Ein Jahr voller Spaß, aber auch voller Zweifel
Armin Schweikert veröffentlicht seinen ersten Roman – er handelt von Freundschaft, Liebe und einer Verfolgungsjagd auf acht Rädern quer durch Europa. Warum sich der Untermeitinger als Autor versucht
Untermeitingen
Armin J. Schweikert ist ein fröhlicher Mensch, der das Leben genießt. Der Untermeitinger lächelt oft und gerne, gestenreich erzählt er von den vergangenen Monaten, die ihn viel Zeit gekostet, aber noch viel mehr Spaß gebracht haben. Er ist glücklich, dass er am Ende einer langen Reise angelangt ist, in der er – gerade zum Schluss hin – immer wieder Zweifel an sich selbst, aber auch Angst vor den Reaktionen seiner Mitmenschen hatte.
Schweikert hat sein erstes Buch veröffentlicht – im Alter von 53 Jahren. „Ein Buch zu schreiben war keiner meiner Kindheitsträume. Mein ehemaliger Deutschlehrer würde vermutlich sagen: Das geht gar nicht“, sagt der Untermeitinger und lacht. Und doch hat es Schweikert getan. Aus einem einfachen Grund: Da er gerne liest, wollte er es einmal selbst probieren. Er mag gerne leichte Kost, wie er über sich sagt; zum Abschalten nach einem anstrengenden Tag. „Es geht um ganz normale menschliche Geschichten. Diese möchte ich erreichen und mit meinem Buch abholen“, sagt Schweikert. Außerdem wollte er auch mal etwas Analoges machen, da er seit 37 Jahren in der IT-Branche tätig ist.
Abgeholt wird auch die Protagonistin in seinem Debütroman. Tina, eine 29-jährige Bankberaterin, sitzt im Rollstuhl. Sie unternimmt einen Roadtrip mit einem ihrer Kunden, Pete, der sie von ihrem Elternhaus abholt und mit ihr vom Ammersee bis ins spanische Tarifa, die südlichste Stadt des europäischen Festlands, fährt. Auf dem Weg dorthin müssen die beiden, zusammen mit einigen von Petes Freunden, allerlei Hindernisse bewältigen, und Pete hat keinerlei Erfahrung oder Kontakt zu Menschen, die im Rollstuhl sitzen. Genau wie er selbst, sagt Schweikert: „Ich war quasi ahnungslos, aber dadurch auch unbefangen und befreit.“
Hilfe holte er sich erst, als die Geschichte fertig war: Bei einer beruflichen Veranstaltung traf Schweikert eine Frau im Rollstuhl. „Ich habe ihr von meinem Buch erzählt und sie gefragt, ob sie es lesen würde. Ich wollte wissen, ob das alles ein Schmarrn ist, was ich schreibe, oder doch realitätsnah.“Zum Glück sei vieles richtig gewesen, erinnert sich der Untermeitinger. Einige Nuancen habe er dennoch ändern müssen. So habe ihn die Bekannte beispielsweise darauf aufmerksam gemacht, dass ein Rollstuhlfahrer nicht von „fahren“sprechen würde, sondern von „gehen“.
Roman „Rolli mit Allrad“behandelt die zu bewältigende Hürden der jungen Rollstuhlfahrerin Tina – beispielsweise ihre übervorsichtigen Eltern, die ihr wenig zutrauen. Doch das ist nur ein Aspekt der Geschichte. Vieles dreht sich um die Freude und den Spaß am Leben, dass nichts unmöglich ist – wenn man es sich nur zutraut. „Viele Menschen stehen auf den ersten Blick vielleicht nicht zwingend auf der Sonnenseite des Lebens. Aber man kann trotzdem Spaß haben und Liebe erfahren“, sagt Schweikert.
Spaß hatte der Untermeitinger auch beim Schreiben seines mehr als 400 Seiten starken Erstlingswerks. Wenn er Zeit und Lust hatte, schrieb er seine Gedanken nieder, wenn nicht, wurde schon mal wochenlang keine einzige Zeile verfasst. „Ich wollte mich nicht unter Druck setzen und haben nur geDer schrieben, wenn ich wollte. Es gab ja keinen Abgabetermin“, sagt der 53-jährige Unternehmer. Nach einem Jahr des Schreibens veröffentlichte er die Geschichte von Pete, Tina, ihrem von Seite zu Seite immer unsympathischer werdenden Ex-Verlobten und einer Verfolgungsjagd quer durch Europa im Selbstverlag. Schweikert suchte sich ein professionelles Lektorat, denn wenn er etwas mache, dann soll es vernünftig sein.
Bevor das Buch veröffentlicht wurde, gab er es vier Menschen zum Gegenlesen. „Man denkt, dass das Buch gut ist, aber die Angst vor negativen Reaktionen war da. Die Befürchtung, dass es zerrissen wird, war auf jeden Fall vorhanden“, sagt Schweikert. Wurde es nicht, doch ein paar Kritikpunkte gab es trotzdem. „Du musst ein Ende haben; da darf nicht so viel Interpretationsspielraum sein“, wurde ihm gesagt. Schweikert fügte deshalb ein weiteres Kapitel samt Epilog an.
Seit Kurzem ist das Buch im Handel sowie über das Internet erhältlich. Das Schreiben selbst habe sich Schweikert deutlich schwieriger vorgestellt. Geholfen hat ihm eine unkonventionelle Vorgehensweise: Er schrieb zuerst das drittletzte Kapitel – so hatte er das Ziel im Visier, wusste, wohin die Reise geht und konnte die Geschichte darauf ausrichten, sagt der Untermeitinger. Trotzdem hatte er immer wieder Zweifel: Ist das überhaupt interessant und spannend, was ich da schreibe, fragte sich Schweikert oft. Die bisherigen Reaktionen auf sein Buch sind, wie die bisherigen Rezensionen im Internet zeigen, positiv ausgefallen.
Wenn es nach dem 53-Jährigen geht, wird es nicht bei diesem einen Buch bleiben. „Ich habe bereits drei weitere Geschichten im Kopf, aber erst einmal schaue ich, wie es mit dem Buch läuft und setze mich nicht unter Druck“, sagt er. Denn Lesen und Schreiben sollen weiterhin eine Entspannung sein. Wenn er nicht gerade mit Büchern beschäftigt ist, verbringt der Familienvater viel Zeit in seinem Garten oder unternimmt Ausflüge mit seiner Frau. Eine solch ungewöhnliche Reise wie die von Tina und Pete hat er aber noch nicht erlebt.
Der unkonventionelle Roadtrip einer Bankberaterin im Rollstuhl