Koenigsbrunner Zeitung

Vernetzung gehört zum guten Ton

Die Funkausste­llung präsentier­t Trends. Haushaltsg­eräte bilden einen großen Schwerpunk­t der Messe. Selbst der Staubsauge­r ist inzwischen „intelligen­t“

- Fotos: Robert Bosch GmbH

Berlin Die Vernetzung von Hausgeräte­n aller Art gehört auch dieses Jahr wieder zu den Top-Trends auf der IFA in Berlin. Die intelligen­te Hausbeleuc­htung lässt sich selbst von der Ferne aus steuern, der Saugrobote­r hört aufs Wort. Ideen für das „smarte“Zuhause sind auf der Messe allgegenwä­rtig. Und der Digitalver­band Bitkom sieht ein wachsendes Interesse an entspreche­nden Nutzungssz­enarien. Demnach plant mehr als ein Drittel der Menschen in Deutschlan­d die Anschaffun­g einer „smarten“Lösung.

Dabei ist das „Smart Home“keineswegs eine neue Erfindung. Den Begriff gebe es bereits seit 20 Jahren, sagt Sunggy Koo, bei Samsung für smarte Anwendunge­n und das Internet der Dinge zuständig. Entspreche­nde Produkte vor allem aus dem Bereich Hausgeräte würden aber nur sehr langsam von den Verbrauche­rn angenommen. Die Lebenszykl­en etwa von Waschmasch­inen oder Kühlschrän­ken sind um ein Vielfaches länger als etwa ITProdukte, ein Kühlschran­k wird höchstens nach sieben, acht Jahren durch ein neues Modell ausgetausc­ht. „Wir stehen erst ganz am Anfang der Entwicklun­g“, sagt Koo. Deshalb seien ein erkennbare­r Mehrwert und leichte Installati­on für den Verbrauche­r besonders wichtig.

In der IFA-Halle des südkoreani­schen Elektronik­konzerns dürfte man jedoch schwerlich ein Gerät finden, das sich nicht vernetzen lässt. Mit SmartThing­s bietet Samsung eine Plattform, über die alle Geräte auch miteinande­r kommunizie­ren und sich zentral übers Smartphone steuern lassen. Auch Bosch zeigt, wie über eine offene Plattform die Waschmasch­ine selbststän­dig Waschmitte­l nachordert oder der Kühlschran­k Lebensmitt­el erkennt und den idealen Aufbewahru­ngsort vorschlägt. Philips hat seine smarte Lampen-Reihe Hue deutlich erweitert und zeigt zahlreiche neue Möglichkei­ten, die Beleuchtun­g zu Hause individuel­l per Smartphone-App zu steuern.

Laut Bitkom sind intelligen­te Hausgeräte längst aus der Nische herausgewa­chsen. Jeder vierte Mensch in Deutschlan­d hat demnach bereits mindestens eine SmartHome-Anwendung im Haushalt. Aktuell bringt die Sprachsteu­erung von Lautsprech­ern in Sachen einfache Bedienung frischen Wind in den Markt. Heute verfügen laut Branchenve­rband bereits 13 Prozent der Menschen in Deutschlan­d ab 18 Jahren zu Hause über einen „Smart Speaker“. Mit ihnen ist die Vernetzung verschiede­ner Geräte kein Zauberwerk mehr und hat die nötige Alltagstau­glichkeit erreicht.

Bosch zeigt auf der IFA etwa auch seinen neuen Roboter-Rasenmäher, der sich nun mit Amazons Alexa steuern lässt und mit Hilfe von Künstliche­r Intelligen­z besser auf Hinderniss­e reagieren kann. Die Telekom startet derzeit den Betatest seines eigenen smarten Lautsprech­ers und will mit eben diesem Gerät „Made in Germany“den großen Anbietern Amazon, Google und Apple Paroli bieten. Und die Branche geht davon aus, dass das erst der Anfang ist.

Einen großen Entwicklun­gssprung dürfte das vernetzte Zuhause künftig aber auch mit Hilfe von Künstliche­r Intelligen­z machen, schätzt Koo. „Künstliche Intelligen­z wird zum wesentlich­en Part des Smart Home.“Bisher habe es hauptsächl­ich Automatisi­erungen gegeben, etwa bei Licht- oder Klimaanlag­en. Das Smart Home von heute gehe mit KI aber weit darüber hinaus. „Es wird künftig bessere Services geben, als nur automatisc­h das Licht steuern zu können.“Seit so vielen Jahren werde vom Smart Home gesprochen, dabei hapere es noch immer an den Basics wie etwa einheitlic­he Standards, sagte Markus Fest, Chef des Münchner Unternehme­ns Eve Systems. Das Unternehme­n bietet Komponente­n etwa für die Lichtsteue­rung, das Sprinklers­ystem im Garten oder intelligen­te Steckdosen an, die über die Apple-Plattform HomeKit steuerbar sind. Bislang arbeite man ausschließ­lich mit Apple zusammen, da es das einzige Unternehme­n sei, das zusichert, die Daten nicht zu sammeln und gegebenenf­alls sogar weiter zu verwenden, sagte Fest. Eve Systems verzichtet aus Gründen der Datenspars­amkeit deshalb auch bewusst darauf, Nutzerdate­n in einer eigenen Cloud-Plattform zu speichern. Der Sprecher des Chaos Computer Clubs, Linus Neumann, rät Verbrauche­rn generell, sich darüber im Klaren zu sein, dass mit Hilfe smarter Geräte Daten gesammelt würden. Es sei zu fragen, ob diese dann jeweils auch zu kommerziel­len Zwecken genutzt werden müssten. „Produkte wie der Herd oder die Spülmaschi­ne werden zu den neuen Datenquell­en der großen Konzerne.“

Doch selbst bei Haushaltsg­eräten gibt es noch andere Themen als nur die Vernetzung. „Die Energieeff­izienz ist noch immer ein Thema, aber nicht mehr so stark im Vordergrun­d“, sagt Claudia Oberascher von der Initiative Hausgeräte+ in Berlin. „Die Geräte sind insgesamt schon sehr effizient geworden.“Die Hersteller justieren aber noch in Details nach, Miele zum Beispiel bei der Effizienz von Waschmasch­inen. Hintergrun­d ist, dass die Geräte am effiziente­sten laufen, wenn sie komplett voll sind. Mit der neuen Funktion „Single Wash“sollen sich nun auch für Kleinstmen­gen Wasserund Energiever­brauch sowie die Programmla­ufzeit anpassen lassen.

Und dann ist da ja noch die Optik. Die Hersteller von Haushaltsg­eräten setzen punktuell auf Farbe. Dieser Trend kommt in Wellen immer mal wieder hoch – aber bisher hat noch keine Revolution in Küche, Bad und Keller stattgefun­den. Claudia Oberascher erwartet keinen konsequent­en Farbwandel für Geräte, die Teil der Küchenfron­t sind wie Spülmaschi­ne und Ofen. Und auch nicht bei Geräten, die noch gerne versteckt werden im Bad oder Keller wie die Waschmasch­ine: „Auch hier ist das Design zwar insgesamt schicker geworden, aber in Deutschlan­d hat man sie gerne noch immer unauffälli­g.“

Neben Weiß erkennt Oberascher aber derzeit eine Tendenz zu schwarzen Geräten. Ähnlich sieht das Volker Irle, Geschäftsf­ührer der Arbeitsgem­einschaft Die Moderne Küche (AMK). Beliebt sind seiner Ansicht nach für die neuen WohnKoch-Ess-Landschaft­en dunkle und matte Farben, die elegant wirken vorzugswei­se Schwarz. Das gilt auch für Einbaugerä­te, die oft schwarzes Sicherheit­sglas und Designelem­ente aus dunkel eloxiertem Edelstahl haben.

Weiß und Schwarz dominieren die Optik

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Foto: Getty Die Technik schreitet weiter voran: Eine Besucherin der Funkausste­llung schaut in ei nen smarten Kühlschran­k von Samsung.
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Der erste Waschtrock­ner mit i DOS Do sierautoma­tik.
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Schwarz ist im Trend – auch in der Kü che, wie hier von der Firma Bosch.

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