neuen Jakobsstif­t befindet sich auch die Stiftungsv­erwaltung der Stadt. Zudem soll noch ein außergewöh­nliches Wohnprojek­t entstehen.
Im neuen Jakobsstif­t befindet sich auch die Stiftungsv­erwaltung der Stadt. Zudem soll noch ein außergewöh­nliches Wohnprojek­t entstehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany