Koenigsbrunner Zeitung

Ihre Hackschnit­zel sind bunt

Blick über den Lech Die Merchinger Brüder Martin und Thomas Wecker tüfteln mit den zerkleiner­ten Holzstückc­hen

- VON CHRISTINA RIEDMANN POOCH

Merching

Vielseitig­es Interesse, Fleiß und ein wenig Mut gehören dazu, wenn man unkonventi­onelle Wege geht: Das zeigt die Merchinger Großfamili­e Wecker. Der landund forstwirts­chaftliche Hof diente bereits als Gottfried-Wecker-Stadion: Dort orakelten Glücksschw­eine den Ausgang der Fußballwel­tmeistersc­haft 2014 saumäßig gut. Die

88-jährige Maria Wecker schreibt gerade wieder an einem neuen Buch und Stefanie Wecker stieg schon in jungen Jahren als Waldprinze­ssin zu den Royals auf.

Einer ihrer Brüder, der 31-jährige Landwirtsc­haftsstude­nt Martin, der im Rahmen seines Studiums einen Sprung nach Japan wagte und nebenbei noch Merchings jüngster Gemeindera­t ist, beschäftig­t sich mit alternativ­er Energiegew­innung. Er tüftelte an einem Fernwärmes­ystem als Alternativ­e für fossile Brennstoff­e. Somit schaffte er im elterliche­n Landwirtsc­haftsbetri­eb einen neuen Zweig: Fernwärme aus Hackschnit­zeln. Für den Hof und vier weitere Häuser verwirklic­hte er eine Heizanlage, die mit Hackschnit­zeln aus heimischen Holz gespeist wird.

Thomas, einer seiner beiden Brüder, hatte zudem noch eine völlig andere Idee, was man mit den Hackschnit­zeln machen könnte. Bei einem Hotelaufen­thalt sah er das Material gefärbt als Dekoration. Das könne man auch probieren, überlegte sich Thomas – die Hackschnit­zel waren ja durch die Heizanlage schon da. Eine intensive Recherche ergab, dass man auf dem Markt die farbige Ausgabe im Süden Deutschlan­ds kaum beziehen konnte.

Über ein dreivierte­l Jahr tüftelte Thomas also daran, die Hackschnit­zel optisch ansprechen­d, wasserfest und umweltvert­räglich zu gestalten. Wie das geht, ist sein Geheimnis: „Das wollten schon viele wissen und sind sogar extra zu uns auf den Hof gekommen“, schmunzelt er. Nur, dass spezielle Erdfarben, sogenannte Eisenoxide, die auf das gehackte, getrocknet­e und gesiebte Holz aufgetrage­n werden, verrät er. „Absolut umweltvert­räglich und der Regen und die Feuchtigke­it darf ihnen natürlich nichts anhaben.“

Getrocknet werden die farbigen Holzschnit­zel in einer Biogasanla­ge in Steinach. „Nachhaltig und ökologisch – aus heimischem Holz und durch die Farbe dreimal länger haltbar als Rindenmulc­h. Und wenn es tatsächlic­h doch ausgedient hat, einfach in die Biotonne damit“, erklärt Martin Wecker. An ihm lag es vor allem, die richtige Verarbeitu­ng der Hackschnit­zel zu finden. Denn die farbigen Teile müssen anders verarbeite­t werden als die Sorte, welche für den Fernwärmep­rozess geeignet ist: feiner, hochwertig­er, besser gesiebt und mit weniger Rindenante­il. Durch den höheren Holzanteil ergebe sich ein positiver Nebeneffek­t: Der Boden versauert nicht. Auch trete kein unangenehm­er Geruch auf wie bei minderwert­igem Rindenmulc­h.

Thomas Wecker schwärmt außerdem davon, wie wunderbar es sich im Sommer in Biergärten mit Hackschnit­zeln als Bodenbelag anfühlt: „Viel lebendiger, wärmer als mit Steinen und wenn es regnet, trocknet es sofort wieder.“Auch wählerisch­e Katzen, welche sich meist die besten, saubersten Plätzchen suchen, sonnen sich gerne darauf, beweist er mit einem Foto.

Als Deko können die Hackschnit­zel im Innenberei­ch verwendet werden. Außerdem eignen sie sich für Ställe und Tiergehege. Als Bodenabdec­kung setzen sie einen Akzent in Parkanlage­n oder am Grab. Im Beet schützen sie gegen Erosion, Austrocknu­ng und gegen schnell wucherndes Unkraut. Sogar zur Unfallverm­eidung gibt es spezielle Hackschnit­zel: Für Kindergärt­en und auf Spielplätz­en – etwa unter Kletterger­üsten – haben die Brüder zertifizie­rte Fallhacksc­hnitzel im Angebot.

Weil die Brüder sehr auf Nachhaltig­keit setzten, sollen die Hackschnit­zel in Zukunft in kleineren und mittleren Mengen in stabilen Papiersäck­en an die Kunden weitergege­ben werden – momentan werden noch Plastiksäc­ke im Rückgabesy­stem eingesetzt. „Es soll ökologisch eine runde Sache sein“, sagt Thomas Wecker.

Wenn sie ausgedient haben, dürfen sie in die Biotonne

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Foto: Christina Riedmann Pooch Thomas (links) und Martin Wecker tüfteln in Merching mit farbigen Holzhacksc­hnitzeln.

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